Spurensuche am Strand

Tag 3. Bleibende Eindrücke im Sand.

(und was bisher geschah)

God aften mes amies,

Was mag das sein?

Was mag das sein?

wer erinnert sich nicht an die Werbung, wo der fellbekleidete Eskimo-Papa seinem ihn mit großen Augen anhimmelnden Sohn die Spurensuche im Schnee beibringt und nach den verschiedenen Tieren bei „Audi … Quattro“ landet…? Tiere gibt es am Strand von Henne nicht, jedenfalls keine, die Spuren hinterlassen. Aber Spuren gibt es trotzdem. Hier und da. Spuren von Lebewesen und Spuren von Dingen, die von Lebewesen hier entlang bewegt worden sind. Wir sind diesen Spuren unter Berücksichtigung der Windrichtung, des Sonnenstands und der aktuellen Tide einmal nachgegangen, während unsere Brut sich im Steinesammeln verliert.

Die erste Fährte, die sich dem geneigten Betrachter eröffnet, erscheint eindeutig. Schon hatten wir uns gewundert, warum dieser Ausläufer des bunkerbepflasterten Nordseestrands denn so sauber sei, da finden wir die Spuren der Ursache. Nach kurzer Diskussion scheiden Katzenhai und Rotkehlchen aus. Auch ein auf die Seite gelegter und von den Wellen gekugelter Twingo fällt durch das Raster. Offensichtlich hat hier ein dänischer Bürger einen artfremden Beruf ergriffen! Er hat keine Herde Kühe auf der Wiese und produziert keine Milch oder rot gefärbte Wurst, er vermietet kein überteuertes Holzhaus an ahnungslose Touristen und er produziert auch keine Filme mit nicht bekleideten Statisten. Nein, vielmehr scheint dieser Mensch ein Strandsäuberer zu sein, der einen kraftvollen Schlepper über den fein gemahlenen Sand lenkt. Eindeutig.

Die nächste Spur ist schwieriger. Zeichner Ørg ist Paris-Dakkar erfahren und kann sich nicht entscheiden zwischen südvietnamesischem Lederwaran und dreibeinigem Wüstendromedar mit Schwindsucht. Im zweiten Anlauf kommen Gedanken über einen Hyundai Getz, der zu klein für die Schrottpresse war und wie ein Wüstenbusch vom Wind gebeutelt und gefaltet über den Strand geweht wurde. Aber dafür ist die Spur zu gleichmäßig. Ein Vogel? Ein Flugzeug? Supergrobi? Viele ungewisse Minuten später finden wir ein kleines schwarzes Stück Gummi und kommen zu der Erkenntnis, dass hier vielleicht ein Kleinlaster oder ein Geländewagen entlang gefahren sein könnte. Wie unspektakulär. Aber beruhigend, auch dieses Rätsel gelöst zu haben.

Kurz bevor die Dämmerung sich senkt, der Hunger auf HotDogs wächst und der Wind wieder auffrischt fällt den beiden Trappern in der Nähe des Parkplatzes eine neue, frische Fährte auf. Ihr Verursacher scheint an den Vorderläufen und an den Hinterläufen verschiedene Hufe zu tragen, jedenfalls verwirrt er hiermit sein Umfeld. Die Spur pulsiert noch warm und riecht nach Prärie, nach Landstraße und seltsamerweise nach geöffneten Grenzübergängen ohne schikanöse Beamte. Sie fühlt sich nach Kraft und Leidenschaft an. Diese Spur betört die Sinne mit ihrer klaren Linie und ihrer Breitheit. Man möchte in den Sand beißen, sich wie ein Hund darin wälzen und den feinen Geruch der Freiheit unendlich verlängert am Körper tragen…

Ah. Ach. Na gut. Das war ja einfach. Ein Audi V8. Was lernen wir daraus? Dass selbst ein einziges dänisches Bier bei zu viel frischer Luft und zu wenig fester Nahrung einen wunderlich werden lässt, wenn man nicht rechtzeitig den Fotoapparat ins Handschuhfach zurück steckt. Die Kinder sind fertig mit Steine sammeln. Ein weiterer wunderschöner Tag im Pølserland geht zu Ende. Morgen früh wollen wir einen Audi-Drachen steigen lassen und ergründen, warum man Autos mit mehr als 250 PS am Strand an die Leine nehmen muss. Es gibt viel zu erleben. Packen wir’s an 🙂

De Sandmand

(und hier leinen wir den Audi an)

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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