Kirmes mit Capone

Immer eine Hand an der Waffe

Immer eine Hand an der Waffe

Die Beleuchteten. Teil 2: BiLux.
Fette Karossen aus den 20ern und den 30ern. Dampfmusik aus einer Orgel, Karussells und Riesenräder. Glücksspiel, Prostitution, Handel mit illegalem Alkohol und Schutzgelderpressung…. sucht man hier vergebens, aber ein böse guckender Alfonso Capone, der für all das Pate steht, stromert zwischen geparkten Autos rum. Ich stehe verträumt mit einem heißen, keuschen Kakao in der einen und einem Churro in der anderen Hand zwischen den Blech gewordenen Sehnsüchten mehrerer Generationen, und der Typ kommt an und fragt mich in geknödeltem Englisch mit spanischem Akzent, ob ich Waffen dabei hätte. Coole Sau. Nein, habe ich nicht. Aber ich freu mich schon auf den illegalen Alkohol, später.

Wir kamen, um das Licht zu sehen.

Droben auf dem Berge

Droben auf dem Berge

Ganz oben, über Barcelona, erhebt sich der Tibidabo. Ein lustiger Name für einen Berg, der klingt eher nach einer kleinen Dampflok mit Kulleraugen. Oben drauf stehen die Sagrat Cor und ein sehr alter Vergnügungspark, hinter dessen Toren eine Zeit zwischen Carbid und Halogen aufgereiht steht. Und die Jungs und Mädels aus Presse, Rundfunk und Fernsehen, die hier angereist sind, mittendrin. Der Reyrol von 1909, der mich hier her holperte steht zischend und dampfend vor einem wunderschönen hell beleuchteten Karussell, quasi unbeachtet von den Massen. Denn die drängeln sich inzwischen um den Packard und den Mercedes 170 und die anderen Schätze weiter vorn. Ich sage nochmal hanseatisch „tschüss“ zu dieser einmaligen automobilen Erfahrung und lasse mich von dem Spektakel auf der Kirmes weitertreiben, von Gauklern, mutierten Kreaturen und der Sehnsucht nach Schönheit und Form.

Ciao Reyrol, ich ziehe weiter.

Ciao Reyrol, ich ziehe weiter.

Eigentlich bin ich allein mit dem alten Auto von eben schon im Geiste den ganzen Abend beschäftigt, was jetzt hier steht übersteigt gelinde gesagt das Fassungsvermögen des Gehirns eines einfachen Bloggers mit einem Hang zu altem Blech. Autos. Autos von 1920 bis 1980. Einige rauben mir den Atem, einige habe ich noch nie gesehen und andere bringen mich zum Lachen. Aber alle sind schön, bunt und vor allem – beleuchtet. Licht an. Als die Kutschen zu schnell wurden, um sich mit einer Carbid Lampe den nächtlichen Weg bescheinen zu lassen kamen handelsübliche Glühbirnen wie die Halbwattlampe von Philips, zu sehen im Ford Modell T. Ab 1925 gab es die Lampe mit zwei Glühfäden, einen für Abblendlicht und einen für Fernlicht, falls man des Nachts mal ein bisschen weiter gucken wollte. Bilux. Vielleicht hatten oder haben Sie ein Auto mit so einer Funzel vorne drin? Hier stehen ein paar davon rum. Gratis dazu gibt es den Geist dieses alten Vergnügungsparks, in dem schon vor 1900 Menschen Spaß hatten, Hau den Lukas spielten und in quietschenden Schiffschaukeln gen Himmel strebten. Klasse.

Eine illustre Runde, alle Lampen an.

Eine illustre Runde, alle Lampen an.

Genau so, wie die Verantwortlichen von Philips oben beim Hotel zum Start der ersten Etappe einen zeitgenössischen Kutscher aus dem Fluxkompensator gezogen haben springen einem auch hier zwei Figuren ins Bild, die zeitgeschichtlich zu den Autos passen. Einer davon ist der Typ, der uns eingangs nach den Waffen gefragt hat 🙂 Ein schräger Vogel, gut gekleidet und durch und durch Bilux. Erst später ist man auf die grandiose Idee mit dem Halogen im Glaskörper gekommen, ich erspare Ihnen die technischen Hintergründe, gleichwohl die nicht uninteressant sind. Aber da gibt’s in der nächsten Geschichte noch ein paar Beispiele. Jedenfalls ist Bilux wie in dem Packard von Capone schonmal um einiges besser als Carbid, da geht regelrecht die Sonne auf. Wenn man also im nächtlichen Chicago nicht immer ganz mit dem Gesetz konform unterwegs war sah man zumindest einigermaßen, wohin die Reise geht. Wenn man denn den Weg kannte.

Al und sein Dienstwagen

Al und sein Dienstwagen

Herr Capone wurde übrigens vor allem deshalb zum gern zitierten Symbol für die organisierte Kriminalität, weil er sich sehr gut selbst in Szene setzen konnte. Sein spanisches Pendant kann das auch ganz gut, und ich mache irgendwie fasziniert ein Bild ums andere von ihm. Er dreht sich, er posiert und er mackert rum wie auf einem Unterhosen-Model-Contest. Geile Schuhe. Aber zurück zu den Autos, ein paar von denen sind schon emsig unterwegs zur nächsten Station. Ich habe das nicht ganz so eilig, die Stimmung hier ist mystisch-rustikal und ich will noch ein bisschen diese Kirmes und die verschiedenen Fahrzeuge anfassen und genießen. Hinter dem Packard und dem 170er Mercedes stehen zwei Kleinwagen rum, die ich besonders knuffig finde. Was denn nun? Die haben auch noch Bilux? Hanna ist grad nicht da, die ärmste muss sich hier um alles gleichzeitig kümmern, aber die würde es wissen…

You can call me Al

You can call me Al

Prinzipiell ist es uns freigestellt, mit allen Autos, die uns interessieren eine Fahrt zu machen und einmal die Unterschiede der einzelnen Leuchtmittel in der freien, dunklen Natur auf diesem Berg zu erleben. Capone spricht kein Deutsch und nur ein seeeehr gebrochenes Englisch, also lasse ich den lieber seine Posen weitermachen und wende mich direkt an den Besitzer dieses… äh… dieses kleinen roten Autos. Er sieht ein bisschen aus wie eine Mischung aus meinem Opa und einer liebenswerten spanischen Mama, die jederzeit in die Küche stromern und eine deftige Wurstplatte anrichten könnte 🙂 Aber er hat im Gegensatz zu mir die richtige Pelzjacke an, was irgendwie nicht für die Heizung in seinem Kraftwagen spricht. Ja – ich möchte eine Runde fahren. Auf jeden Fall, deshalb bin ich ja hier!

Gniiihihihi

Gniiihihihi

Wenn Sie sich wieder gesammelt haben – erraten Sie, was das für ein knubbeliges kleines Auto ist? Na? Naaaa? Ich sag’s noch nicht, ich schreibe noch einen großen Artikel für die TRÄUME WAGEN 3/2015 und werde da alles preisgeben 🙂 Aber ich bin offen für Mutmaßungen, also los, keine Scheu. Die anderen wollen quotenrelevante Daten wie Höchstgeschwindigkeit und Benzinverbrauch wissen, ich will vor allem mal den Motor bewundern und schrecke entsetzt zurück, als das Motorhäubchen geöffnet wird. Jemand hat ihn gestohlen!!! Diese hinterhältigen Diebe, er ist nicht mehr da, nur noch ein paar Schläuche und ein Kühler… obwohl… vielleicht….
Nein, entschuldigen Sie, die ganze Aufregung war umsonst. Der Motor ist noch da, er ist nur ein bisschen kleiner als erwartet. Quer eingebaut, und fast noch winziger als die Starterbattterie 😯 Irgendwie mag ich solchen Purismus. Ich träume ja auch schon seit Jahren von einem Fiat Panda erste Serie (mit der Metallnase vorn), einfach um sich mal wieder auf das Wesentliche beim Autofahren zu besinnen. Und sowas hier ist dafür ein gutes Beispiel.

On, jemand hat den Motor gestohlen! - nein, doch nicht!

On, jemand hat den Motor gestohlen! – nein, doch nicht!

Das RömmPömm im guten, benutzten Zustand bietet Platz für vier Personen, gleichwohl ich mich auf dem Beifahrersitz neben dem Maestro im Pelz kaum bewegen kann. Aber die Runde soll nicht ausufernd werden, sagt Hanna von Philips, die inzwischen wieder aufgetaucht ist. Wir sollen ja vor allem die Entwicklung der Beleuchtung nachvollziehen, und das geht auf einer kleinen holperigen Runde durch die dunklen Bergstraßen des Tibidabo sehr lehhreich, je nachdem was einem da den Weg leuchtet und was nicht. Der Mann am Steuer mit dem undefinierbare Alter spricht nicht nur ein schlechtes Englisch, er spricht überhaupt kein Englisch. Und ich kein Spanisch. Na gut, dann konzentriere ich mich eben voll auf das Erlebnis als solches und denke mir meinen Teil. Auf dem Rücksitz nehmen zwei ins Gespräch vertiefte Journalisten aus dem bayerischen Raum platz, ich glaube den einen kenne ich aus der Ramp und der andere kommt mir auch irgendwie bekannt vor.

sehr spartanisch - aber braucht es mehr?

sehr spartanisch – aber braucht es mehr?

Auch wenn der Motor fast so klein ist wie die Starterbatterie (oder andersrum die Starterbatterie fast so groß wie der Motor) scheint der Energieblock mit dem angeschlossenen dicken roten Kabel und dem dicken schwarzen Kabel noch der von der Erstauslieferung zu sein. Verdammt. Der Anlasser dreht sich träge, sehr träge und zieht die Bordspannung so tief in den Keller, dass die Lichter ausgehen. Klick. Nochmal. UuaUuaUua Klick. Nach zwei, drei Versuchen startet das Motörchen, und ich lehne mich entspannt zurück. Nein. Lüge. Ich sitze aufrecht eingeklemmt zwischen dem Schaltknüppel und der roh aus dem lackierten Metall geformten Beifahrertür, meine Knie stoßen vorn an das raue Armaturenbrett und mein Kopf liegt leicht geneigt am Wagenhimmel. Hihi. Den Hut habe ich vorsorglich schon mal abgenommen, der hat hier drin keine Daseinsberechtigung. Deshalb fährt Al Capone ja auch den Packard und nicht das Ding hier. Hm. Vielleicht lieber doch keinen Fiat Panda?

Vom Licht ins Dunkel

Vom Licht ins Dunkel

Der Rest dieses Ausritts liegt im Dunkeln.
Vor allem, weil es tatsächlich zu finster ist, um überhaupt auch nur ein einziges vernünftiges Foto zu machen. Von den Straßenverhältnissen, die keine Aufnahme bei diesen Lichtverhöltnissen unverwackelt zulassen ganz zu schweigen. Die Straße direkt vor uns zeigt sich besser beleuchtet als mit den Carbidlampen, das ist klar, ansonsten weiß ich wieder einmal mehr, warum ich nicht mit Freundin und drei Töchtern einen Kleinwagen fahren KANN. Irgendwie ist es allen Beteiligten gelungen, mehr oder weniger am Leben zu bleiben. Mein linkes Knie ist stark in Mitleidenschaft gezogen worden, weil es bei jedem energischen Schaltvorgang des pelzjackenbekleideten Ur-Spaniers im Weg war. Und er hat wirklich oft geschaltet, so voll beladen…
Zurück auf der Kirmes hole ich mir noch einen Kakao und stiefel damit rüber zu jemandem, den ich nicht ganz einordnen kann, der aber auch zu den ausgestellten Autos passt wie das ganze Umfeld hier 🙂

Stan Laurels Bruder

Stan Laurels Bruder

Ob der gleich einen Steptanz hinlegen wird? Wie Fred Astaire? Dann bleibe ich gern noch ein bisschen und hoffe auf das Eintreffen der jugendlichen Ginger Rogers 🙂 Nein, leider nicht, ich frage mich allerdings warum der gute Mann noch nicht einen qualvollen Kältetod in seinem Outfit gestorben ist. Mir ist inzwischen etwas wärmer, ich habe aber auch eine Jeans und eine Jacke an, außerdem steckt mir noch die Todesangst der Tour eben gerade in den Knochen und der zweite heiße Kakao schwappt im Magen. Hm. Diese Kälteresistenz wird ein Mysterium bleiben, aber die Welt hat sicherlich größere Fragen zu klären als diese. Der nächste Ausritt steht an, etwas weiter den Berg entlang erwartet uns das Fabra Observatorium. Gentlemen, start your engines.
Caballeros, enciendan sus motores. Das verstehen sie 😀

Nochmal in Reihe aufgestellt, bitte

Nochmal in Reihe aufgestellt, bitte

Drei Männer mit drei Hüten hier oben auf der Kirmes zwischen Karussell und Riesenrad. Zwei davon aus einem sehr weit zurückliegenden Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, einer zwar ein bisschen retro drauf aber durchaus offen für Neues. Deshalb bin ich auch sehr neugierig auf die Technologie in den Autos, die am Observatorium stehen werden. Die beiden behüteten Männer bleiben hier, tief in ihrer automobilen Epoche und vermutlich in nicht mal einer Stunde daheim am warmen Kaminofen. Wer empfängt uns denn gleich in der Neuzeit? Ein Zuckerberg Clon? Oder Bill Gates? Man darf gespannt sein, aber erst will ich noch einen Selfie mit den Jungs machen. Moment.

Familienfoto? Nein, nicht ganz.

Familienfoto? Nein, nicht ganz.

Gniiihihi 😆
Was mir noch fehlt ist ein adäquates Taxi zum Fabra Observatorium, von dem man sagt, es habe einen erhabenen Platz über der Stadt. Noch besser als die Kirmes? Ich würde mich nicht wundern, wenn mir heute Abend noch irgend eine Sicherung rausfliegt, bei so viel Beleuchtung hier. Ich giere schon seit meiner Reyrol-Ankunft hier auf den alten Mercedes 170 SV und wage es nun, mich ihm mal ein bisschen zu nähern. Wenn wir mit dem weiterfahren könnten meine Gliedmaßen auch morgen noch funktionieren, nochmal in einem Kleinwagen stehe ich nicht durch. Der Sternenträger wurde in (aus deutscher Sicht) schwierigen Zeiten geboren. 1938. Aber er trägt sein Erbe mit einer sehr erhabenen Fassung und steht wie eine wunderschöne Trutzburg wartend vor dem Dampfkarussell. Was genau sind das denn jetzt für Lampen in den Scheinwerfern? Bilux? Wo steckt Hanna? Die Ärmste ist heute überall gleichzeitig, ich frage sie das später noch mal 🙂

Erhabenheit

Erhabenheit

Die geräumige Limousine mit den Selbstmördertüren und den Weißwandreifen funkelt unter den Gaslaternen, während im Hintergrund eine Vieltausend-Watt Beleuchtung die Sagrat Cor vor dem schwarzen Himmel in eine Art gelbliches Tageslicht taucht. Erste verwirrte Insekten als Frühlingsboten schwirren durch die Nacht und verdampfen zischend an den hellen Flutlichtern. Romantisch, irgendwie. Die Lampen des Benz sind nicht ganz so hell, aber leuchten auch nicht mehr mit Carbid und Flamme 🙂 Gut so. Das Ding springt auch spontan aus eigener Kraft an (der Reyrol und der kleine Rote hatten da ja so ihre Manschetten), eben ein Mercedes. Da dieser Markenname auch unter anderem auf meinem kleinen Schildchen am Kragen steht, öffnet man mir galant die Tür. So muss man sich als Würdenträger aus Stuttgart fühlen, der Gentleman schweigt und genießt.

Licht an und wieder ab in die Dunkelheit

Licht an und wieder ab in die Dunkelheit

Und schon wieder springt mich dieses Gefühl an, dass man eigentlich nicht mehr Auto braucht als sowas hier. Es ist warm drin, die Sitze sind plüschig aufgepolstert und quietschen fröhlich in ihren Federkernen wie eine durchgerittene IKEA Matratze. Und die Tür fällt satt und mit einem vertrauenerweckenden, metallischen *KLONK* ins Schloss. Die beiden hinteren auch, die Fuhre ist voll beladen auf dem Weg nach unten. *KLONK* *KLONK* All in. Ach nein, das Glücksspiel lassen wir hier bei Al zurück. Ich weiß nicht, wie der nette Fahrer heißt, bekomme aber den Eindruck, dass er nicht nur erneut überhaupt kein Englisch versteht, sondern auch einen leichten Hörschaden hat und sich in der Gegend nicht auskennt. Das macht mir alles ein bisschen Sorgen angesichts der Dunkelheit, der Kälte und der nach wie vor spärlichen Beleuchtung vorn auch an diesem Auto. Egal. Er reagiert auf Fragen jedes mal mit einem freundlichen Lächeln und einem „Si, si!“ und macht ansonsten, was er heute Vormittag von irgend jemandem gesagt bekommen hat. Cool. Ich bin gespannt wie es weitergeht. Und vor allem wo.

Mehr Platz als in dem kleinen Roten von eben...

Mehr Platz als in dem kleinen Roten von eben…

Was den spanischen Herrn Si/Si auszeichnet ist seine fast komplette Herrschaft über das uralte deutsche Auto. In diesem guten Zustand wird die Limousine ein paar mehr Euro wert sein, und er fährt sie vermutlich nicht täglich. Die kurvenreiche Strecke runter zum Observatorium teile ich mir mit einem polnischen, einem finnischen und einem französischen Journalisten, die alle im gegenseitigen Unverständnis der anderen Sprachen nacheinander versuchen, das gleiche Gespräch mit dem Fahrer anzufangen, an dem ich bereits gescheitert bin. Den französischen Satzfragmenten entnehme ich Begeisterung über den Blick auf das erleuchtete Barcelona und die Frage nach dem Baujahr und dem Benzinverbrauch. „Si si!“ 🙂
Ich bin mir nicht ganz sicher was ich am unterhaltsamsten finde. Den Englisch sprechenden Franzosen (wer das schon mal erlebt hat weiß, was ich meine), den Finnen und den Polen, die beide wortgewaltig auf die im Dunkeln rechts an uns vorbeigleitende Ausfahrt zum Fabra Observatory zeigen oder den spanischen Fahrer, der irgendwie in seiner ganz eigenen Welt zu leben scheint und dicht hinter der Windschutzscheibe stoisch alles ignorierend weiter den Berg runterfährt. „Aren’t we supposed to turn right here….?“ „Si si!“ Und weiter geradeaus auf der dunklen Straße den Berg runter. Na gut, so lernt man mal das Land kennen, und es ist ja recht gemütlich in dem alten Mercedes. Handyempfang ist auch da, was kann also schon passieren?

Weg von der Kirmes, runter zum Observatorium

Weg von der Kirmes, runter zum Observatorium

Einige Kilometer weiter, das multinationale Trio auf dem Rücksitz hat geschlossen vor der Situation kapituliert und guckt beseelt, aber uninformiert aus den verschiedenen Fenstern, murmelt unser Chauffeur etwas anderes als „Si“ und erweckt mit seinen Bewegungen und seiner Mimik den Anschein, als sei ihm dann doch endlich sein Navigationsfehler aufgefallen. Das beruhigt. Uns sind schon lange keine Autos mehr entgegen gekommen, und beim nächsten Kreisverkehr wendet er die vor der Zeit gerettete German Ingenieurskunst und lässt den schnurrenden Vierzylinder wieder bergauf rollen. Auf dem Rücksitz bricht eine Art Partystimmung aus, man scheint mit der Agenda schon abgeschlossen zu haben. Links ab in die neue Dunkelheit auf dem holperigen, wurzelunterwanderten Weg zur über 100 Jahre alten Sternenwarte werden die fünf Nationen noch einmal kräftig durchgeschaukelt, und dann leuchten sie wieder, die vertrauten Lichter der Veranstalter in weiß und blau. Vorletzter Haltepunkt vor der großen Stadt. Bitte aussteigen.

Aber das ist eine andere Geschichte...

Aber das ist eine andere Geschichte…

Hier geht es jetzt um H4 bis H7 oder wieviel auch immer Lampen, LED und Matrix LED Scheinwerfer. Wir sind in der Neuzeit angekommen. Auch wenn der knuffige FIAT Großraumkombi vor dem alten Gebäude eine andere Sprache spricht, aber der macht sich gleich wieder auf den Weg hoch zur Kirmes, zu Capone und dem Steptänzer. Das war jetzt also Bilux. Kennen Sie das denn noch? Es kann nur heller werden. Ich stehe, inzwischen auf die eine oder andere Art angenehm durchgewärmt, auf diesem Bergvorsprung vor Fabra, um mich rum ein paar alte und einige nagelneue Autos und direkt vor mir der angedeutete sagenhafte Blick auf Barcelona. Wahnsinn. Aber davon nächstes mal mehr.

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

17 Antworten zu Kirmes mit Capone

  1. Will Sagen sagt:

    >“ Hinter dem Packard und dem 170er Mercedes stehen zwei Kleinwagen rum,“

    Kleinwagen? Diese Mittelklasse-Limousinen sind doch keine Kleinwagen. #tststs

  2. Sammy sagt:

    Bilux kenne ich noch von meinem ersten Motorrad, einer 1979er Yamaha XT500, Gott war das Nachts eine Funzel, vorallem wenn man noch ein paar Fliegen auf dem Helmvisier hatte, aber es gab ja einen Umrüstsatz auf H4 😉

    • Sandmann sagt:

      Ay Sammy,

      ich bin gerade heftig am Nachdenken, ob der KaSi noch Bilux hat. Ich meine ja, H4 kam ja erst Anfang der 70er in Serie. Gibt das da eigentlich noch Lampen für? Muss ich glatt mal nachsehen….

      Du hattest ne XT500? Argh, mein feuchter Cross Traum der 80er, ich bin einmal eine gefahren und war schlicht paralysiert 😉

      Sandmann

  3. iErp sagt:

    Also Bilux kenn ich auch noch von meiner 125er… Zumindest waren das auch so Zweifadenlampen (oder gibt es das auch als H4, das Ding ist nämlich grad mal 11 Jahre alt, aber anscheinend gibt es im Internet Anleitungen für Umbau auf H4?)

    Mann, war das Licht da immer scheiße… Man konnte sich entscheiden zwischen einigermaßen in der Nähe was sehen (Abblendlicht) oder weit schemenhaft was erkennen (Fernlicht).

    Nicht gerade besser hat es der Umstand gemacht, dass ziemlich bald die linke Abblendlampe den Geist aufgab. Bzw. nicht ganz, sondern zeitweise ging sie ca. unter 7-8000 Umdrehungen wieder an…
    Bin dann erst mal so weitergefahren, ich hatte ja noch eins (so viel schlechter konnte das gar nicht sein) und mir schwante übles mit Lichtmaschine, Regler und so Sachen, die ich mir bestimmt nicht leisten konnte…
    Bis dann der Tag kam, an dem das Licht gar nicht mehr ging :(. Doof, das. Ich bin dann mit Fernlicht heim (hat eigentlich keinen gestört, das Licht war wohl um einiges weniger störend als jede 0815-Xenon-Sonne) um mir den Kabelbaum und so was am nächsten Tag genauer anzuschauen. Da war aber kein Wackelkontakt zu entdecken. Das einzige, was ich bemerkte war dass es nun, da die Frontverkleidung samt Lampe neben dem Moped auf dem Tisch lag, nicht mehr drehzahlabhängig war ob das Licht ging.

    Ende vom Lied nach gut 2h irritierter Fehlersuche: es war tatsächlich ein Wackelkontakt in beiden Glühbirnen… Der Einzylinder mit seinen Rüttelplattenqulitäten hatte die Lampeneinheit so durchgeschüttelt, dass einfach beide Lampen die Hufe hochgenommen haben.
    Zum ATU, neue gekauft (zum Glück nur 10€!), nur damit es ein paar tkm später wieder auftreten konnte… Der dritte Satz dieser Billigleuchten hat dann bis zum Ende gehalten 😛

    LG
    iErp

    • Sandmann sagt:

      Ay iErp,

      😀 interessanter Ansatz, wenn die Lampe drehzahlabhängig aus- oder wieder angeht *gniiihihi* Immerhin hast du den Fehler finden können, sowas kann einen ja waaahhhnsinnig machen! Der Einzylinder hatte gleich ZWEI Lampen vorn drin?

      Das einzige, was du wirklich völlig falsch gemacht hast ist: Die Ersatzlampen bei ATU zu kaufen. Da trage ich persönlich kein Geld mehr hin, mit denen bin ich durch. Vielleicht ist die Geschichte ja bekannt 😉 Aber jeder wie er will.

      Grüße aus einem grauen Kiel, ich glaube ich lasse mal die Badewanne einlaufen….

      Sandmann

      • iErp sagt:

        Hi Sandmann,

        ja, wahnsinnig machen kann es einen wirklich, und der Gegenverkehr denkt dann womöglich noch man würde aufblenden 😛 wirklich interessant, aber wahrscheinlich hat das Ding in dem Drehzahlbereich genau die richtigen Schwingungen erzeugt um den Wackler „bei Laune“ zu halten, bei Standgas wars nämlich auch aus… Und ja, der hatte zwei Lampen, und zwar beidseitig Fern und Abblend… Wenn ich mich recht erinnere haben sie das bei den Nachfolgern geändert jetzt ist rechts Fern links Abblendlicht… Ist ja auch irgendwie sinnvoller, weil man dann den Fernscheinwerfer höner einstellen kann…

        Hehe, komischer Zufall, die Geschichte von dir hab ich gestern mal wieder entdeckt 😀 Ich mag ATU auch nicht, aber unsere (unfreundliche) Filiale ist der einzige Autoteilehöker, den ich bei uns in der Nähe kenne… Es gibt noch einen Supermarkt der so Kram glaub ich auch hat aber da wird man wohl noch schlechter beraten 😛 Wäre mir allerdings auch nie in den Sinn gekommen, bei denen in die Werkstatt zu gehen… Für Scheibenfrostschutz, Scheibenwischer und eben Glühbirnen ist ATU wohl immer noch die bessere Wahl als meine Audiwerkstatt ein paar Meter weiter, die sind zwar freundlich und kompetent, aber eben auch empfindlich teuer…

        Bei uns ist gestern echt schönes Wetter gewesen, nutzt mir nur leider nix, ich hab am Mittwoch eine (letzte) Prüfung 🙁

        LG
        iErp

  4. stefanh sagt:

    Ay Sandmann,

    bei dem roten Fahrzeug würde ich auf irgendein süd- oder osteuropäisches Derivat eines britischen Erzeugnisses tippen. Am ehesten Austin oder Morris, jedenfalls ganz sicher aus dem British Leyland Konzern.
    Der Motor und insbesondere die „Whisky-Soda-Federung“ (gut zu erkennen an den Schläuchen an den Federdomen) stammt eindeutig aus diesem englischen Stammhaus. Mehr kann ich nicht sagen, vielleicht klärst Du uns ja bald auf…
    Mein /8 hat die originalen Bilux-Lampen drin; gibt’s heute noch problemlos zu kaufen. Man kann zwar auf H4 umbauen (andere Steckerbelegung des weitgehend identischen Sockels) oder H4-Birnen mit Bilux-Sockel kaufen, aber ich mag’s halt eben original – auch wenn das Licht zugegebenermassen dürftig ist.

    Gruss, Stefan H.

    • Sandmann sagt:

      Ay Stefan,

      ich werde beizeiten mal aufklären 🙂 Aber jetzt noch nicht.

      Das Licht in meinem Audi 100 ist trotz H4 sagenhaft schlecht. Das liegt zum einen natürlich an den gelben Überziehern, aber auch die Scheinwerferkonstruktion ist nicht die allerbeste. Auch die im V8 waren echt Funzeln, trotz neuer Reflektoren. Dagegen lässt mein Daimler die Flora vor sich komplett aufblühen, wenn ich Licht anhabe 🙂
      So oder so – hätte ich Bilux drin, ich würde es auch drin lassen.

      Das war der erste Kommentar vom neuen System mit neuer SSD im Laptop. Scheint zu klappen. Und ist unfassbar schnell 🙂

      Sandmann

  5. Marcel sagt:

    Hmja, H4… Da is grad in den alten Audis jedes Zehntel Volt entscheidend, zwischen Taghell und „finster wie im Bärenarsch“.

    Erstaunlich gut funktionierten die Sealed-Beam-Lamps im Buick, Trotz nur 37W. Leider sind nach 51 Jahren die Pins bei etwas ruppiger Montagearbeiten im Frontbereich abgebrochen, weswegen ich bei der Umrüstung auf H1 mal wieder meine Erfahrungen mit der sehr seltsamen Elektrik Amerikanischer Fahrzeuge machen durfte… 😀

    • Sandmann sagt:

      Ay Marcel,

      also wenn die 5 Jahre gehalten haben waren sie so schlecht nicht 🙂
      Was hast du denn alles in den elektrischen Tiefen des Autos gefunden…..?

      Sandmann

  6. Clemens sagt:

    Bilux kenne ich auch nur noch von meiner Simson S51, oh man, da konnte man ja auch mit Kerzen auf dem Helm umher fahren. 😀 Und dann auch noch 6 Volt… Aber zu solch alten Fahrzeugen passt die Beleuchtung einfach. Wie würde denn der 170 SV mit ultrahellen, weißen Halogenstrahlern aussehen? Dann lieber gar nichts erkennen können. 😉

    • Clemens sagt:

      Ich meine natürlich Xenon und LED, nicht Halogen 😉

      • Sandmann sagt:

        Ay Clemens,

        da hast du Recht, wenn die Beleuchtung natürlich quasi historisch ist, dann kann man sie der Einheit zuliebe auch so lassen wie sie ist.
        Aber bei meinem Audi habe ich das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Relaissatz ist schon gekauft, außerdem habe ich von Philips aktuelle H4 Brenner in GELB! Geil 🙂 Ich werde berichten, spätestens im Herbst wenn es draußen dunkel wird…

        Sandmann

  7. Will Sagen sagt:

    Diese H4-Dinger mit der gelb gefärbten Kappe? Die hab ich auch in meinem Fiat. Oder solche mit gelbem Glaskolben?

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