400.000 Kilometer – Eine Schadstoffbilanz

Kurz vor dem Jubiläum

Kurz vor dem Jubiläum

Freude schöner Götterfunken. Heute ist es dann soweit gewesen: Mein Audi hat die magische 400.000 Kilometer-Marke geknackt. 10 mal um die ganze Welt. In 14 Jahren. Zeit für mich, mir zumindest ein paar Gedanken zu machen, ob das wohl mein persönlicher Beitrag zum Klimaschutz sein könnte, denn die Meinungen zum Klimawandel und zum Umweltschutz gehen weit auseinander. Ich stelle jetzt einmal eine blauäugige Milchmädchenrechnung an und bin gespannt, was Sie zu ergänzen / zu kommentieren haben. Vorsorglich lege ich die Schutzkleidung an… Also los…

Mein Audi hat seit dem Jahre 1993 nun 400.000 Kilometer zurück gelegt. Bei einem durchschnittlichen Benzinverbrauch von 15 Litern Super macht das 60.000 Liter Super (oh jeh mir wird jetzt schon ganz schlecht). Legt man einen CO2 Ausstoß von 300g/km zugrunde, hat der Wagen in seinem bisherigen Leben 120 Tonnen davon rausgeblasen. Nur der Vollständigkeit halber: In dem verbrauchten Kraftstoff steckt eine Energie von rund 260.000 Kilowattstunden. Aber lassen Sie uns lieber nicht vom Wirkungsgrad eines Verbrennungsmotors sprechen, da wird Ihnen ganz anders. So Tacho, mach ihn rund:

Eine runde Zahl

Eine runde Zahl

Tataaaa! *tusch* Meine Mama schimpft schon seit einiger Zeit mit mir, warum ich mir nicht endlich ein umweltfreundlicheres Auto zulege. Einen schicken zeitlosen Golf. Der hohe Benzinverbrauch und der katastrophale CO2 Emissionswert des alten V8 seien doch wirklich nichts für ein gutes Gewissen, schließlich habe ich zwei Kinder und die wollen doch auch noch etwas von dieser Welt atmen. Aber liebe Mama. So einfach ist das nicht. Neue Autos entstehen ja nicht einfach aus dem Nichts, die müssen gebaut werden. Und alte Autos müssen dann verschrottet werden. Und neue Autos verbrauchen ja AUCH Benzin, oder nicht? Pass auf:

Nehmen wir einmal an, ich hätte die letzten 200.000 Kilometer nicht in meinem Dickschiff, sondern in einem eleganten neuen Golf 4 zurück gelegt. Mal unabhängig von den teuer zu behandelnden Depressionen kämen wir auf folgende Werte:

Auf dieser Strecke würden dann bei einem Schnittverbrauch von 8 Litern/100km 16.000 Liter getankt worden sein (würden worden sein, was ist das für ein Tempus?), also eine Differenz von 14.000 Litern. Bei 160g CO2/km läge das Designwunder bei 32 Tonnen, also eine Differenz von 28 Tonnen CO2. Stimmt das nachdenklich? Ja, ABER:

  • Bei der Produktion eines normalen Neuwagens werden 200.000 Liter (das sind 200 Tonnen!) Frischwasser verbraucht.
  • Für den Produktionszyklus wird die Energie von rund 1400 Litern Benzin verbraucht
  • Aus einer Produktionslackiererei werden jährlich rund 180.000 Tonnen Sondermüll in Form von Schlamm entsorgt
  • Alle Zulieferer verursachen auf ihren Wegen Umweltschäden
  • Die Entsorgung meines Audis würde weitere 6000 Kilowattstunden Energie verschlingen
Der Jubilar und sein Herrchen

Der Jubilar und sein Herrchen

Das alles habe ich also der Umwelt erspart, weil ich meine alte Karre weiter fahre und sie ja sogar seit 20.000 Kilometern mit LPG bewege, aber das habe ich hier einmal vernachlässigt. Also die Arme in den Himmel gestreckt bei 400.000 Kilometern? Bin ich ein guter Mensch, der die Umwelt schont, weil er KEINEN Neuwagen hat produzieren lassen? Und bin ich eigentlich doof, weil ich bei dem Jubiläums-Foto meinen Kopf und die gereckten Arme abgeschnitten habe? Nein, das ist gewollt, irgend jemand sagt immer, ich soll hier nicht so viel Selbstdarstellung betreiben und meine Bilder auf das Auto reduzieren. Also bitte, hier hast du.

Das Milchmädchen

Das Milchmädchen

Und was haben wir hier? Das ist das 350 Jahre alte Milchmädchen von Vermeer. Natürlich spielen in eine solche Rechnung noch sehr viel mehr Faktoren rein. Ein Neuwagen schafft genau wie das Recyceln von Altfahrzeugen Arbeitsplätze (die Produktion von Unmengen von Ersatzteilen allerdings auch). Weiterhin spielen in diese Rechnung auch die anderen Kosten mit hinein, Reifenabrieb, Schmiermittel, Öle und Flüssigkeiten, die Frage, ob man überhaupt ein Auto fahren muss, was 280PS hat und 15 Liter verbraucht. Aber darum geht es mir hier nicht, ich möchte keine empirisch belegte wissenschaftliche Studie veröffentlichen. Aber wenn Sie das nächste mal in eine der beliebten Schadstoff-Diskussionen einsteigen, bedenken Sie nicht nur den Ist-Zustand… Bedenken Sie auch, was Sie angeleiert haben und was Sie zurück lassen…

Na los, nehmen Sie mich auseinander! Sagen Sie Ihre Meinung!

Sandmann

nd was haben wir hier? Das ist das Milchmädchen von Vermeer. Natürlich spielen in eine solche Rechnung noch sehr viel mehr Faktoren rein. Ein Neuwagen schafft genau wie das Recyceln von Altfahrzeugen Arbeitsplätze (die Produktion von Unmengen von Ersatzteilen allerdings auch). Weiterhin spielen in diese Rechnung auch die anderen Kosten mit hinein, Reifenabrieb, Schmiermittel, Öle und Flüssigkeiten, die Frage, ob man überhaupt ein Auto fahren muss, was 280PS hat und 15 Liter verbraucht. Aber darum geht es mir hier nicht, ich möchte keine empirisch belegte wissenschaftliche Studie veröffentlichen. Aber wenn Sie das nächste mal in eine der beliebten Schadstoff-Diskussionen einsteigen, bedenken Sie nicht nur den Ist-Zustand… Bedenken Sie auch, was Sie angeleiert haben und was Sie zurück lassen…Na los, nehmen Sie mich auseinander! Sagen Sie Ihre Meinung! Unkommentiert geh ich dieses mal nicht nach Hause.Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

10 Antworten zu 400.000 Kilometer – Eine Schadstoffbilanz

  1. Markus1975 sagt:

    Ay Jens

    Kein Kommentar!
    Oder vielleicht doch. 😉 DU hast recht! Ich glaube nämlich nicht daran, daß die heutigen Autos noch in zwanzig Jahren durch die Gegend fahren. Vor allem nicht solche die Matiz o.ä. heißen. WEGWERFKARREN!!!!!
    Warum dann nicht mit einem Oldtimer liebäugeln. Kadett C, einem Schneewittchensarg oder…ach es gab damals so schöne Zeitlose Karossen die leider in Vergessenheit geraten sind, daß es schon fast wehtut. Nein! Es tut weh! Dieser ganze Plastikkram der seelenlos durch die Weltgeschichte tuckert…ich bin der verkehrten Zeit geboren. Oder auch wieder nicht. ICH habe diese Fahrzeuge nämlich noch live auf freier Strecke erleben dürfen. Dies ist meiner kleinen Leonie vergönnt. Aber wozu gibt es Oldtimertreffen? So richtig mit anfassen und so. 😉

    V8 mäßige Grüße

    Markus

    • Sandmann sagt:

      Ay Markus,

      nun… Ein C-Kadett war auch mal neu und ist mit den selben Augen betrachtet worden wie heute ein Opel Astra. Deshalb sind ja auch damals alle Autos, die älter als 10 Jahre waren, gnadenlos auf den Schrott gewandert. Man fuhr Neuwagen. Äh… zumindest in der recht gut bezahlten Lehrerfamilie im Herzen Niedersachsens 🙂

      Auch ich bin der Meinung, es ist wesentlich charmanter, einen top restaurierten Youngtimer mit nachgerüstetem Kat zu fahren als einen der genannten Neuwagen im Zuge der Abwrackprämie *grusel*

      Anfassen ist gut. Reinsetzen ist noch besser. FAHREN ist die Krönung. Ich freu mich auf die Rallye Hamburg Berlin Klassik, die am Donnerstag beginnt 😀

      Sandmann

  2. Markus1975 sagt:

    Hey Jens

    Die Oldtimerrally. Mmmmh…was freue ich mich da auf die Bilder und die Berichte. Vielleicht darf ich ja nächstes Jahr auch mitspielen. 😉
    Und sein es nur als Servicewagen. Was für ein schräger Gedanke mit dem V8 von einer „Baustelle“ zur nächsten zu fahren. Hehe

    V8 mäßige Grüße

    Markus

    • Sandmann sagt:

      Wenn der V8 dann mal nicht selbst zur Baustelle wird 😉

      Zum Glück läuft da ja ein Servicewagen vom AVD mit. Der kann dann ja wiederum DICH auf die Straße zurück bringen. Hihi. Leg doch einfach mal ein paar Groschen beiseite, ich denke, mit einem V8 wirst du bei rechtzeitiger Anmeldung auf jeden Fall punkten können!
      Oder du nimmst die Creme21, die ist im September. Youngtimer, alles nicht so ernst. Aber da bin ich im Urlaub, sonst wäre ich selbst auch mitgefahren…

      Sandmann

  3. Markus1975 sagt:

    Ay Jens

    So sehr mich diese Rally auch reizt…ich investiere momentan doch lieber mein Geld in die Technik und Optik meines V8. Die Liste ist zwar nicht allzu lang, allerdings beinhalten diese Punkte doch recht hohe Kosten.
    -Neu aufgebauter 4.2 + Einbau
    -Gasanlage
    -HP2 Bremsanlage
    -Neue Lackierung in Pantero
    -Die Polsterung vorne erneuern mitsamt der gesamten Sitzheizung.

    Hm. Das war es eigentlich so im groben

    Alles im allem denke ich wird mich der Spaß ca. 6-7000 Euronen kosten. Und wenn ich dann mit allem fertig bin, kommt der dicke LKW von links. 😉

    V8 mäßige Grüße

    Markus

    • Sandmann sagt:

      Äh…

      Dir ist aber schon bewusst, dass du für die genannte Summe einen Klassik Line in sehr gutem Zustand bekommen könntest, oder?
      Hm. Liebe geht seltsame Wege.

      Ich werde dann jetzt mal mein Köfferchen packen, ab morgen bin ich unterwegs im Namen der klassischen Autos…

      Sandmann

  4. Mohn Michael sagt:

    Super geschrieben bin ganz deiner Meinung ganz TOLL

    • Sandmann sagt:

      Ay Michael,

      danke für deine (späte) Anteilnahme. Inzwischen ist das Auto ja stillgelegt, bis dahin hat es aber über 520.000 Kilometer abgespult. Also ist die Bilanz am Ende vielleicht NOCH besser 😉

      Sandmann

  5. Andreas Peter sagt:

    Volvo XC70 D5 163 PS BJ. 2004 mittlerweile 410 000 km noch der erste Motor läuft wie eine Schweizer Armbanduhr. einzige größere Reparatur ein neues Automatikgetriebe bei km 380 000, ansonsten nur normale Wartung und Ölwechsel. der wird noch seine 800 000 km machen.

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