Glauben, Licht und Liebe

Am Ende ist doch alles Liebe

Am Ende ist doch alles Liebe

Montpellier, Südfrankreich. Auf den Karten ist das (europäisch gesehen) irgendwo links unten am azurblauen Mittelmeer, aus der Sicht eines gebeutelten Mittelstuflers im Französischunterricht der 80er ist das der Name einer Stadt in einer Geschichte mit den Lerocs. Einerseits ein Tagesausflug für drei der vier Anwesenden, andererseits ein Wendepunkt im Denken des vierten von vier Anwesenden. Jeder alte Stein hier, jedes Kirchenfenster und jeder einzelne Blick auf den weit entfernten Horizont will mir etwas mitteilen. Sind Sie bereit für eine kleine Reise mit schönen Bildern und einem mehr als verwirrenden Text? Haben Sie Ihre zweite Tasse Kaffee (morgens) oder Ihr zweites Glas Rotwein (abends) schon im Magen? Dann kommen Sie gern mit.

Ich brauche ein neues Navi. Oder weniger wirre Ziele.

Ich brauche ein neues Navi. Oder weniger wirre Ziele.

Ich brauche ein neues Navi. Das ist nicht erst seit den zwischenmenschlichen Eskalationen im nicht kartografierten Niemandsland von Portugal klar, das zeichnet sich schon länger ab. Ich habe die Updates verpasst, ich habe die neuen Wege nicht beachtet und ich habe vor allem vor lauter Alt-Navi-Vertrautheit versäumt, mit meinen eigenen Augen auf die großen Schilder vor mir auf der Straße zu gucken. Die großen gelben Schilder, die mir sagen, wo es wirklich lang geht. Dann habe ich mich so oft verfahren, dass ich den Ausweg fast nicht mehr gefunden habe. Zum Glück gibt es da ein halbfinnisches Fräulein Altona mit einer viel attraktiveren Sprechstimme als der TomTom „Lisa“ auf dem leblosen Chip im Plastikgehäuse des Frontscheiben-Navigators. Mit klaren, unmissverständlichen Ansagen hat sie meinem Dahintreiben eine Richtung gegeben, und ich habe mich störrisch, aber vertrauensvoll leiten lassen. Mal schmerzhaft, mal arbeitsreich, am Ende aber zielführend. Hier in der Innenstadt von Montpellier habe ich aber nur Lisa. Ich glaube, es ist am besten, ich verweile zunächst am Rand des Geschehens und atme tief durch, denn Lisa weiß einfach nichts mehr.

La Place de la Comedie

La Place de la Comedie

Wie so oft im Leben ist der Rand des Geschehens gleichzeitig das Zentrum und das Tagesziel. Mitten in Montpellier stehen wir auf dem Place de la Comedie, wie passend, und ich habe Hunger. Bin ich eigentlich manchmal witzig? Einige behaupten das. Andere machen sich Sorgen, weil ich in letzter Zeit nicht mehr witzig bin, oder irgendwie anders als sonst witzig. Vor allem sorgen sich Menschen, die mich nur virtuell kennen und die einen gewissen Grad der Leichtigkeit in den belanglosen Geschichten gewohnt sind.Eeinige von denen fragen öfter nach meinem Befinden als meine eigene Familie. Was sagt mir das? Es scheint bei einigen Lesern hier und auf Facebook eine Art tiefe digitale Verbundenheit zu geben, deren Ausmaß mir noch gar nicht richtig bewusst war. Aber die sich warm und richtig anfühlt. Und es sagt mir, dass man im Leben entgegen der Meinung anderer nicht immer witzig sein muss, warum denn? Mein Hunger meldet sich wieder, hier auf dem Witzig-Platz in einer alten Stadt in Südeuropa, in der wir weder M. Leroc noch seinen Sohn Daniel noch irgend einen Hinweis auf die beiden finden werden. Ich sehe vor meinem geistigen Auge mit knurrendem Magen die mediterranen Köstlichkeiten, die sich hier auf einem Markt oder in einer kleinen Brasserie vor uns ausbreiten könnten. Ich rieche gebackene Früchte, frisches Brot und knuspriges Fleisch mit Zwiebeln. Und betrete fremdgesteuert den nächstbesten McDonald’s 🙁

Da weiß man was man hat

Da weiß man was man hat

Es ist in jedem Land auf dieser Welt das gleiche. Wenn der Hunger mit dem Portemonnaie um die Wette kneift treibt es den sorgenden Vater und Versorger für vier hungrige Schnäbel in die Frittenbude mit den Golden Arches. Hier schwant einem so eine ungefähre Ahnung davon, was gleich serviert wird. Der lustige Koch mit dem geringelten Anzug, den roten Haaren und der dicken Nase brutzelt es einem frisch aufs Plastiktablett. Und man kann davon ausgehen, dass man wenigstens ein paar Stunden lang satt ist, bevor die undurchsichtigen Inhaltsstoffe vom BigMac und seinen kalorienreichen Freunden einem aus heiterem Himmel eine Unterzuckerung, einen Riesendurst und einen schier unstillbaren Appetit auf Muttis Rouladen mit Rotkohl und Klößen vorgaukeln. Voilà. Cheeseburger für alle, was kostet die Welt? 😀 Äh… doppelt so viel wie in Deutschland. Mist.

Und sogar Netz haben die hier...

Und sogar Netz haben die hier…

Globalisierung? Ich lache. Immer wenn ich im Europäischen Ausland unterwegs bin wird mir wieder und wieder klar, wie billig Nahrungsmittel in Allemagne sind. Da bekommen Sie einen vollwertigen Mittagstisch im Lokal um die Ecke für rund 5 Euro. Oder gleich ein ganzes chinesisches Mittagsbuffet für 6,95 plus Getränke (ich grüße an dieser Stelle meinen „das war günstig“ Papa), und damit es sich „lohnt“ kann man hier bei schrägtoniger Musik sogar ausschließlich Garnelen im Backteig futtern. Wenn die Zeit drückt passt auch gern mal das 1 mal 1 für einen Burger und ein Getränk. Reicht grob. Das ist doch ein Witz, für zwei Euro kann man in Kiel
– drei Stunden parken
– satt werden
– eine Kerze anzünden und was in den Opferstock schmeißen
Und hier? Reicht das nicht mal für eine einzige Rindfleischbulette im Weizenbrötchen mit süßen Gurken und Ketchup. Andere Länder, andere Sitten. Und andere Preise. Über Parkgebühren verliere ich weiter hinten noch einen kurzen Satz… Aber wie dem auch sei – heute Abend wird wieder gekocht! *burps* so! Als Verdauungsspaziergang tendieren wir in Richtung Botanischer Garten entlang einiger alter Mauern. Es ist echt warm. Das gehört sich so für Südfrankreich.

Das Streben nach Oben

Das Streben nach Oben

Der Botanischen Garten von Montpellier ist in der Nähe der Uni, fußläufig erreichbar vom Witzig-Platz. Der soll ziemlich schön sein. Aber auf dem Weg dahin findet sich noch das eine oder andere Eis und auch ein paar Häppchen Kunst und Geschichte 🙂 Die Kathedrale Saint Pierre de Montpellier steht hier vom Prinzip her schon so knapp 700 Jahre rum und hat im Turm echt große Glocken hängen. Unter anderem mit 4 Tonnen Gewicht die größte und schwerste der Region Languedoc-Roussillon. Nein, seien Sie unbesorgt, ich werde Ihnen hier nicht zusammengegoogelte Geschichtshappen kopieren, die Sie schon in 42 anderen Webseiten gelesen haben. Vielmehr will ich da mal rein. Selbst. In diese Kathedrale. Und wissen Sie, was abgefahren ist, abgesehen von der Tatsache, dass drei junge Menschen mit mir altem Sack im Auto in den Sommerurlaub fahren? — Dass genau diese drei Menschen mit zusammen auch in die große Kirche reinwollen. Freiwillig. Und der eine nimmt sogar seine Cap ab.

Immer wieder verzaubernd

Immer wieder verzaubernd

Ich mag Kirchen. Sie strahlen Ruhe und Geborgenheit aus, das unterscheidet sie gravierend von Finanzämtern oder Banken. Manchmal sind sie hell, manchmal schummerig, aber niemals dunkel. Irgendwo brennen immer ein paar Kerzen, irgendwo sind immer ein paar mehr oder weniger bekannte Leute eingegruftet und es riecht immer gleich. Nach geöltem Holz, nach Steinen und nach…. Vergebung? Kann man die riechen? Vielleicht sind es auch nur alte Gesangbücher, in denen steht viel, womit man heute nichts mehr anfangen kann. Aber es sind auch kleine Schätze in diesen Gesangbüchern, schöne Lieder, die manchmal unerwartet eingängig in einem definitiv unfreiwilligen Gottesdienst an einem grauen Sonntag Morgen intoniert wurden.
Oder stellen Sie sich vor, Sie hören als kleines Kind Ihre Oma morgens in der Küche so ein Lied schmettern. Sie feuert den Ofen an, kocht Kaffee für Mama und Papa und singt. Und genau dieses Lied stimmt die Gemeinde dann an einem Heiligen Abend voller Kerzen und Tannengrün an. Einem Heiligen Abend, an dem die Kirche wie immer gerappelt voll von beurkundeten Christen mit schlechtem Gewissen ist. Einem Heiligen Abend, an dem die Oma schon seit vielen Jahren nicht mehr lebt und ihre Lieder in der Küche längst verklungen sind. Wenn Sie dieses Bild vor Augen haben und vielleicht eine kleine Träne des Vermissens wichtiger Menschen über die Wange kullert werden Sie den Zauber von Kirchen verstehen. Ja. Ich glaube. Und es ist ein Glaube, der mir Kraft gibt.

Weiter von hier an.

Weiter von hier an.

Ich sehe meine beiden hübschen Töchter barfuß andächtig durch das uralte Gemäuer stapfen und verstehe auf einmal, worauf es wirklich ankommt. Auf Liebe. Auf Geborgenheit, auf den Zusammenhalt einer kleinen Familie, in Hamburg und in Kiel. Es kommt nicht auf Grundbesitz an, nicht auf Altersvorsorge und nicht auf Statussymbole. Ein Zuhause ist da, wo mich die Menschen lieben. Dort kann ich ruhig schlafen, dort stehe ich jeden Morgen wieder fröhlich auf und bin für andere da. Lachend und singend. 331, die Nummer wabert durch meinen Kopf. Ich glaube, meine Oma hat manchmal morgens in der Küche das Lied Nummer 331 gesungen. Wir verlassen die Kathedrale wieder, nicht ohne dass ich einen kleinen Schein in den Spendentopf gestopft hätte.
Sie mögen das nicht nachvollziehen können – aber ich bin gerade erst aus der Kirche ausgetreten. Schräg? Ja, vielleicht. Doch was soll ich mein Geld unfreiwillig von einer undurchsichtigen Unternehmensstruktur abbuchen lassen, die ein mies bezahlender Arbeitgeber ist und am eigenen Verwaltungsapparat fast erstickt? Dann spende ich lieber gezielt in Kiel in „meiner“ Kirche für die Kirchenmusik und die Obdachlosenhilfe. Glauben Sie mir, ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem das Dach über dem Kopf weggenommen wird. So. Gut jetzt. Hallo Botanischer Garten, wie präsentierst du dich uns an diesem hellen, lichten Montag im Juli?

Botanischer Garten - fermé

Botanischer Garten – fermé

An diesem hellen, lichten Montag im Juli, an GENAU diesem Montag, hat der Botanische Garten von Montpellier leider gerade geschlossen. Hurra. Vermutlich ist jemand mal wieder investigativ auf den Spuren von Daniel Leroc und durchsucht dabei die hiesige Flora. Ist eigentlich überliefert, wo genau er sich aus dem camion in Montpellier befreien konnte? Nun, das hätte ungefähr die Relevanz der Ortsangabe, wo genau Harry Potter in Hogwarts das erste mal überlegt hat, wie es wohl sein würde, Hermine endlich mal zu küssen. Die drei jung gebliebenen und ich driften, noch immer unkontrolliert Kirchenlieder singend, einigermaßen planlos durch diese schöne Stadt und sind ein bisschen froh, nicht nach Marseille gefahren zu sein. Hier ist es ein wenig übersichtlicher, ein wenig grüner und wesentlich weniger touristisch überlaufen. In Montpellier werden zwei Fakten gespiegelt, die uns schon in Paris aufgefallen sind: Antike Architektur steht einfach so mitten in der Stadt rum und wird betreten, begriffen und benutzt und –  Baustellen sind überall. Offensichtlich nicht nur auf der A7 Richtung Norden zwischen Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck, auch in Frankreich wird an jeder Ecke abgesperrt, umgeleitet und gebaut. Aber das halte ich mal von den Fotos fern. Die sind übrigens alle mit meinem alten iPhone gemacht, ich wundere mich, wie gut hier und da die HDR Bilder werden 😉

Vielleicht mal den Horizont erweitern?

Vielleicht mal den Horizont erweitern?

Die bronzene Reiterstatue strebt nach vorn (wer ist das bloß?), dahinter baut sich am Ende einer symmetrischen Parkanlage ein großer steinerner Pavillon auf. Von ihm aus spannt sich eine ebenfalls steinerne hohe Mauer in Bögen über das Land, die ehemalige Wasserversorgung von Montpellier. Für mich sieht die antike Wasserstraße aus wie ein Weg direkt in den Horizont hinein, ein Weg ohne erkennbares Ende. Er geht geradeaus, er ist stabil und er überwindet Täler und Flüsse. Ich könnte ihn gehen, aber davor ist noch ein schmiedeeisernes Gitter. Weil man das ja nicht einfach so darf, als Tourist auf einem Aquädukt rumklettern. Falls Sie davon genervt sein sollten, dass ich mich hier in Bildern und Metaphern verliere – kontaktieren Sie bitte meinen Arzt oder Apotheker 🙂 Leider kennt hier niemand mehr die Famille Leroc, und dieses ewige Herumgereite auf dem Trip von Daniel im camion nach Montpellier hat inzwischen bewirkt, dass bei der Eingabe dieser Suchbegriffe nicht mehr die schönen französischen Schulbücher der 80er Jahre zitiert werde – sondern mein Blog 🙂 Sachen gibt’s….

Horizonte

Horizonte

Südfranzösische Städtetrips kippen irgendwann von Aaaaaah und Ooooooh in Urks und Gähn. Zwangsläufig, denn die anfangs erkundenden Füße sind plattgelatscht, die Sonne drückt und die Müdigkeit zieht den freizeitgeplagten Körper zurück an den Pool auf dem Campingplatz in Agde. Montpellier macht es einem zwar leicht, sich mit teils antiker Architektur auf du und du zu bewegen, aber wir wollen die Geschichtsstunden des Lebens nicht übertreiben. Schließlich sind wir im Urlaub. Hier noch ein Wasserspeier, da noch ein Triumphbogen – vermutlich werde ich nach Jahren mal was drüber lesen und denken, dass man dem einen oder anderen alten Stein ein wenig mehr Ehrfurcht hätte entgegen bringen sollen. Das ist ein bisschen so wie mit den Leserautos, die ich durchfotografiere. Das sind immer ausnahmslos coole Karren, aber wenn ich später den Artikel drüber schreibe und im Netz über das Modell recherchiere finde ich so viele liebenswerte Kleinigkeiten, dass ich eigentlich am liebsten gleich nochmal fahren würde. Hm. Nun gut, Zeit, mal Tabula Rasa zu machen.

Das Tor nach Irgendwo

Das Tor nach Irgendwo

Ich fasse abschließend und endgültig zusammen, was ich über die Lerocs denke: Aus heutiger Sicht waren die superlangweilig.
Was mag aus ihnen geworden sein? Ich glaube, Daniel Leroc ist mit 19 Jahren dreifacher Tischtennis-Europameister geworden und mit 24 an einer Überdosis gestorben. Er hatte einfach zu viel nachzuholen, nachdem seine Kindheit ein wenig zu unspektakulär verlief. Monique hat sich mit 16 in einen viel zu alten gitarrespielenden Mann verliebt, der ein bisschen so aussah wie ihr Vater, aber nicht andauernd im Büro abgehangen hat. Sie leben heute mit ihren fast erwachsenen Kindern in der Banlieu von Paris, er ist 90 und sitzt seit 15 Jahren im Rollstuhl und sie überlegt, nochmal ganz neu anzufangen. M. und Mme Leroc sind noch immer ein Paar. Er ist pensioniert und weiß nicht, was er mit seiner Zeit anfangen soll und sie ist total genervt, dass er andauernd zu Hause ist und sich kein Hobby sucht. Vor ein paar Jahren hatte sie es mal mit einer Affäre versucht, aber der junge, belesene Claude aus dem Norden hat ihr nur gezeigt, dass sie langsam alt wird. Sie hat es beendet. Pädagogikleichen der 80er Jahre, mögen sie in Frieden ruhen. Amen.

Nicht Familie Leroc

Nicht Familie Leroc

Die erweiterte Patchwork-Familie Sandmann macht es anders als die Lerocs. Ganz anders. Ob das besser ist lasse ich mal im Raum stehen. Schließlich sollten die erdachten Figuren nur eine typische französische Familie darstellen und uns letztendlich an die Sprache heranführen. Und so ganz falsch können sie das nicht gemacht haben, ich spreche und höre gern Französisch, und auch wenn der damalige vorgehaltene Nationenspiegel weit entfernt ist von der heutigen Genialität der Simpsons – sie waren eine Familie. Da kann man eine Menge kaputt machen, ich bin immer wieder erschüttert, wie viel einige Menschen auf dieser Welt kaputt machen. Ich mag momentan gar keine Nachrichten mehr gucken, die Einschläge sind grausam, sie sind unkontrollierbar und sie sind nur eine Flugstunde von Deutschland entfernt. Können die Menschen sich nicht einfach mal darauf besinnen, ihre kleine eigene Welt in Ordnung zu halten? Ihren Kindern menschliche Werte mitzugeben und sie nicht zu Kriegern für den einen oder für den anderen Glauben auszubilden? Offensichtlich nicht. Man kann in einer Familie aber auch eine Menge richtig machen. Was und wie viel zeigt sich offensichtlich erst nach Jahren, manchmal auch erst nach Jahrzehnten.

Männer vorm Himmel

Männer vorm Himmel

Als wir wieder im Auto sitzen und ich den Kassenautomaten unter dem Witzig-Platz mit einer Geldsumme gleich dem Bruttoinlandsprodukt von Spanien zur Herausgabe des Tickets und zum Öffnen der Schranke bewegen kann weiß ich nicht so richtig, was ich denken soll. Ich bin hier her gekommen, um die Stadt kennen zu lernen. Stattdessen war ich mit meinen Gedanken überall und nirgends, was mir aber gut getan hat. Ich glaube, ich kann jetzt ein paar Sachen in meinem Leben loslassen. An anderen wiederum halte ich noch mehr fest als vorher. Es war wohl nicht nur die Kathedrale, die diese Erkenntnis kanalisiert hat, aber sie hat dazu beigetragen. Ich weiß jetzt, in welche Richtung ich gehen werde, wenn ich wieder zu Hause bin. Das wird eine Menge Arbeit sein und den Rückweg nicht einfach machen, aber noch bin ich ja hier. In Südfrankreich. Heute Abend kloppen wir wieder Rommée, bis uns die Augen zufallen und sogar die Zikaden draußen schlafen gehen. Und morgen ist ein neuer Tag. Immer wieder. Und er wird an der Seite dieser wundervollen Menschen definitiv wieder schön werden.

Sandmann

Hier geht es weiter auf das Dach Frankreichs

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

21 Antworten zu Glauben, Licht und Liebe

  1. Will Sagen sagt:

    Ich habe ja (leider) nie französisch gelernt, aber die Lerocs sagen mir trotzdem was. Ich bin allerdings erst sehr spät dahinter gekommen, dass das mehrere Leute sind. („Das ist Leroc. Leroc ist krank.“) oder so. Egal.

    • Sandmann sagt:

      Ay Herr Sagen,

      aber ohne fundierten, lange zurückliegenden Französischunterricht…. wie können dir die Lerocs denn dann ein begriff sein?
      🙂 Ich bin inzwischen kurz davor, mal bei ebay ein Französischbuch aus der Zeit zu besorgen. Irgendwie… hm… ich weiß nicht…….

      Sandmann

    • Sandmann sagt:

      Ay Snoopy,

      gniiihihi ja die ETUDES FRANCAISES, ich erinnere mich. Die waren es! Ich hab grad mal bei ebay geguckt – keine Chance. Da ist nichts mehr von übrig, wahrscheinlich war jeder am Ende seines Französischunterrichts froh, das hinter sich zu haben und hat die Hefte in den Müll geworfen….. 🙂

      „Monsieur Leroc a garé sa voiture entre une Peugeot noire et une Renault rouge.“

      Sandmann

      • Holger sagt:

        Haha, die Lerocs sagen mir auch noch etwas. 4 Jahre Französisch bei „Babsi“ Ludwig, meinem Schwarm an Französischlehrerin. Ich hatte trotzdem kein Faible für diese Sprache (ausser IHR zuzu´ören).
        Aber ich denke immer an Les Gammas, n´existe pas…
        Sagt Dir das auch noch etwas, die „Gammas“ aus dem 3. Bildungsfernsehen von einst?
        Je ne parle pas francais… Das habe ich mir behalten!
        🙂

        • Sandmann sagt:

          Ay Holger,

          Les Gammas……? Oha. Die wiederum kenne ich nun GAR nicht. Aber Bildungsfernsehen habe ich auch nie geguckt, ich hab lieber ferngesteuerte Autos mit Verbrennungsmotor durch unser Dörfchen gescheucht 🙂

          Was ist aus Babsi Ludwig geworden? 🙂 Es ist nie zu spät für eine späte Romanze! Mein Französisch-Referendarinnen-Schwarm hieß Frau Riecken. Vorname einfach nur Frau. Ansonsten hatte ich nur Augen für Dunja und Nea…… und später Julia und dann Simone. 😀 Und dann wieder Julia. Ach – höööäääää auf!

          Sandmann

  2. Will Sagen sagt:

    Mein älterer Bruder musste Französisch pauken. Daher kam das.

    • Sandmann sagt:

      Ah okay.
      Hast du ihn auch Vokabeln abfragen müssen? 🙂 Ich frage heute manchmal meine Tochter in Latein ab, ohne jemals eine einzige Stunde Latein gehabt zu haben. Na ja, als Physiklehrer kann man ja fast alles….

      Sandmann

  3. LarsDithmarschen sagt:

    Bonjour Sandmann,

    Ca va?

    gestern, während einer Pause vom Physik lernen (Quantenmechanik), habe ich hier mal reingelesen. Und der Text passt einfach zu einem Abend, da hast du vollkommen recht.

    Ich habe übrigens auch „lange“ Latein gehabt, Französisch nur zwei Jahren. J’habite à Dithmarschen et je suis Lars :D. Nun, im letzten Schuljahr, habe ich noch Englisch als Fremdsprache. Schwedisch würde mir besser gefallen, dann könnte ich meine ersteigerte Reparaturanleitung besser verstehen.

    Meiner Meinung kann das Internet zwei Sachen. Menschen auseinanderbringen und Menschen zusammenbringen. Auseinanderbringen durch Streit, Sucht (Smartphonesucht vielleicht auch) oder sonstige Dinge, aber es kann auch Freundschaften und Beziehungen zusammenbringen. Anscheinend gibt es nämlich Menschen, die sich noch noch um ihre Mitmenschen kümmern und sich nicht jeden Morgen drüber aufregen, ob man vor ihrem Haus parkt oder nicht.

    Ich helfe nun beim Schweißen. Wenn das Tagesziel erreicht ist, gibt es nur noch zwei Stellen. Hoffentlich 😉

    Schöne Grüße
    Lars

    • Sandmann sagt:

      Ay Lars,

      das Internet bringt nur auseinander, wenn du noch nicht gelernt hast, mit ihm umzugehen. Das betrifft vor allem junge Menschen, die unüberlegt schreiben, ohne zu bedenken, dass sie sich in Öffentlichkeit bewegen. Ich glaube, dass sich das mit den Jahren regulieren wird, die Menschen werden schlicht lernen, mit ihren Smartphones und der Öffentlichkeit umzugehen. Hoffe ich.

      Ich persönlich ziehe aus Social Media nur Vorteile. Ich habe Menschen wiedergefunden, die ich ohne die Portale gar nicht gesucht hätte. Und ich halte Kontakt zu Menschen, zu denen ich den Kontakt längst verloren hatte. Sehr schön. Und alles andere als oberflächlich…..

      Nun gut. Auf in die Nacht, in der vor 25 Jahren um 1:06 Uhr mein Freund Holger in einem Ford Escort XR3i gestorben ist 🙁

      Sandmann

      • LarsDithmarschen sagt:

        Hey Sandmann,

        ich finde es gut, dass du deinen Freund Holger nicht vergisst. „Aus den Augen, aus dem Sinn“ ist ja leider oft so. Ich würde gern nochmal mit Opa reden.

        Auseinanderbringen meinte ich auch nur in Sachen Streit, die man oft auf facebook oder in Foren lesen kann. Ich habe mal von einem Cyber-Mobbing-Fall an einer anderen Schule mitbekommen, der schon sehr krass war. Da braucht man schon viel Kraft, um da wieder herauszukommen, denke ich.

        Übrigens, bald werde ich wohl auch mal zum Schrottplatz fahren, wo der 100er steht. Der Besitzer meinte, er bekommt einen V40 rein und mir ist eine Verkleidung im Kofferraum leicht gebrochen.

        Schöne Grüße
        Lars

  4. Uli sagt:

    Besonders schön, Dein Exkurs zu Glauben und Kirche. Nun, ich bin auch ausgetreten aus einer Organisation, die so wenig die Gemeinde Christi ist wie der ADAC ein Autofahrerclub. Beides sind Wirtschaftsunternehmen mit einer Menge Versorgungspöstchen für die Claqueure der Oberen. Das, was in der Schrift steht, ist den ev-luth. ohnehin längst egal, egal wie das gottgewollte Familienbild; man fröhnt fröhlich mit der verlorenen Welt dem Genderismus. Nun bin ich hier zu finden: www. cza. de. Schau mal in den Link zum ZDF-Gottesdienst hinein, wie es bei uns zugeht. Kirchensteuern gibt es nicht, aber eine richtige Taufe, bei der nicht nur drei Tropfen auf die Stirn eines jungen Menschen gesprengt werden, der von Sünde, Glaube und der Taufe nichts weiß und sich nicht dafür oder dagegen entscheiden kann. Ein Anachronismus aus der Zeit des Absolutismus, als die Herrschenden sicherstellen wollten, daß das Volk auch die gleiche Konfession wie der Herrscher hat. Bei uns ist nichts dunkel, muffig und deprimieren, aufstehen, fröhliche Lieder, mitklatschen, mitsingen, jeden Sonntag zwischen 150 und 200 Besuchern, was in etwa der Zahl der Gemeindeglieder entspricht. Vor kurzem sagte mir eine landeskirchliche Pastorin, daß sie von solchen Zahlen träume. Aber ändern will sie nichts an der mittelalterlichen Lithurgie und der Art des Singens wie zu Zeiten der Dithmarscher Bauernrepublik. Auch die alten Lieder wie „ein feste Burg“; „Lobe den Herren“ und „Oh, du Fröhliche“ kann man rhythmisch und fröhlich singen. Morgen geht es natürlich wieder hin, von Heide in die Arche nach Elmshorn.

    • Sandmann sagt:

      Ay Uli,

      ganz so krass wie du möchte ich die ganze Geschichte vielleicht nicht sehen, aber ich stimme dir zu, dass man „Kirche“ im weitesten Sinne definitiv überholen und entstauben müsste, um die Leute wieder dazu zu bewegen, mal hinzugehen.
      Ich war in meinen Teenagertagen und auch noch als junger Erwachsener Gruppenleiter bei der Evangelischen Jungschar in Plön, am Ende habe ich alleine ein paar Freizeiten mit Jugendlichen und Kindern geleitet. Und ich glaube ich habe da einen guten Mix aus Glauben und Spaß reinbringen können.

      Gibt es denn tatsächlich noch klassische Gottesdienste, in denen ein alter Mann von der Kanzel Demut predigt? 🙂 Das kann ich mir gar nicht vorstellen…
      Trotzdem kann ich persönlich nichts böses oder schlimmes über die Formen der Kirche, die mir in Kiel begegnet sind sagen. Ich bin vor allem ausgetreten, um meine „Kirchensteuern“ gezielter einsetzen zu können. Bei Menschen, die das Geld tatsächlich brauchen. Wenn ich Geschichten wie die vom Luxusbischof in Limburg lese (auch wenn das ein Katholik war), wird mir ganz anders. Da gebe ich mein Geld lieber, wie ein guter Christ, den Menschen auf der Straße….

      Sandmann

    • micklip sagt:

      Lieber (oder Liebe?) Uli,

      Du magst mit einigen Deiner Aussagen Recht haben. Aber wenn ich sowas wie „gottgewolltes Familienbild“ oder“richtige Taufe“ höre, gruselt es mich nur noch.

      Mick

      • Uli sagt:

        Ich bin männliches Geschlechts; was die Taufe angeht, so nenne mir eine einzige Stelle, wo davon die Rede ist, daß Jesus Kinder getauft hat oder dazu aufgefordert hat, dieses zu tun. Jesus hat Kinder immer gesegnet, nie getauft. Und er hat uns aufgefordert, zu glauben und dann sich taufen zu lassen, nicht umgekehrt.

        Was den Begriff Familie angeht, so gibt es sowohl im AT als auch im NT eindeutige Stellen, was darunter im christlichen Sinne zu verstehen ist. Es ist der auf Dauer angelegte Bund zwischen Mann und Frau. Was gleichgeschlechtliche Sexualität angeht, gibt es ebenso eindeutige Stellen. Aber eines ist auch mindestens genauso wichtig und muß in diesem Zusammenhang unbedingt verdeutlicht werden. Gott liebt bedingungslos alle Menschen. Deswegen hat er Jesus gesandt, daß er unsere Schuld auf sich nimmt. Da setzt voraus, zu glauben, sein Leben an Jesus zu übergeben und nach einem sündenfreien Leben zu streben, was ein Mensch aber nie erreichen kann. Deswegen ist Jesus so wichtig. Und: Der Mensch, soll nicht andere Menschen verurteilen, er kann Taten verurteilen, das Urteil über den Menschen steht nur Gott zu. Da besteht der von so vielen nicht verstandene Unterschied: Der Mensch, der eine homosexuelle Empfindung hat, soll nicht abgelehnt werden. Was abgelehnt wird, ist das Ausleben dieser sexuellen Begierde. So wie jemand, der eine Neigung zu Kindern oder Tieren hat, dieses nicht ausleben soll. So wie ein Alkoholiker nicht zum Nichtalkoholiker werden kann, aber abstinent leben kann. So gibt es Menschen, die zu Gewalt, Aggressivität im Straßenverkehr usw. neigen. Auch von ihnen wird erwartet, daß sie ihre Neigung dazu kontrollieren. Als Christ sollen wir auch die als Menschen akzeptieren, die dieses nicht schaffen, sie nicht verurteilen. Aber eine Kirche, die sich christlich nennt, sollte so etwas nicht fördern. Schließlich werden in Gotteshäuser auch keine Daddelautomaten für Spielsüchtige oder Tresen samt Zapfanlage für Alkoholiker aufgestellt. Falsch ist es auch, die Menschen quasi „zwangstherapieren“ zu wollen. Toleranz ja, aber akzeptieren oder gar fördern muß nicht sein. Ja, ich wäre sogar dafür, jegliche Form von Werbung mit und für Sexualtät, in welcher Form auch immer, nicht zuzulassen, ebenso wie für Alkohol, Tabakprodukte, Glücksspiel und andere Dinge, die zumindest für Minderjährige tabu sind. Gelebte Sexualtät ist Privatsache, gehört im christlichem(!) Idealfall in die Ehe und darf nicht zu einer Ware verkommen. Sonst ist es nur der Beweis, daß es eben nicht um Liebe geht.

        Eine Kirche, die sich christlich nennt, muß als Grundlage die Bibel als von Gott inspiriertes Wort haben, diese ist nicht jedem dummen Zeitgeist anzupassen, wie eben Genderismus, Konsumwahn, Götzendienst an Geld und Karriere. Ansonsten verkommt eine solche Kirche zu einem hedonistisch-esoterischen Wohlfühlverein mit Beliebigkeitsfaktor, der keine Orientierung und kein Fundament für das Leben gibt. Die Folgen sieht man in den Austritten aus den großen Kirchen. Übrigens wurde mit bei meinem Austritt in der Verwaltung bestätigt, das dieses unselige „Familien“-Papier der EKD der Grund für die meisten Austritte sei.

        • micklip sagt:

          Lieber Uli,

          ich sehe, mein Gruseln war berechtigt 🙂

          Du darfst das alles gerne glauben und vertreten, solange Du keinen Deiner Mitmenschen damit in seiner Freiheit beschneidest. Aber Du darfst auch gern zur Kenntnis nehmen, dass ich das Thema grundsätzlich anders sehe.

          Mick

  5. Uli sagt:

    Genau so sehe ich es auch, es gibt in unserem Lande Glaubenfreiheit und das beeinhaltet eben zu glauben oder eben auch nicht, ohne daß es weltlich persönliche Nachteile für den einen oder anderen hat.

    Über das, was „Freiheit“ ist, kann man natürlich auch wieder trefflich diskutieren, so will und die Werbung ja gern weismachen, daß eine Kredit Freiheit bringt. In Wirklichkeit tut er meist das Gegenteil, man wird Sklave des Geldes, muß den Kredit bedienen, kann nicht einfach aufhören zu arbeiten und, und, und. Ein anderer lehnt die Familiengründung ab, will seine von ihm als Freiheit gesehene Unabhängigkeit nicht aufgeben. Jemand anderes sieht so einen Menschen als Sklaven seines Egoismus. So geht es eben mit vielen Dinge, die man als „Freiheit“ bezeichnen kann, oder auch nicht. So wird sicher mancher es nicht als Freiheit empfinden, nach dem in der Bibel kommunizierten Willen Gottes sein Leben auszurichten, derjenige, der das aber tut, sieht sich in Freiheit vor den Versuchungen des Bösen. Das kann man dann glauben – oder eben nicht.

  6. Sandmann sagt:

    Ich… äh…

    … in was für eine Richtung geht das denn hier gerade?

    Okay Jungs, zwei Statements dazu:
    Sicherlich darf und soll jeder seine Meinung frei äußern können.
    Auch soll jeder sein eigenes Statement zu jedem Thema auf dieser Welt haben dürfen. Aber einige Statements hier werden mir, und damit meine ich dich mein lieber Uli, ein wenig zu religiös. Du bewegst dich an der Kante der freien Meinungsäußerung, und du drohst gerade meiner Meinung nach ein wenig in eine Richtung zu kippen, die womöglich die Lebensweise und die Einstellung anderer in einer Weise kritisiert, die mir hier nicht gefällt. Nicht in dieser Form, nicht an dieser Stelle.

    Ich schrieb, dass ich aus der Kirche ausgetreten bin, weil ich nicht mehr an die Institution als solche glaube und weil ich sie nicht finanziell unterstützen will. Obwohl ich glaube. Gleichzeitig lebe ich in einer Welt, in der vieles passiert, was man nicht wegdiskutieren kann und was man auch nicht als unchristlich verteufeln kann, weil es der eigenen Definition widerspricht. Ich nicke bei vielen Dingen, die du schreibst, bei einigen stutze ich allerdings. Und ich denke das sind die gleichen Passagen, über die auch Mick stolpert.

    Was ich damit sagen will: Sandmanns Welt ist ein Auto Blog. Oder so was ähnliches. Deshalb lasst uns mal wieder alle fein in einen Kreis auf den Boden setzen und wieder über die alltäglichen Dinge im Leben sprechen, gern über trauriges, fröhliches und absurdes. Aber nicht so gern über vermutlich weit auseinander gehende Definitionen von Religion und wie man sie leben sollte.
    Dafür gibt es sicherlich bessere Plattformen. N’est pas?

    Danke für’s dran halten.
    Bei der Befürchtung von Risiken und Nebenwirkungen bitte ich um eine Mail. Schönen Wochenstart

    Sandmann

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