Südseecamp 2007 – Und es war Sommer

Die lange Reihe der BolidenTreffen der Besitzer oder Liebhaber besonderer Autos haben auch immer einen besonderen Charakter.Da haben wir die Heckklappe-auf-Mucke-laut-und-ab-dafür-Duelle der tunenden VW-Szene, die ICH-kann-noch-tiefer-als-DU-Contests der Opel-Fetischisten und die meiner-kostet-weniger-als-deiner-Übertrumpfungen der Über-einen-Lada-Nachdenker. Das Südseecamp in Niedersachsen bei Soltau vereint im dritten Jahr großvolumige Limousinen, großvolumige Fahrer dieser Limousinen, große Mengen an Teilen von Tieren auf offener Flamme und entspannte Lagerfeueratmosphäre auf einem Fleck… und die Musik war auch klasse (bis ich dann zur Gitarre griff…).

Das Südseecamp ist ein Erlebnis-Zeltplatz mit Strand, Kiefern, mietbaren Hütten, Spaßbad, Gastronomie und noch diversen anderen aparten Dingen, die man so ohne weiteres gar nicht auf einem Zeltplatz vermuten würde. Mitten in der Lüneburger Heide gelegen, was für mich diesen Ort schon einmal als prädestinierten Treffpunkt charakterisiert, entstamme ich selbst doch dem netten Städtchen Uelzen ganz in der Nähe.

rasante Kurvenlage mit starkem GegnerSamstagmittag schlage ich da auf und finde mich umgehend umringt von Audi Vau Achts verschiedener Couleur und diverser Ausstattungsvarianten. Vom originalen Classik-Liner (DER aus dem Prospekt!) über dezent tiefer gelegte Sahnestücke mit schicken Felgen bis hin zum unverbastelten Ersthand-Scheckheft-1A-Schnäppchen mit 118.000km (zu verkaufen!) ist alles dabei – und alle paar Minuten rollen weitere an. Zwischenstand sind irgendwann fast 40 Autos da. Mitten auf dem Platz eine Feuerstelle nebst gehacktem Holzbestand von der Fläche Kopenhagens und ein großer Pavillion, falls Petrus uns nicht wohlgesonnen sein sollte – was er aber entgegen aller hochbeschworener Prognosen ist. Der Himmel lässt kein Wasser raus. Nun erst einmal eine Probefahrt in einem Gefährt für die jüngere Generation. Direkte Lenkung, so direkt, dass ich fast nicht an den „Großen“ vorbei komme…

Nach und nach bilden sich entspannte Ründchen von Gleichgesinnten, einige toben mit ihren Kindern (oder denen der anderen), die ersten Grills werden entflammt und ein frisches kühles Mittags-Pils macht die Runde. Fahren müssen die wenigsten noch, man zeltet, hat sich einen der Bungalows gemietet oder gedenkt (wie ich) im Auto zu schlafen. Aber diesem Thema werde ich noch einen eigenen Beitrag widmen…

Tiefer legen von der SpezialfirmaViele kennen sich noch von vergangenen Treffen, viele kennen sich NUR von vergangenen Treffen und die Schlagfertigkeit der Verbalakrobatik innerhalb der Stuhlrunden rund um die Wasserpfeife und das Bier steigt mit jedem Gläschen. Männer haben eine Menge Spaß, indem sie einfach da sind, über Autos reden, trinken und lachen und aufeinander rumhacken. Hey ihr Frauen! Mehr brauchen wir nicht zum Glücklichsein. Ist das nicht angenehm? Gut jetzt, die ersten Aktionen sind angesagt. Nachdem sich niemand so recht an meinen Kühlwasserverlust rangetraut hat (ist auch gewagt, mitten in einem Naturschutzgebiet), legen drei gazellen-gleiche Menschen den V8 von Carsten (Mitte) tiefer. Das geht ganz schnell. Und Marc, ich bring dieses charmante Foto hier jetzt auch nur weil du mich immer Troubadix nennst. Ha.

RundumblickNoch in Gedanken an den nie dagewesenen Sommer verdrehen die jenigen, die gestern schon angekommen sind, beim Magenknurren der „Neuen“ die Augen. Schon wieder grillen? Oha.

Ene mene muh, wo ist mein Fleisch?Was hier auf den Schwenkgrill gelegt wird, wäre in der Lage, einen kompletten mittelafrikanischen Kleinstaat ein Jahr lang am Leben zu halten. V8-Fahrer haben Geschmack. Längst hat man sich gelöst von reinem Bauchfleisch oder von schlichtem mariniertem Nackensteak. Das Angebot ist international wie in der EU, niemand hat mehr einen Überblick (weil der Grill sich andauernd dreht) und einige versuchen dem Fleischskandal mit bunten personalisierenden Fähnchen Herr zu werden. Was mir wieder einmal auffällt: Die Autos stehen gar nicht wirklich im Mittelpunkt. Sie sind ein guter Grund, dass wildfremde, völlig verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Wünschen und Träumen sich treffen und sich wohl fühlen. Irgendwie sehen die V8s ja auch alle gleich aus… Irgendwie. Wenn auch schön… Aber irgendwie auch nicht… ach egal, gebt mir noch ein Bier.

Fast wie fernsehen, nur wärmerIn Kiel nennt man das 19-Uhr-Flaute

Ich war 16 und sie 31

Nachdem dieser schöne Abend sich abdunkelt und auch die letzten zweifelnden Menschen verschämt an ihren Alko-Pops nippen (Steffi, über das grüne, selbstleuchtende Zeug reden wir nochmal!) wärmt das Lagerfeuer die Herzen und die vollen Bäuche. Man unterhält sich über dies und das oder wirft dem Barden Musikwünsche vor die Füße, die ihn vor Scham erröten lassen. Was ja keiner sieht, da es dunkel ist.

Hätte ich in den frühen Morgen blicken können, vielleicht würde ich mich anders verhalten haben. Aber an diesem Abend erfreue ich mich schlicht an der Tatsache, dass mir in kurzen Abständen die hochwertigsten Whiskeysorten ins Bild gehalten werden. Kater ist morgen. In diesem Sinne. Gerüchten zufolge sind einige Musik-Videos entstanden, die nur noch nicht bei Youtube zu finden sind, weil Seine Kleine Schwester Angst hat, die Datenmenge sei wohl zu groß. Muss ich mir Sorgen machen um meinen guten Ruf? Oder kann es der Anfang einer Musikerkarriere ohnegleichen sein? Ach ja, ich sollte ja was über Autos schreiben. Entschuldigung.

Irgend jemand schläft da‚ kenn ich nichtAuch die Herren der Ringe schlafen irgend wann einmal, einige schon früher (ich glaube es war 3.00 oder so), andere erst sehr spät (6.00 Uhr morgens: „Ich geh jez schlafen nä? Ja schüüühüüüß geh ma schlafen. Ja ich geh jez auch schüüüühüß!!! Ja schüüühüß!„). Tom fühlt sich auf dem Weg zum Frühstück nicht so wohl, obgleich er schon bei Tagesanbruch einen Großteil der Giftstoffe wieder der Natur zugeführt hat und ich fühl mich nicht so wohl, weil das noch alles durch meine Adern kreist. Und dann dieses Eichhörnchen… nein, das gehört hier nicht her. Frühstück gibts im Restaurant eh erst um 9.00 Uhr, also stapfen wir wieder zurück und klinken uns in die essende Allgemeinheit ein, die wieder alles reichlich aufgedeckt hat. Das Feuer brennt auch schon wieder.

Selig lächelnd besteigen nach und nach die Kumpels von gestern die mit Asche bestäubten Autos von heute, um in ihren Alltag von morgen zurück zu fahren. Einen Abend lang haben wir wieder erfahren dürfen, dass es immer noch Beklopptere als einen selbst gibt und dass wir nicht allein sind. Und das tut gut. Vielen Dank von mir an dieser Stelle an Frank für die gute Organisation, alles war im Überfluss vorhanden und ich habe das Gefühl, dass alle sich wohl gefühlt haben (heute ist Montag und ich bin noch immer nicht wieder ganz nüchtern).

Außerdem bin ich mit einer Gasfüllung hin und zurück gekommen. Die Welt ist schön.

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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