Der lange Teil der Reise

Teil II. Der Heimweg.

(und was bisher geschah)

Erste Pannen schon in Dortmund

Erste Pannen schon in Dortmund

Da stehen wir nun, mit einem gerade gekauften 37 Jahre alten VW K70. So alt wie ich. Aber mit größeren Standschäden als ich. Vor uns liegen 430 Kilometer Autobahn und noch einige Aufgaben: Dringend tanken (noch 600 Meter), für Andinho ein Handyladekabel kaufen, für mich eine Zigarettenanzünder-Steckdosen-Verlängerung für mein Navi, die einzige Unterhaltung auf dem Weg… und… irgendwie wimmert der Keilriemen zu doll. Und warum bremst das Auto, obwohl ich nicht bremse? Keine Entspannung an der Front der goldenen Retros, und der Tag ist noch lang. Und er ist auch noch lange nicht zu Ende.

Hier werden Sie geholfen

Hier werden Sie geholfen

Gleich 10 Meter südlich der liebenswerten kleinen Tankstelle ist eine Werkstatt. Hier kann der deutsche Arbeitnehmer sein malades Mobil heile machen lassen. Das ist nicht selbstverständlich an heutigen Tankstellen, wo es zwar alle Varianten von Alkohol, Zigaretten, Pizza, Gurkensalat und Schminkzubehör zu kaufen gibt, der jobbende Student an der Kasse einen aber ungläubig anschaut, wenn man einen Scheibenwischer erwerben möchte. Das auf den Wagen zeigende ältere Pärchen links liegen lassend rollt der KaSi quietschend, wimmernd und nach verbranntem Gummi riechend mit der goldenen Nase in die vollgestellte Halle.

Gelernt ist gelernt

Gelernt ist gelernt

Natürlich hat der freundliche Mechaniker mit dem regionstypischen Oberlippenbart damals auf so einem Auto gelernt! Was sonst? Von ganz tief unten holt er einen doppelt so breiten neuen Keilriemen und walgt ihn geschickt auf die drei gut zugänglichen Scheiben von Kurbelwelle, Lima und Wasserpumpe an der Stirnseite des NSU-Triebwerks. Noch während wir über die nur mit Blechbügeln gehaltenen 8 Ventildeckel reden, scheppert mein Telefon und Ingo aus dem K70-Club , wo ich mich seit immerhin drei Tagen tummel :-), erkundigt sich freundlich nach meinem Befinden und der Fahrgestellnummer. Wau. Wir plaudern ein wenig, während das gute Super in den Tank gurgelt (eigentlich Normalbenzin, aber beides kost‘ ja momentan gleich viel) und vertagen uns dann auf später. Andinho und ich wollen echt langsam mal nach Hause…

Gleich wirkt das ungeliebte neu beriemte Kind aus Neckarsulm entspannter, quietscht nicht mehr aber dreht noch immer nicht so vorantreibend, wie man es von 75PS erwarten könnte. Andinho hinter mir blickt sichtlich verwundert, als ich auf der Autobahn nur noch 70 im dritten Gang schaffe und merke, wie die vorderen inneren Bremsscheiben nach und nach vom Griff der Backen fester gepackt werden. Fluchend, qualmend und stinkend rollen wir erneut rechts ran, und ich drücke die Nummernwiederholung…

Das erste von vielen Bildern UNTER dem KaSi

Das erste von vielen Bildern UNTER dem KaSi

Althase Ingo weiß, dass die K70 nach längerer Standzeit immer feste Bremsen haben. Die Leitungen wachsen zu und die Bremskolben gehen fest. Freikloppen bringe zunächst Abhilfe, aber nur bis zum nächsten Fußkontakt mit dem Bremspedal, da helfe kein freibremsen, die müssen zerlegt und gangbar gemacht werden. Und dafür fehlt und hier am Straßenrand definitiv das Werkzeug und die Zeit. Auf meine Frage, wie ich denn wohl mit dem Auto heute noch bis nach Kiel kommen könne, antwortet er cool: „Einfach nicht mehr bremsen„.

Belohnung der weniger gesunden Art

Belohnung der weniger gesunden Art

Gesagt, getan. Ein Testlauf durch das Gewerbegebiet mit Ziel McDonald’s ergibt die prinzipielle Möglichkeit, den K70 im rollenden Verkehr mit der mechanisch auf die Hinterachse wirkenden Handbremse und mit zeitnahem Runterschalten zum Stehen zu bringen. Und auch wieder weg zu kommen. Die Kombination mit dem damals aktuellen No-Save-System (mit Sitzen ohne Nackenstützen, Karabiner-Schapp-Gurten, nur einem Außenspiegel und einem hakeligen Schaltgetriebe) riecht nach Schweiß und Abenteuer und treibt dem einen oder anderen Sicherheitsfanatiker unter Ihnen wohl zurecht den Wahnsinn ins Gesicht. Wir stärken uns demnach ausgiebig, bevor wir den weiten Heimweg antreten.

Der erfolgreiche Erwerb eines Handyladekabels für Andinho bringt ihn zurück ins Reich der Kommunikation. Der ebenfalls erfolgreiche Erwerb eines langen, eines gaaanz laaaaaangen Zigarettenanzünder-Dosen-Verteilers befähigt wiederum mich, meine TomTom Kathrin mit Strom zu versorgen. Warum mich das so glücklich macht? Der KaSi hat ja noch kein Radio. Und habe ich mich kürzlich über die Überflüssigkeit von mp3-Playern in Navigationssystemen ausgelassen, so bin ich doch heute sehr dankbar über die Möglichkeit des eingebauten Audio-Entertainments und pfropfe freudig meine Kathrin an die Windschutzscheibe. Hm. Irgendwie ist das Ding hier völlig Zeitfremd. Aber 430 Kilometer lang ausschließlich dem Motor zuhören, das mag vielleicht im Audi V8 toll sein, aber in einem K70…? Nö. 15.00 Uhr. Die Frisur sitzt nicht mehr so gut. Wir können endlich los!

Wie geht das mit dem Gurt?

Wie geht das mit dem Gurt?

Nein, noch nicht ganz. Dieser Gurt!!! Erstmals lege ich ihn richtig an, der Bauchumfang ist wohl noch auf Peter Ludolf eingestellt, zerre hier, ziehe da und lasse den Karabiner unflexibel am dicken Stahlbügel einrasten…

 

URKS! So eher nicht!

URKS! So eher nicht!

Pappsatt, mit vollem Tank, vollem Handyakku und über Satellit und TMC Pro mit der Außenwelt verbunden geben wir uns „fünf“ und rollen erwartungsvoll in Richtung Münster (Kai… keine Zeit, trotz Ingersoll dabei), Osnabrück (Jan, aber der muss natürlich arbeiten), Bremen (kenn ich keinen), Hamburg (war im März 208 noch keine Etappe), Kiel.

Ein zeitloses Cockpit

Ein zeitloses Cockpit

Nun habe ich Zeit, das Auto zu erFahren. Man sitzt bequem, aber irgend eine Sprungfeder unter dem Velours beißt mir noch immer leicht in die linke Pobacke. Erstaunlich viele Schieber und Dreher regeln mechanisch die Warm- und Kaltluftzufuhr auf und unter dem Armaturenbrett, Männer brauchen was zum Spielen. Der Motor zieht bis 120 und darüber hinaus gut hoch, entwickelt dann aber die spröde Geräuschkulisse einer frisierten Zündapp-Mofa bergab mit Rückenwind – bleiben wir also lieber unter 120… Ohnehin sind auch hier schon Drehzahlen von über 4000/min haarsträubend ungewohnt, ich glaube der A8 dreht da gerade mal mit erhöhtem Standgas. Die analoge Zeituhr steht auf Fünf vor Zwölf. Schon seit Dortmund. Wie symbolisch… Die Tachowelle klickert und nimmt den Kilometerzähler nicht immer mit. Aber er rollt zügig voran, der alte NSU, und Andinho hält mir bremstechnisch den Rücken frei…

Rolle rolle noch ihne Stau

Rolle rolle noch ihne Stau

Fahn fahn fahn auf der Autobahn. Ein Klassiker von Kraftwerk, heute Oldie-Kult aus unbekannteren Seiten der Neuen Deutschen Welle, aber immer noch jünger als mein neues Auto. Mit jedem weiteren Kilometer kommt mehr Entspannung, denn er läuft und läuft und säuft. Als mich mein Autobild-Chef fernmündlich kontaktiert pendelt die Tanknadel noch im oberen Bereich, fällt aber zusehends. Den CW-Wert suchen wir vergeblich. Der zähfließende Oster-Reiseverkehr lässt das alte „Ich überhol dich – mach mal Fotos“ Spielchen zu, und langsam, ganz allmählich, kommt mein Lächeln zurück. Ich glaube, ich mag dieses Auto. Es bringt mich nach Hause.

Klassik zwischen Plastik

Klassik zwischen Plastik

Und da ist er dann endlich, der durch Kathrin angekündigte Stau, weil irgendwo bei Vechta jemand die grandiose Idee hatte, zu Ostern die A1 einspurig zu machen! 18 Kilometer Stop-and-Go mit Kupplung und Schaltknüppel. Aua! Liegesitz rauf und runter, gucken hier, entdecken da (Sicherungen hinter einem kleinen Deckel neben den Gebläseschaltern). Die Lichtmaschine zerrt am sich gelockerten Keilriemen, der mir daraufhin wieder stinkend etwas vorsingt. Parallel zu den Schlagern der 60er aus dem Navi. Aber auch das wird am nächsten Rastplatz mit Knarre und 13er Schlüsel gerichtet („Meinen Sie, Sie kommen mit der Möhre noch bis Ostern nach Kiel?„), und jeder Stau hat bekanntlich irgendwann ein Ende. Es dämmert. Der störrische Dimmer der Cockpitbeleuchtung geht klassisch –nicht– und macht alles dunkel. Aus meinem Taunus weiß ich noch, dass es immer eine einzige Stellung gibt, in der das Licht dann plötzlich wieder an geht. Nach nur 10 Minuten habe ich diese gefunden und erfreue mich der ganzen Pracht der Rundinstrumente.

Elbtunnel! Ich bin zu Hause

Elbtunnel! Ich bin zu Hause

Hallo Elbtunnel! Schön, dich zu sehen. Es ist bereits 20.00 Uhr und wir sind seit 14 Stunden unterwegs, aber lange Weile habe ich nicht. So haben meine Mama und mein Papa also den Weg in ihren Urlaub verbracht, vielleicht hier ein bisschen weniger Bremsengekloppe, dafür da ein bisschen mehr Rindfleisch aus der Dose, aber im Großen und Ganzen wird es ähnlich gewesen sein. Der KaSi hat mich sicher und unterhaltsam nach Hause gebracht. Ich steige in den Audi A8 um und fahre den müden aber glücklichen Andinho nach unserer Männertour zurück zu seiner Melli und seinen Kindern. WAS für ein LUXUS! Ist der Motor überhaupt an? 8 Kolben meißeln ihre Bahn in die Laufbuchsen. Huch? Schon auf 120… Mann, geht der los…

Ich habe die puristischte Art des Autofahrens erleben dürfen. Ich habe mein neues altes Auto lieb gewonnen. Dieses Auto passt mir, es ist ein bisschen wie ich. Ehrlich, nicht mehr ganz jung, golden. Mit einem großen Herz und vielen Macken. Meine große Tochter findet es peinlich. Mona Lisa in Zürich mag weder die Form noch die Farbe, sagt aber, dass sie sich vielleicht noch überzeugen lässt. Nur meine kleine Tochter ist auf „unserer“ Seite. Aber das ist eine andere Geschichte. Und es ist noch immer Fünf vor Zwölf. Ich muss jetzt mal Platz in der Garage machen…

Sandmann

Und den Platz habe ich gemacht. Lesen Sie es HIER 🙂

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

12 Antworten zu Der lange Teil der Reise

  1. Wob79 sagt:

    Schöner Beitrag Jens. Konnte mich richtig gut reinversetzen. Eine Strecke von über 400Km mit einem Auto dieser Art ist schon ein Erlebnis. Wenn ich mit meinem Audi unterwegs bin und auch größere Strecken in angriff nehme Freue ich mich immer wenn er durchgehalten hat.Ich klopf dann immer sachte mit der Hand auf’s Armaturenbrett und freue mich über mein altes zuverlässiges Auto. 🙂

    • Sandmann sagt:

      Streicheln hilft wirklich 🙂

      Aber mal im Ernst, ich war bei dieser Tour wirklich ziemlich angefressen. Der KaSi hat nicht den Eindruck gemacht, dass er jemals wieder ein Spaßauto werden könnte.
      Na ja. Was soll ich sagen. Wer die anderen Geschichten schon kennt, der weiß, was noch kommt. Und alle anderen – schaut mal wieder rein. To be continued 🙂

      Sandmann

  2. El Gigante sagt:

    Ich finde, wenn ein derart betagtes und familiengeschichtsträchtiges Fahrzeug „heim ins Reich“ kommt, umweht die ganze Aktion eine ganz besondere Atmosphäre. Ich habe mich nach der Überführung meines K70 damals ertappt, wie ich auf einem Stuhl vor dem für mich mystischen Objekt saß und mit auf die Hände gestütztem Kinn über meine Beziehung zu dieser Maschine aus Metall, Glas, Gummi uns Plastik sinniert habe – so, als wollte ich meditativ Kontakt zu ihr aufnehmen. Wohlwissend, dass ein solches Seelengespräch nur in meinem bekloppten Kopf stattfinden könnte.

    Angefangen hatte alles 1974. Damals tauschte mein Vater seinen 411 LE gegen einen Vorführwagen K70 aus. Mal abgesehen von den Erlebnissen, die wir auf vielen Familienreisen mit diesem Auto hatten – 1981 übte ich mit mein Vater und unserem K70 im Moor das Autofahren. Eine gewisse persönliche Bindung ist seitdem immer geblieben.

    Durch eine eMail erfuhr ich 2002 von einem K70, der auf einem ehemaligen Bauernhof in der Nähe von Weyhe bei Bremen sein tristes Dasein fristete. Da ich damals gerade nur eine Straße weiter die Schule für Internetentwickler besuchte, war ein kurzer Blick in der Pause kein Problem. Als ich auf dem besagten Bauernhof nach dem Fahrzeug fragte, deutete man auf einen ziemlich urwaldigen Garten hintenraus. „Ich glaube, im alten Hühnerstall steht der.“ Schließlich stand ich vor hüfthohen Brennesseln, dahinter ein hohes Holztor. Hier sollte er also stehen. Knapp fünf Minuten später war das Holztor augehebelt und plättete mit einem morschen „Flapp“ mit seiner ganzen Breite und Höhe die Brennesseln. Gut Zweidrittel des Hühnerstalldaches waren eingefallen. Unter dem noch intakten Dach stand tatsächlich der K70. Zentimeterhoher Staub machte die Farbtonbestimmung unmöglich. Es hätte grau aber auch silber sein können. Die visuelle Begutachtung brachte einen erstaunlich guten Zustand zutage. Für fünfhundert Euro sollte es sogar noch einen weiteren Motor, viele weitere Teile und einen Satz Alufelgen geben.
    Einen Tag später konnte ich diesen Fang vom Trailer herunter unter meinem Carport abstellen. Erst drei Tage später stellte sich heraus, dass dieser K70 ein marathon-metallic-farbenes Fundstück ist.

    Schön, dass es noch andere Verrückte gibt, die so fühlen. Hoffentlich können wir diese Fahne noch lange mit einem Fahrzeug aus der Vergangenheit hoch halten.

    • Sandmann sagt:

      Whoah schöne Geschichte. Ich sehe dich vor meinem geistigen Auge, wie du den zugestaubten K70 betrachtest…
      Hast du Fotos???? Besonders von dieser Szene?
      Ein sehr bindendes Erlebnis. Mehr davon.

      Und solange es noch Benzin und Blech gibt, werden wir die Kisten auch fahren können 😉

      Sandmann

  3. El Gigante sagt:

    Leider habe ich von dieser Szene kein Foto. Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich meinen K70-Spleen zu der Zeit vor meinem mir damals zugemuteten Ehegespinnst eher nicht so erheben durfte. Ich musste „den Ball flach halten“. Du kannst dir kaum vorstellen, welchen Tumult das relativ kurzfristige Auftauchen des Geborgenen unter unserem Carport ausgelöst hatte.

    Doch das ist glücklicherweise mittlerweile Schnee von vorgestern. Seit nunmehr fast fünf Jahren bin ich mit der Frau verheiratet, die meine K70-Mania mit mir teilt. Auch sie hat Spaß an diesem Auto, obwohl sie anfangs nicht mal wusste, dass es den K70 gab.

    Bilder habe ich natürlich reichlich von dem Wagen. Ich habe ihn nach der Fertigstellung (ich musste ein paar übliche Dinge schweissen) natürlich von allen Seiten fotografiert. Ich war damals echt überrascht, wie gut ich ihn wieder hingekriegt habe.

    Ehrlich gesagt hatte ich damals auch einen anderen Sinn der Auto-Fotografie im Kopf. Weniger dokumentarisch – mehr auf einfach nur „Guck-mal-meins“. Das einzige Foto aus dieser Anfangszeit zeigt den ollen Hühnerstall aus gut 200 Meter Entfernung. Das war`s dann aber auch.

    Bei meinem anderen K70 sieht das schon etwas anders aus. Da sind Fotos von der gigantischen Arbeit an der Karosserie gemacht. Fast ein Foto-Tagebuch. Der an sich sonnengelbe Wagen wartet nun immer noch auf seine Lackierung und dann natürlich auf den Zusammenbau – vor dem mir schon graut.

    Die Idee deiner Berichterstattung ist eigentlich so simpel – warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen?

    El Gigante

    • Sandmann sagt:

      Die Idee meiner Berichterstattung hieß früher Tagebuch 🙂
      Mit dem Unterschied, dass es maximal der Partner heimlich gelesen hat und nicht weltweiter Zugriff auf Intimitäten durch das Internet möglich war.
      Schon schräg, wenn ich darüber nachdenke.

      Draußen mutet es herbstlich an, obwohl wir erst August haben. Da bekomme ich schon wieder Sehnsucht nach meinem goldenen kleinen Kasi 😀 Aber jetzt geht es erst einmal mit der Bahn nach Kopenhagen, die zauberhafte Tina Dico sehen…

      Schönen Sonntag
      Sandmann

  4. El Gigante sagt:

    Na – da schneidest du ’n echt schräges Thema an. Wo ich doch eben schon von meiner mir einstmals Zugemuteten berichtete: für mich führte genau der von dir beschriebene weltweite Zugriff auf Intimitäten durch das Internet vor einigen Jahren zu meinem ganz persönlichen EheGAU. In einem Internet-Erotik-Forum referierte sie damals monatelang in überwiegend pornografischer Art vor globalem Publikum über Situationen, die sie MIT MIR NICHT erlebt hatte – und unterzeichnete anschließend auch noch mit ihrer originalen Mail-Adresse, nach der ich durch Zufall googelte.
    Der sofort von mir eingeleitete Rettungsversuch der fast siebzehnjährigen Ehe ging übrigens u.a. auch deswegen in die Hose, weil mir in der Folgezeit ihr Diary in die Hände fiel und ich erkennen musste, dass ihre Aussagen von kurz zuvor überhaupt nicht mit der im Tagebuch festgehaltenen und geheim gelesenen Reality übereinstimmte: ihren nymphomanen Lebensstil setzte sie nämlich exessiver denn je fort.

    Vielleicht habe ich ja auch deswegen eine Abneigung gegen Tagebücher. Eigentlich kommt es aber auf den Inhalt der festgehaltenen Begebenheiten an. Und in deinem Fall gibt es keine geschmacklosen Themen, die NICHT für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Deine Tagebücher kommen authentisch rüber und spiegeln zudem noch deine humorvolle Art wider. Deshalb wird es Zeit, Tagebücher für mich wieder ins rechte Licht zu rücken. Danke Sandmann!

    El Gigante

    • Sandmann sagt:

      Hey,

      ich sitze in einem gemütlichen Hotelzimmer in Kopenhagen, ein Gewitter geht über der Stadt nieder und drückt den Regen gegen die Balkontüren. Und ich lese deine Zeilen.

      Unter jedem Dach ein *ach* – Bin grad sehr nachdenklich, weil du da mit einigen wenigen Sätzen eine mittlere Lebenskatastrophe beschreibst, den Horror, vor dem sich wohl jeder ein bisschen fürchtet. Was ist schon sicher und für immer? Ein Schelm, der denkt, der Hafen der Ehe schützt einen vor den kleinen und großen emotionalen Katastrophen der Liebe.
      Eine recht intime Ansage, Herr Gigante, danke an dieser Stelle für deine Offenheit.

      Außerdem gibt es ja verschiedene Arten von Tagebüchern. Nachdem mir vor vielen Jahren einmal ein Thema, in dem ich zu offen argumentiert habe, komplett um die Ohren geflogen ist bin ich im Netz ruhiger geworden. Freut mich, dass ich diese Art der Berichterstattung dafür verwenden kann, deine Einstellung zu Tagebüchern ein bisschen zu bereinigen.
      Mann mann ich kann immer noch nicht glauben, was du da schreibst… pphhhh… 🙁

      Na dann bleib mal online und zieh noch ein paar Leute hier auf die Seite. Wenn mehr mitschreiben, wird es vielleicht irgendwann mal eine kleine Geschichten-Community. Markus und du, ihr macht da schon einen sehr redseligen Anfang. Ich mag das. Und wir haben momentan schon mehr als 100 Besucher am Tag 🙂 Also nicht zu persönlich werden 😉

      Sandmann

  5. Markus1975 sagt:

    Hey Jens

    Eine schöne alte Geschichte. Und da gibt es ja noch mehr vom Kasi. Ich habe damals am Rechner „geklebt“, als die Retrotour begann. Sehr viele schöne Bilder, tolle Erlebnisse…liebe Mitleser. Laßt Euch überraschen und lest ganz einfach. Es lohnt sich.

    V8 mäßige Grüße

    Markus der Ärger mit seiner Lady in Black hat 😉

    • Sandmann sagt:

      Du bringst mich in Zugzwang 🙂
      Wann soll ich das bloß alles schreiben? Oder kopieren oder was weiß ich? Na ja, der Tag ist lang, der Winter vermutlich auch. Heute Abend geht es zunächst mal aufs Konzert. Und ich drifte jetzt noch ein bisschen im Netz herum, während der Regen prasselt und mein halbfinnisches Fräulein Altona friedlich schläft…

      Sandmann

  6. El Gigante sagt:

    Ich habe mit meiner Offenheit kein Problem – meine meisten Mitmenschen kennen diese Geschichte. Sie waren anno dazumal mindestens genauso vom Donner gerührt wie ich.

    Damals hatte ich mir gerade den Audi A2 gekauft. Blödsinnigerweise hatte ich auch tatsächlich überlegt, mein Ende an einem Betonpfeiler oder einem dicken Baum zu finden. Andererseits hinderten mich die vielen Side-Impact-, Frontal-Fullsize- und Windows-Airbags sowie Gurtstraffer und Sicherheitsfahrgastzelle als komplette passive (oder aktive) Sicherheit dieses Audis daran, einen gelungenen Ausstieg zu schaffen. Und ich hatte auch noch meinen Kindern gegenüber eine gewisse Verantwortung. Außerdem wollte ich IHR diesen Triumph nicht gönnen.

    Heute bin ich natürlich froh über die getroffene Entscheidung und genommene Entwicklung. Allerdings war es schon ein harter Brocken Lebenserfahrung, den ich da zu bewältigen hatte.

    Nachdem mir viele Freunde immer wieder gesagt haben, dass meine Story ja ein richtig guter Stoff für einen Hollywood-Film wäre, habe ich eine besondere Verarbeitung der Geschehnisse gefunden . Einen Film gibt’s vorerst wohl nicht – aber seit gut einem Jahr schreibe ich an einem autobiografischen Roman. Glücklicherweise darf ich über die fachliche und seelische Unterstützung eines guten Freundes, einem namhaften Schriftstellers, verfügen. Das 250-seitige Script hat er schon gelesen – jetzt bin ich seit einem dreiviertel Jahr dabei, seine Kritik einfliessen zu lassen.

    Natürlich komme ich nicht dazu… wenn ich stattdessen HIER immer mit meinen Geschichten rumnerve. Aber momentan raucht mir von dem Umgeschreibe etwas der Kopf – deswegen meine Beiträge hier – Abwechslung braucht der Mensch.

    Aber keine Angst – viel persönlicher werde ich hier nicht. Hier spielen Autogeschichten eine Rolle. Und da kann und will ich auch in Zukunft Einiges beitragen.

    In dem Sinne
    …oder wie man in K70-Kreisen sagt:
    mit freundlichem Ventilgeklapper

    El Gigante

    • Sandmann sagt:

      Schreiben ist gut.
      Ich träume derweil davon, in diesem Winter in einem alten, bequemen Ohrensessel in meinem Zimmerchen zu sitzen, über das Feld zu gucken und endlich auch mal das Buch der Absurditäten zu schreiben, was ich in Blogschnipseln schon seit fast vier Jahren mache 🙂

      Wir können ja vielleicht gemeinsame Signierstunden planen…

      Mach mal weiter damit. Ich lese deine Kommentare sehr gern, und ich habe auch kein Problem, wenn es nicht um Autos geht. Auch im Autobildblog sind die Kommentare zeitweilig zu einer gemeinsamen Psychotherapie von Menschen mutiert, die sich nicht mal persönlich kannten.
      Manchmal ist das gar nicht schlecht… Wenn man damit klarkommt, dass andere es auch lesen…

      Guten Wochenstart, in Kopenhagen scheint die Sooonneeee 🙂

      Sandmann

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