Knapp vor der halben Millionen!

Ay liebe Blog-Gemeinde,

wie viele Kilometer schafft ein Auto in seinem Leben?

Ich erinnere mich, dass man in den 70er Jahren sagte, nach 100.000 sei Schluss. Entweder war da der Motor schon aus den Lagern gerostet oder bläute den Öltod hinten raus. Papas Audi 100 starb ziemlich exakt bei dieser Laufleistung irgendwo auf der Autobahn, mit 5 in der Motorhaube steckenden Kolben. In den 80ern begannen die Motoren, die korrodierenden Karossen zu überleben. Man sieht heute kaum noch Autos aus dieser Epoche. Sie waren hässlich, und sie vergammelten schneller als sich der Tacho drehen konnte. Ich glaube ja, dass die 90er das echte Jahrzehnt der Kilometerfresser waren. Die Technik in den Autos war ausgereift, die Rostvorsorge meistens okay und die Elektronik hatte noch nicht so weit Einzug gehalten, dass Sie ihre Limousine (wie heutzutage) mit einem Virus im Steuergerät oder einem Platinenbruch im Drehzahlmesser entsorgen müssen. Juchheissa Audi V8! Wer von Ihnen hat denn schon einmal SO eine Zahl auf seinem Tacho gesehen?

Wenn ich ehrlich bin… ich hätte es fast verpasst!

Heute Morgen, auf dem Hinweg von Kiel nach Elmshorn, habe ich mir meine Blog-Cam schon feierlich direkt neben den Tacho ins Kombiinstrument gelegt, um das nahe Jubiläum standesgemäß visuell festhalten zu können. Irgendwo auf dem Heimweg, auf der B4 zwischen Bilsen und Kaltenkirchen, sollte es passieren. Aber Sie kennen das ja. Die Freisprecheinrichtung liegt irgendwo im Handschuhfach, und das liebevolle Geplänkel während des entspannten Überland-Dahingleitens lenkt doch mehr ab, als man landläufig erwarten mag. Es hat schon einen Sinn, dass irgend jemand das mal verboten hat. Obwohl sich hier eine Diskussion darüber anstoßen ließe, was mehr ablenkt: Ein DVD-fähiges, musiktitelanzeigendes, alles steuerndes, sprechendes 64000 Farben Multifunktions-Touchdisplay serienmäßig tief in der Mittelkonsole oder ein kleines Telefon am Ohr, mit Blick auf die Straße. Aber das ist eine andere Geschichte.

Im Moment des Auflegens fällt mir in einer leichten Rechtskurve ermahnend die Blog-Cam auf die Knie und der Tachostand ins Auge! Vierhundertvierundvierzigtausend-Vierhundertvierundvierzig. Seit wann? Seit 800 Metern? Seit 900 Metern? Hinter mir ein schwerer Kieslaster, ich habe keine Chance zum spontanen Anhalten wegen notwendiger digitaler Momentfesthaltungen. Also routiniert die Kamera aus dem Fußraum gefischt, Blitz aus, Makro an, Luft anhalten und ein schnelles Foto mit ruhiger Hand während der Fahrt! JA! Das zweite wäre schon einen Kilometer zu spät gekommen, also seufze ich tief, ertaste mein Handy unter dem Fahrersitz, feiere den Moment andächtig mit einem Schluck Kaffee aus der Thermoskanne und suche einen geeigneten Ort, um kurz anzuhalten.

Nicht mein erster Laufleistungs-Blog. Das uferte schon einmal aus. Damals habe ich noch eine Ökobilanz gezogen und wäre damit jetzt im Jahr der Abwrackprämien wieder voll im Trend! Aber – bedenken Sie etwas ganz anderes: Ich habe diesen Audi seit nunmehr 8 Jahren und fahre ihn selbst seit 310.000 Kilometern. Das ist eine Menge Zeit, die wir beide gemeinsam verbracht haben. Das verbindet, schon lange vor den Blogs und dem V8-Forum. Ich persönlich kenne niemanden, der so viele Kilometer mit einem Auto und einem Motor abgespult hat.Wie steht’s mit Ihnen? Wer bietet mehr? Geben Sie mir ein bisschen Hoffnung in einer Welt der Leasingverträge, wo Fahrzeuge nur noch solche sind und nach 3 Jahren abgeschrieben werden…

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

8 Antworten zu Knapp vor der halben Millionen!

  1. Daemonarch sagt:

    Bei 666.666 und 999.999 machste die nächsten Bilder!

  2. stefanh sagt:

    Ay Sandmann

    ich habe grossen Respekt vor dieser hohen Gesamtkilometerleistung und ziehe den Hut vor den 310’000 km, die der V8 nun mit Dir unterwegs ist! Diesbezüglich kann ich, das weisst Du, nicht mal annähernd mitreden, zumal ich mein Hobby ja eher gegenteilig auslebe. Grad inspiriert mich ein in den Nähe zu verkaufender 200 D /8 mit echten 54’000 Kilometern…

    Beste Grüse in den Norden,
    Stefan H.

    • Sandmann sagt:

      Bester Stefan…
      die Geschichte ist ja aus dem Archiv gekramt, inzwischen sind es echte 518.000 Kilometer und somit davon rund 400.000 selbst gefahrene. Die auch der damals neue Austauschmotor nur schon wieder runter hat.

      Und – so wie es aussieht, werde ich bald öfter mal in Hamburg sein, will sagen nahezu täglich, dann kommen jeden Tag nochmal 200 Kilometer oben drauf 🙂

      Dein erwähnter 200D macht mich nervös. Allerdings – ICH bin wenn überhaupt auf der Suche nach einem /8 Benziner, Sechszylinder, späte 60er mit Lenkradschaltung. Wenn du da mal was entdeckst… dann werde ICH vielleicht schwach…

      Sandmann

  3. calimero sagt:

    Das ist aber noch gar nicht SO lange her mit den 444.444 oder? Cool. Du reißt echt Meilen, du bist der perfekte Autotester 😀
    Abel

    • Sandmann sagt:

      Ay Calimero,

      ich könnte sehr gut Langzeitdauerbelastungstests im Alltag reißen. Da hast du recht. Aber ich pflege meine Fahrzeuge nicht sonderlich, das sollte den Herstellern schon bewusst sein 😉

      Sandmann

  4. deichgraf63 sagt:

    Nun, mein alter Audi 80, Typ 89 hatte auch locker die „5“ in der ersten von sechs Stellen gepackt. Meiner Meinung nach wurden die langlebigsten Autos in der Dekade zwischen MItte der 1980 und MItte der 1990er Jahre gebaut, danach ging es dann wieder bergab. Aber auch in den 1970ern gab es Langläufer, so ist der K 70 eines Clubmitglied mit über 400.000 km bekannt, meiner liegt auch bei >165.000km, ohne Probleme. Der Fahrer hat es am ehesten im Griff, wieviele Kilometer der Motor mitmacht, keine Kurzstrecken, genug Öl, langsam warmfahren, hohe Drehzahlen und Vollgas bei niedrigen Drehzahlen meiden, langsam schalten, naja, man kennt es, wer sparsam fährt, der fährt meist auch materialschonend.

    Rost war da eher der Feind, den am konsequentesten Audi zwischen 1986 und 1994 im Griff hatte, heutzutage sind Audi auch nur noch teilverzinkt, wenngleich sie nicht ansatzweise so gammeln wie die Sternenkreuzer.

    • Sandmann sagt:

      Bester Deichgraf,

      da magst du Recht haben. Mein absoluter Traum wäre es, mal einen Neuwagen (einen mir GEFALLENDEN Neuwagen, da gibt es nicht sehr viele) vom ersten Tag an einzufahren und eben genau das zu zeigen. Dass eine sanfte Fahrweise einen Motor nahezu ewig leben lässt!
      Als ich meinen Audi V8 bekam, hatte der Motor gerade mal 20.000 Kilometer gelaufen, der erste war bei 100.000 geplatzt. Eine verschleppte defekte Kopfdichtung. Ich wechsel regelmäßig das Öl, fahre ihn langsam warm und schone ihn allgemein auch auf der Autobahn. Ich denke, er wird die Millionen voll machen.
      Na ja, mein K70 scheint ohnehin unzerstörbar, und dank El Gigante zählt das Meilenwerk ja nun auch wieder die Kilometer 🙂

      Sandmann

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