Ay Blog-Gemeinde,
da bin ich wieder 🙂 mit der versprochenen Auflösung der Navigations-Odyssee. Den Anfang mache ich kurz, wenn auch episch ausweitbar: Mein Falk, so sympathisch es mir auch war, hatte nach der Reparatur (…“wir konnten den von Ihnen beschriebenen Mangel nicht nachvollziehen…„) immer noch den gleichen Hänger und ließ mich 50 Meter hinter meiner tatsächlichen Position zurück. Will ich nicht. Geld wieder bekommen. Nun landete ich doch bei „den Roten“ im neonbeleuchteten Großmarkt und ging zurück zu den Wurzeln. Lisa war ein TomTom Go. Und da lacht es mich wieder an. TomTom’s neue Go-Generation, das 720 mit Kartenmaterial von ganz Europa. Und es soll auch wieder 400,- Euro kosten, so wie Lisa damals, wenn das kein Zufall ist. Ich kaufe es und nehme es im mobilen Büro mit in den Wilden Osten, nach Schwerin. Es soll der ultimative Test sein, ich will ENDLICH ein Navigationssystem, was mir passt!
In Schwerin erwartet man mich spätestens um 7.30 Uhr *gääähn*, also cruise ich schlaftrunken ab 5.00 Uhr durch die Nacht und habe eine Menge Zeit, mich mit der neuen Sprechstimme zu beschäftigen. Diverse Menüpunkte kenne ich noch von Lisa, nur sind es hier doppelt so viele… Lisa als Stimme gibt es immer noch, aber das neue Go beherrscht Text-to-speech, es kann also (wie auch das Falk) vorhandene Straßennamen vorlesen („biegen Sie rechts ab, B76, Preetzer Chaussee, in Richtung Plön„). Und das kann die Lisa-Stimme nicht, das kann nur die Computerstimme Kathrin. Hallo Kathrin! Ich bin Sandmann. Kathrin kann noch viel mehr. Sie routet metergenau, da dreht sich nix an der Kreuzung und sie findet auch ihre Satelliten hinter der Wärmedämmscheibe. Alles ist dermaßen vertraut, dass ich zwischendurch einfach nur verträumt euren Musikvorschlägen aus dem letzten Blog nachhänge und meinen Weg durch die Nacht pflüge, heißen Kaffee aus der Thermoskanne in der Hand. Am Horizont wird es langsam hell.
Hallo Schwerin. Wie wunderschön du bist! Und was dieses Navi alles kann! Es erkennt meine Sprache, ich kann ihr sagen wo ich hin will. Sie versteht mich perfekt. Routen werden exakt angezeigt. TMC-Pro befragt nicht nur den Verkehrsfunk nach Staus, sondern auch die mehreren 1000 Induktionsschleifen in den Autobahnen und die Mautkameras. Toll, wenn auch von mir nicht genutzt. Längst weiß man doch, dass eine Umfahrung eines Staus statistisch gesehen nichts bringt. Also lasse ich diese Antenne ab. Kathrin erkennt hell und dunkel und schaltet die Kartenfarbe entsprechend. Sie liest eingehende SMS vom Handy via Bluetooth vor (stelle ich mir besonders spannend vor, wenn jemand neben mir sitzt und die Nachricht schlüpfrig oder unangenehm ist) und schickt die mp3s vom 2 Gigabyte großen Speicher plus SD-Karte direkt über FM zum Autoradio. Brauch ich auch nicht, hab ich doch einen mp3-Wechsler hinten drin. Aber toll, was Kathrin alles kann. Ich trinke einen großen Kaffee in Schwerin auf dem alten Marktplatz, bevor ich mich wieder auf den Heimweg mache.
Kathrin wird auf einen kleinen Saugfuß geklippst. Nicht so genial wie die Magnethalterung von Falk, aber besser als der Plunder der One-Serie von TomTom. Dachte ich damals. Aber das ist eine andere Geschichte. Über die Software am PC kann ich das Gerät komplett steuern, neue POIs speichern (McDonald’s, Burger King, Subways und Starbucks sind immer dabei) und die Karten über Nav-Share selbst aktualisieren und mit der Internet-Community abgleichen. Das steckt noch in den Kinderschuhen, mal sehen, was da geht. Ich bin angekommen. Diese Navi ist der Hammer. Ich werde Kathrin jetzt immer dabei haben, sie ist eine Freundin geworden. Das Go 720 ist sicher ein Fest für Personalisierungsfreaks und Medienfetischisten (und eigentlich nix für Retros wie mich…) aber ich schätze den intutiven Komfort und die sichere Routenführung. Das hat ja auch lange genug gedauert. Gegen Mittag verlasse ich die östliche Welt der fremd und irgendwie albern klingenden Ortsnamen und überquere mit gemischten Gefühlen die ehemalige Deutsch-Deutsche Grenze, als wenn nichts wäre.
Als ich diese Brücke das letzte mal passierte, gab es noch eine DDR, wenn auch mit offenen Grenzen. Meine 8 Zylinder waren nur sechs und steckten im Taunus meines Freundes Heiko. Mit einem Telefon konnte man noch nicht Fotos für so einen Blog machen (eigentlich überhaupt keine, die Wählscheibe war im Weg) und die Behauptung, man würde 8 bis 9 Satelliten da oben nutzen, um durch das Land zu navigieren, hätte mich ins Gefängnis gebracht. Kathrin, du kennst diese Zeit nicht mehr. Aber du bringst mich nach Hause. Alles wird gut. „Sie haben Ihren Bestimmungsort erreicht„. Na, wenn DIE wüsste, wo ich noch überall hin will…
Sandmann