Schwarze Löcher

Ay liebe Blog-Gemeinde,

RUMMS rabumms

RUMMS rabumms

Der Winter, Friede seiner Asche, verschwindet nach und nach. Hoffen wir zumindest, denn wir wollen endlich unsere speckigen, schon von allein stehenden Winterjacken einmotten (oder zumindest einmal reinigen lassen). Und wir denken mit Schrecken an die bevorstehende Heizkostennachzahlung, die in meinem Fall dem Bruttoinlandsprodukt von Simbabwe entsprechen wird. Während ich so diesen Gedanken nachgehe und durch die Straßen meiner Stadt fahre, macht es plötzlich *RUMMMSSS*, und mit einer mächtigen Gänsehaut fahre ich rechts ran. Was war das? Habe ich ein Tier überfahren?? Ist mir ein Kleinwagen unter die Vorderachse geraten? Eine sofortige Bestandsaufnahme schließt Personenschaden aus. Nein. Es war einfach nur ein Loch. Nun. Nicht einfach nur. Eher ein Krater! Mitten auf der Straße, tief genug, um ein Kind darin baden zu lassen. Jetzt kommen sie zutage, die zerstörerischen Folgen von fast einem Vierteljahr Dauerfrost…

Gewaltige Risse. Gigantische Löcher. Tiefe Krater.

Vollgas und durch da!

Vollgas und durch da!

In den Nachrichten jammern blasse Kommunalpolitiker, weil allein die kurzfristige Schadensbegrenzung bei besonders tiefen Kandidaten schon dem gesamten Jahresetat zur Straßensanierung entspricht. Also wird abgewartet oder erst einmal tatsächlich nur notdürftig geflickt. Und eins muss ich Ihnen vermutlich nicht sagen: wenn ich von tief spreche meine ich auch tief! Haben Sie diese Dinger auch vor der Tür? Diese Löcher, die plötzlich unter dem Schnee hervor gekrochen kamen? Da erlebt man das eine oder andere spektakuläre Desaster! Auf der kieler Stadtumgehung hat sich direkt neben mir in so einem Loch ein bemüht-cooler Teenager mit seiner bunten, röhrenden Kaufhausmofa in einer splitternden Wolke aus Plastik und Bowdenzügen vaporisiert. Dem hat es stumpf das gesamte Vorderrad weggerissen! Seit meinem eigenen Rumms zieht mein Audi ganz leicht nach links, ich trau mich gar nicht zur Achsvermessung. Und irgendwo in Brandenburg soll sogar ein kompletter Smart in einem Schlagloch verschwunden sein. Wer zahlt eigentlich diese Schäden? Bin ich als Autofahrer verpflichtet, solchen Löchern auszuweichen? Ist das höhere Gewalt?

Flicken für Frieden

Flicken für Frieden

Liebes Tagebuch, heute habe ich selbst die ersten Straßenbautrupps gesehen! Während direkt auf einem ehemaligen Parkplatz mit einem Bagger ein riesiges Loch AUFgerissen wird (um einen unterirdischen Bunker frei zu legen oder auszugraben oder so), werden auf der Straße dahinter die Löcher ZUgemacht. Und der Teer dampft. In den Nachrichten spricht man immer von „kaltem Teer“, aber dampft der denn? Wie dem auch sei, emsige Männer in orangen Jacken flicken die Straßen, allerdings eher notdürftig als nachhaltig. Es stellen sich mir viele Fragen. Warum kapituliert deutscher Asphalt vor einem Phänomen, was ich landläufig einfach mal als „Winter“ bezeichnen möchte? Muss man als Straßenbauunternehmen in diesen Breitengraden nicht Frost, auch mal über eine längere Zeit, einplanen? Ist unser Teer nur brauchbar in einer Temperaturspanne von -5° bis +35°?? Und wenn ja, macht das Sinn, wenn man sich die jetzt auflaufenden Kosten anschaut? Weiter. Die jetzt überall auftauchenden Baustellen werden eine nennenswerte Behinderung des Verkehrsflusses darstellen. Und alles nur vorläufig, ja sag mal, werden denn jetzt in naher Zukunft alle Straßen neu geteert? Ich finde, das beschränken wir konkret auf die Feiertage und die Ferien. Es soll sich ja lohnen!

Mal abgesehen davon… es geht ja immer noch schlimmer:

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Danke, Russland. Wir schalten zurück nach Kiel.

War einst ein kleines Segelschiffchen...

War einst ein kleines Segelschiffchen...

Das Beste daraus machen. Ich habe es nicht in der Hand, Sie haben es nicht in der Hand. Wir alle zusammen können nur den vorhandenen Löchern ausweichen und Geduld bei der Umfahrung der Bauarbeiter an den Tag legen. War denn dieser Winter wirklich so anders als seine Vorgänger? Außer, dass er erheblich länger war, zumindest hier oben im Norden? Was nimmt man denn in Bayern so für einen Straßenbelag? Da fängt es doch auch im August schon an zu frieren… Leben wir Autofahrer in den kommenden Jahren mit einem Patchwork an reduzierter Straßenbaukunst? Oder kommt auch hier eine Art Ostalgie auf, weil in einem Jahr auf einmal alle Straßen mit einem neuen, frischen, tiefschwarzen Asphalt glänzen, der mit optimistischen weißen Strichen bemalt ist? Wohl kaum. Rest in peace, liebe Stoßdämpfer, liebe Spurstangenköpfe und liebe Stabis. Ihr werdet vermutlich die kommenden Monate nicht unbeschadet überleben. Aber kurbelt nicht auch das unsere Wirtschaft an? Ha. Das könnte der Grund hinter all dem sein…

Ich hab diesen Bericht mal wieder nach oben geholt, weil er genau zwei Jahre her ist…. Hat sich bei Ihnen auf den Straßen denn was getan?

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

8 Antworten zu Schwarze Löcher

  1. Snoopy sagt:

    Ja es ist ein Jammer. Hier in der Nähe ist ein Radfahrer gestürzt und hat sich schwer verletzt. An einem Riesenkrater ist er nicht schadfrei vorbeigekommen. Eine Bekannte nennt diese Stuttgart Strecke (Verbindung zwischen zwei Ortsteilen) schon seit Jahren „Teststrecke“. Das Loch haben sie dann zu gestopft, aktuell reißt es aber wieder auf. Mit meinem Kleinstwagen muss ich Slalom fahren…

    • Sandmann sagt:

      Ay Snoopy,

      gestern war ich auf der A21 Richtung Kiel kurz vor einer Brücke gefühlt kurz mit allen vier Rädern in der Luft 🙂 So eine Bodenwelle habe ich meinen Lebtag noch nicht gehabt. Plötzlich und unerwartet! Wenn ich mit einem Anhänger unterwegs gewesen wäre……..

      Und 10 Kilometer weiter nördlich bauen Sie die Strecke gleich ganz neu…

      Sandmann

  2. El Gigante sagt:

    … wenn man bedenkt, dass der Staat (die Politiker) soviel Geld für die Instandsetzung und -Haltung zur Verfügung hätte, dass der Bedarf VIER MAL gedeckt wäre …

    Aber da die Kohle nicht zweckgebunden ist, wird sie lieber an anderer Stelle rausgedonnert – z.B. für Griechenland oder für jährlich 200.000,- EUR, die gestrandete Präsidenten ungerechtfertigterweise einsacken wollen …

    WIR HABEN’S JA!

    • bronx sagt:

      Deswegen ist es ja kein Ehrensold. Sondern nur noch Sold.
      Wo keine Ehre ist…

      Bei Griechenland wäre ich vorsichtiger, zu schnell klingt es nach Stammtisch.
      Die Staaten BÜRGEN zunächst nur. Das Geld ist nicht per se DEUTSCHES Geld.
      Dem Bürger hingegen ist das ganze zunehmend nicht mehr vermittelbar in Zeiten viel beschworener Haushaltskonsolidierung.
      Geht das schief, MÜSSEN wir zahlen. Erst dann. Bis dahin versuchen unsere
      Politiker uns hin zu halten.

      Viel schlimmer sind die von der Politik geduldeten Rahmenbedingungen, welche nach wie vor nur die Banken beglücken. Die verdienen selbst mit den nahezu wertlosen Staatsanleihen noch Geld. Sie brauchen nichts weiter tun als diese zum festgelegten Ablaufzeitpunkt bei der EZB einreichen.
      Der von der EZB garantierte Wert dieser liegt immer ÜBER dem tatsächlichen!
      Das ist die eigentliche Sauerei
      .
      Hat sich eigentlich mal jemand gefragt wie ein Land das gerade per Erlass kaputt gespart wird, je seine Schulden zurückzahlen soll / kann?
      20% Arbeitslosigkeit, 150.000 Staatsbedienstete rausschmeißen, allein das verursacht Kosten von astronomischen Ausmaßen.
      Nein, ich nehme die Griechen nicht in Schutz. Das System bei denen war schon vorher krank. Aber unsere Eurokraten wussten das!
      Was da passiert ist nicht der viel beschworene Marshallplan, eher eine Art von
      Morgenthauplan.

      Sandmann,

      die lieben Löcher, die gibts hier auch. Nicht zu knapp. Allerdings beobachte ich,
      im Gegensatz zu Berlin, das häufig schnell repariert wird.
      Die in Berlin allgegenwärtigen Schilder mit einer 30 und dem Zusatz „Strassenschäden“ sind selten zu sehen.
      Ich denke das die Kommunen doch einigen Einfluss haben, wie und wohin die Gelder fließen. Demnächst kannst du dich ja selber überzeugen. 😀
      Unsere Straßen sind gar nicht so übel.
      Ich denke, das hat im wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen gibt es hier kaum
      Arbeitslosigkeit (beziehe mich auf die Region TF), zum anderen haben wir durch die Flugmotorenbude Rolls Royce hier in Dahlewitz und dem Daimler Benz Werk in Ludwigsfelde zwei prominente Arbeitgeber in der Region, welche die Gewerbesteuer ordentlich sprudeln lassen. Nicht Umsonst nennt man uns „das kleine Baden Württemberg“.
      So ist unsere Kommune glücklicherweise in der Lage, solche Sachen zu händeln.
      Ja, hier tut sich was. Trotz allem.

      Bronx

      • Sandmann sagt:

        Ay Bronx,

        ist da eigentlich was dran, dass Berlin nicht genug Kohle in den Kassen hat? Was den Straßenbau betrifft? Als ich im vergangenen Jahr das eine oder andere mal mein halbfinnisches Fräulein Altona dort besuchte waren sowohl ich als auch mein Auto regelmäßig erschüttert vom Gepolter auf den Ausfallstraßen. Unfassbar, und das in der Bundeshauptstadt?

        Sandmann

        • bronx sagt:

          Hi Sandmann,

          der „Regierende“ Partylöwe Wowereit (Bürgermeister) gab ja den Slogan aus: „Arm aber Sexy“.
          JA, die Stadt hat kein Geld. Aber dafür der Senat das Talent, das wenige was da ist, schnell und sinnlos auszugeben.
          Ein Beispiel nur: Berlin besitzt eine mit viel Tam Tam gegründete Verkehrsmanagementzentrale (VMZ).
          Diese soll Strassenbauarbeiten SO koordinieren, das alle Gewerke abgestimmt bauen. Also erst Kanalisation und Elektro oder Telekom und ZUM SCHLUSS der Asphalt.
          Macht Sinn, oder?
          Nur leider sind die Gewerke nicht verpflichtet, ihrerseits die Arbeiten zu melden. Alles klar?

          So ist klar wo das Geld hingeht. Berlin ist Meister im ausgeben davon.
          Was meinst du warum die Brandenburger eine Fusion mit ca 95% ablehnten? Zumal sich einige Politiker des Berliner Senats im Zuge der Fusionsgespräche wie Besatzer aufgeführt haben. Danke Schön, nee nee..

          Den Rest schrieb ich ja schon weiter oben. Wenn ich nach Berlin reinfahre, bin ich immer froh das die Erstbesitzer meines T4 seinerzeit das Schlechtwegefahrwerk orderten 😉

          Bronx

  3. Daemonarch sagt:

    Dein Audi! *heul!*

    In meinem Heimatdorf befindet sich die Einfahrtstraße schon seit etwa 5-6 Jahren in einem derart erbärmlichen Zustand, das man als Autofahrer keine andere Wahl hat, als wild rudernd auf den Radweg auszuweichen… Selbst die Linienbusse tun das.
    Das wird ca. 1x im Jahr irgendwie Teer reingeschmiert, was den Zustand eher verschlimmert als verbessert…

    Die Umgehungsstraße wurde vorletztes Jahr in einer Hauruck-Aktion auf etwa 1.km mit einer neuen Decke versehen (was meiner Meinung nach komplett überflüssig war, denn die Decke war in gutem Zustand).
    Ergebnis? Nach 2 Wochen bröselte diese tolle neue Decke dermaßen weg, das die Geschwindigkeit sukzessiv von 70 auf 60…40…20 km/h runtergesetzt wurde, dann die rechte Spur komplett gesperrt wurde, und letztes Jahr musste die Fahrbahn dann wieder komplett ersetzt werden.
    Was ist das wieder für eine erbärmliche Vetternwirtschaft? Die schustern sich die Autfträge zu, liefern unaussprechlichen Pfusch ab, und der Bürger darf dafür aufkommen? Zu Kotzen!

    P.s… Selbes Spielchen auch in großem Stil auf der A42… Was das an Millionen gekostet hat! *SORG!*

    • Sandmann sagt:

      Ay Daemonarch,

      ja… mein Audi… aber ich weine ihm nach wie vor nicht nach, vielleicht ändert sich das im Frühling, wenn ich ihn mal wieder beim Markus besucht habe….. 😉

      Hier im nördlichen Kiel sind die Straßen in einem sehr guten Zustand. Die auf den Bildern, wo ich das Schiffchen schwimmen lasse ist im vergangenen Jahr aufwändig komplett neu gemacht worden, inklusive neuer Fußwege und Verkehrsinseln (da ist eine Grundschule in der Nähe). Auch der Ausbau der A21 von Kiel über Segeberg zur A1 geht zügig voran.
      Mann bin ich froh dass ich die A7 nicht mehr pendeln muss 🙂

      Sandmann

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