KaSi auf der Straße

Der Name ist Programm

Der Name ist Programm

Von wegen die Goldenen Zeiten sind vorbei! Ha! Mit diesem Auto bewegen wir uns permanent in Goldenen Zeiten. Es erfreut die Menschen, lässt sie lachen oder schwärmen und – es macht einfach einen riesen Spaß, es zu fahren! Ein paar technische Details? Okay. Design von Claus Luthe, entwickelt von NSU, gebaut von VW in Salzgitter in den Jahren 1970 – 1975, längs eingebauter 4-Zylindermotor mit 1,6 Litern Hubraum, 75PS und kettengetriebene, oben liegende Nockenwelle. Neupreis damals: 9450DM. Das war eine Menge Geld. Der K70 war zeitlebens das ungeliebte Kind von VW, der Passat stand in den Startlöchern und die sehr geniale NSU-Entwicklung hatte nichts mit der Modellpalette von Volkswagen gemeinsam. Das nannte man unrentabel. Die kurze Bauzeit ist einer der Gründe, warum man heute nicht mehr viele K70 sieht. Aus dem Straßenbild sind sie nahezu komplett verschwunden. Aber nicht dieser! Mission Kindheit, Ziel Uelzen. Gestern sind wir im Hotel Stadt Hamburg abgestiegen, heute soll es wieder zurück nach Kiel gehen. Es ist glatt. Es hat geschneit.

Badefreuden

Badefreuden

Eigentlich gibt es an dieser Stelle noch eine Menge „Urlaubsfotos“ zu zeigen, aber ich möchte Sie nicht langweilen. Schließlich sind Sie hier, weil Sie eine Affinität zum alten und neuen Blech haben. Und davon gibt es ja auch genug zu berichten… Stellvertretend für alle verrückten Momentaufnahmen hier exklusiv ein intimes Personenbild. Uelzen. Warum gerade hier hin? Warum gerade mit diesem Auto? Die Frage stelle ich gegen Ende dieses Berichts noch einmal. Vorher gibt es noch einiges zu entdecken und vor allem sich über dieses technisch unglaublich fortschrittliche Auto zu freuen! Mehr Auto braucht kein Mensch, auch heute nicht. Was die Ingenieure vor 40 Jahren auf die Räder gestellt haben, kann noch immer entspannt im Straßenverkehr mitschwimmen. Auf zum Hundertwasserbahnhof.

Säulenportale

Säulenportale

Mögen Sie Kunst? Also – richtige Kunst? Es gibt Menschen, die hängen sich die Seerosen von Monet über das Sofa. Intellektuelle Akademiker schaffen es sogar bis zu Franz Marc, die Farben sind so schön bunt. Oder Dali. Tropfende Uhren, was man da alles herein interpretieren kann! Seit ich mich in meiner ausbildenden Laufbahn ein paar Jahre mit dem Thema auseinander setzen musste, bin ich völlig ab von der gefälligen Gemäldekunst, die man sich im Wohnzimmer aufhängt und sie die ersten drei Jahre schön findet, die kommenden drei Jahre langweilig und dann – gegen ein neues Bild von IKEA austauscht. Ich persönlich mag Kunst, die etwas in mir berührt. Die etwas mit mir macht. Ich muss mir keinen kantigen, hektischen Picasso ins Haus hängen. Aber wenn ich ihn betrachte, habe ich eine Gänsehaut. Butter und Filz von Joseph Beuys taugen nicht als Aufreißer einer Cocktailparty, kennt man aber die Geschichte des Künstlers, steht man andächtig davor. Uelzen hatte einen sehr hässlichen Bahnhof. Jetzt nicht mehr.

Hundertwasser

Hundertwasser

Friedensreich Hundertwasser (ich sah ihn noch vor wenigen Tagen auf einem Foto nackt während einer Ansprache) war nie so mein Fall. Alles rund, keine Kanten, viele Farben und womöglich noch Pflanzen mitten drin? Da können wir ja gleich Hanf anbauen. Dann kamen seine Erben auf die Idee, den Uelzener Bahnhof nach seinen Ideen zu gestalten. Und was soll ich sagen – es ist ihnen gelungen! Das schmutzige, vernachlässigte Gebäude, in dem es in den Gedanken meiner Kindheit immer nach Urin und alten Fahrkarten roch, strahlt mit wilden Farben und Formen. Es scheint keine klaren Kanten zu geben, überall sind Kugeln und bauchige Säulen, bunte Kacheln und Fenster mit Holzrahmen. Es duftet aus dem Bistro nach Gebäck und leckeren warmen Snacks, nach Kaffee und Fernweh. Vor dieser Kulisse kommt der alte goldene K70 wie ein Schuhkarton daher. Ich glaube, es gab in der deutschen Geschichte kein eckigeres Automobil. Oder? Und so sagen wir adios, Uelzen. Kaum einer kennt dich, aber du bist es wert, besucht zu werden. Deine romantische Innenstadt mit Fachwerkbauten und sterbendem Einzelhandel, dein Pfad der Steine vor der Kulisse der gewaltigen Zuckerfabrik, deine Mühen um Tourismus, wo es doch eigentlich sehr sehr schön in dir ist. Geben Sie Uelzen eine Chance. Das wird wohl auch ohne einen K70 gehen 😉

In der Stadt der Roten Rosen

In der Stadt der Roten Rosen

Ich wollte schon immer eine Tochter haben, die man nicht wieder vom Friedhof wegbekommt, weil sie die Namen auf den Grabsteinen so spannend findet. Wir sagen meinen Freund Holger hallo, vielleicht erinnern Sie sich, er kam in seinem Ford Escort XR3i ums Leben, als er mich besuchen wollte. Nun sind wir auf dem Rückweg, der alte Volkswagen schnurrt mechanisch durch den Schnee. Aus diversen persönlichen Gründen möchte ich noch ein schönes Bild vor der Skyline von Lüneburg, der alten Salzstadt, aufnehmen. An diesem Platz habe ich als Teenager immer die letzte Pause gemacht, wenn ich mit dem Fahrrad verrückterweise die 200 Kilometer von Plön nach Uelzen geradelt bin. Ohne Führerschein, aber schon mit einer großen Liebe zum Automobil in den Adern. Und die große Telenovela Rote Rosen spielt auch hier. Hihi. Aber das ist eine andere Geschichte. In Lauenburg geht es über die Elbe, und dann sind wir auch bald zu Hause. Es wird schon dunkel. Das war eine schöne Reise…

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Gute Nacht, KaSi. Es hört nicht auf zu schneien.

Schlaf schön, KaSi

Schlaf schön, KaSi

Seit heute bist du wieder trocken in der Garage, es hat fast eine halbe Stunde und die übermütige Hilfe von drei Teenagern gebraucht, um dich über die vereiste Auffahrt da rein zu bekommen. Ich bin ein bisschen durcheinander. Warum mache ich das alles? Und vor allem – warum exhibitioniere ich Dinge, die eigentlich niemanden etwas angehen? Ist es hier angenehm unpersönlich? Habe ich hier die Möglichkeit, Geschichten aus meinem Keller herauszukotzen, ohne die direkten Fragen einer Konfrontation zu fürchten? Ich weiß es nicht. Die fehlenden Kommentare sagen eigentlich alles, es ist kein Thema, was man kommentieren könnte. Was sollten Sie auch dazu sagen? Sie kennen weder mich noch meine Geschichte. Aber danke, dass Sie mir zuhören. Dass sie es lesen und mir an anderer Stelle sagen, dass Sie die Geschichte genossen haben. Therapieren Sie mich. Sagen Sie mir, warum ich offensichtlich auf der Suche nach der goldenen Lösung bin. Bis ich sie gefunden habe werde ich weiter die Urlaubsorte meiner Kindheit abfahren, Uelzen besuchen und Musik aus den 80ern hören…

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

32 Antworten zu KaSi auf der Straße

  1. Sandmann sagt:

    Verdammt.
    Jetzt blenden die bei vimeo schon bei Privatvideos Werbung ein! *nerv* 🙁
    Sandmann

  2. El Gigante sagt:

    Hi Sandmann,

    weil diese Geschichte irgendwie so schön zum Jahreswechsel passt, habe ich gerade entschieden, dass DIESER Beitrag deine Premiere in der nächsten „K70-Post“ (… für alle Nichtwissenden: das ist die Mitgliederzeitschrift des 1. Internationalen K70-Clubs) sein wird.

    Dein Einverständnis für dieses Tun habe ich ja indirekt bereits. 😉

    LG
    El

    • Sandmann sagt:

      Bester El,

      es ist mir eine Ehre! Und selbstverständlich werde ich dir die Fotos noch in einer höheren Auflösung als 800×600 zukommen lassen.
      In diesem Winter wird der goldene Kleine wieder neue Abenteuer erleben, angeworfen habe ich ihn ja schon erfolgreich… Ich freu mich schon drauf. Auch wenn diese Reiseberichte irgendwie niemanden zur Interaktion animieren.
      Wahrscheinlich muss man, um Kommentare zu bekommen, die Leute erstmal provozieren 🙂

      Ey, IHR MIT EUREN LANGWEILIGEN KARREN!!!!!!

      😀 So, mal sehen…

      Sandmann

      • bronx sagt:

        Moinsen,

        es gibt tatsächlich Leute, die sich auch für deine Reiseberichte interessieren. Ich schrieb ja schon an anderer Stelle „recht wenig los hier“. Du erinnerst Dich?

        Was macht Deine Genesung?

        Zu dem was El schrieb: die extreme Seltenheit des Kasi war genau der Grund, weshalb ich`s mir dann nicht traute, bzw. (ihr könnt es ruhig so nennen)“gekniffen“ habe. Ausserdem war da dieser Holden Commodore, der mir „zugelaufen“ ist, ihr versteht?

        V 8, selten, schluck..

        Im übrigen habe ich bei unserer Hunderunde mit meiner Schnecke hier im Ort vor 14 Tagen einen unrettbar verlorenen K 70 (kein VW Lenkrad, dreispeichen) per Zufall auf einem Grundstück entdeckt. Der hat Doppelscheinwerfer, meine Schnecke wartete mit unserem Kaukasen draussen, während ich den Besitzer ansprach. Es sei ein 73er und der würde führ 800 € wohlfeil sein!! Nur steht der seit 10 (!) Jahren im freien und fahren wird er nie wieder. Motor soll noch laufen.

        So, Grüße vom Bronx mit seinen „langweiligen“ Karren. 🙂

        • Sandmann sagt:

          Ay Bronx,

          ich schmunzle noch immer über deine SCHNECKE. Was für ein grandios despektierlicher Ausdruck für die Frau an deiner Seite 😀
          Über meine Genesung kann man erst was öffentlich sagen, wenn man auch weiß, was eigentlich mit mir los war/ist. Dazu vielleicht an anderer Stelle mal mehr. Hab Geduld, aber vielen Dank für die Nachfrage.

          800 Euro sind zu viel für eine Ruine. DU bekommst fahrbereite mit überschaubaren Rostschäden schon für 1500… Und – der von mir beworbene aus der Nähe von Kiel wird inklusive aller Teile auch weniger als 800 Euro kosten. Versprochen. Na? Vielleicht doch Interesse…?

          Sandmann

          • bronx sagt:

            Moin Sandmann,

            habe im Moment das gleiche Problem wie du. Der Platz, der Platz…
            Es steht im Moment mindestens ein Auto zuviel herum.

            Die Frau an meiner Seite lacht sich jedesmal halb scheckig über deinen Spruch zur „Schnecke“. 🙂

            Ich muss jetzt erstmal neue Spurstangen in meinen Caravan (Kombi, braucht man IMMER) zimmern. Nach neuen Querlenkerbuchsen ist das der letzte Akt. Wenn dann das Prüferlein den Daumen hebt, hab ich den Kopf frei für andere Sachen.

            Gruß aus TF,
            Bronx. 😉

            • Sandmann sagt:

              Ay Bronx,

              dann drücke ich dir mal so oder so die Daumen für den Kombi, den keiner braucht (ein ewiges Ding, dieser Satz :-D).
              Und grüß deine Schnecke. Muuhaha…

              Sandmann

              • bronx sagt:

                Nach bestandener HU werd ich mich dann mal doch besser ans Spureinstellen machen. Irgentwie zieht der Karren nach rechts. Komisch.

                So ist jedenfalls keine Langeweile vorhanden.

                Ein Zitat von Mark Twain (1835-1910) trifft es ganz gut: „Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt“.
                Warum tut man sich das eigentlich an?

                Aber, wir wollten ja ein paar alte Autos am Straßenrand parken. 😀 Ich laß mich jedenfalls nicht entmutigen!!

                Bronx

  3. Daemonarch sagt:

    Ich frage mich, warum VW es geschafft hat, fast 30 Jahre lang so furchtbare Armaturenwüsten in ihre Fahrzeuge einzubauen, wenn schon der K70 ein derart modernes und gutaussehendes Armaturenbrett hatte…

    • Sandmann sagt:

      Ay Daemonarch,

      das kann ich dir ganz klar beantworten…
      Weil der K70 seine Design- und Entwicklungswurzeln bei den innovativen, ja geradezu visionären Ingenieuren von NSU hat und nicht bei den Käfermodellierern von Volkswagen.

      Als man das Modell dann doch mit dem einverleibten Unternehmen übernahm und sich im eigenen Hause einen zweiten Passat herauszüchtete (der war gerade in der Entwicklung), wurden in Wolfsburg noch mit Inbrunst die 411 und 412 produziert! Und jetzt stell die beiden mal nebeneinander. Und deine Frage ist beantwortet.

      Man munkelt, der K70 habe damals die Luftboxer-Jünger wachgerüttelt, ohne ihn wäre Volkswagen irgendwann den Bach runter gegangen.

      Ich mag ihn, meinen KaSi… 🙂

      Sandmann

      • El Gigante sagt:

        Hi, ihr Beiden,

        genau DAS alles ist übrigens für mich ein wichtiger Grund, einen K70 zu besitzen und zu fahren. 🙂

        Im Sommer hörte ich auf dem Bockhorner Oldtimermarkt ein paar Besucher im Vorübergehen sagen „Ach, ein K70 – das war doch der Flop von VW“ – nicht ahnend, dass ich Besitzer gerade davor stand und mir diese Automobilkultur-Banausen aufgrund ihrer dummen Oberflächlichkeit gleich zur Brust nehmen konnte. „Wisst ihr – ich will überhaupt nicht nachvollziehen, wie man heute mit Tränen in den Augen und einem tiefen Seufzen einem alten Käfer hinterher schauen kann – und wenige Augenblicke später eine derart abfällige Bemerkung über einen x-tausendmal selteneren K70 vom Stapel lässt.“

        Den Restaurateur eines Käfer kostet die Beschaffung eines benötigten Ersatzteils quasi ein ‚Arschgrinsen‘ – und SCHWUPP – isses in seinem Besitz. Tausende dieser Krabbeltiere bevölkern zudem noch immer die Straßen dieser Welt. Ein bisschen langweilig, oder?

        In einer ganz anderen Situation befindet sich dagegen ein K70-Eigner. Die weltweit noch gerade vielleicht 500 überlebten Fahrzeuge (von einstmals 250.000!!!) sind inzwischen echt SELTEN! Dementsprechend leer sieht es auch im Ersatzteillager aus… was den Besitz eines fahrfähigen K70 doch eigentlich noch kostbarer macht.

        Und von wegen Flop: obwohl früh aus dem VW-Programm und von den Medien oftmals als „ungeliebtes Kind“ bezeichnet – mit seinem wassergekühlten Frontantrieb war er Anfang der 1970er Jahre der Beginn einer neuen (sehr erfolgreichen) Epoche… und damit der Retter des irgendwie versackten Wolfsburger Konzerns auf seinem luftgekühlten Holzweg.

        Und auch komisch, dass wir heutige K70-Besitzer immer wieder von ehemaligen K70-Fahrern darauf angesprochen werden, wie ausgesprochen gern sie doch damals genau dieses Auto gefahren haben.

        Der K70 war damals etwas Besonderes – und das ist er HEUTE mehr denn je. Sandmann hat einen, ich hab‘ zwei… 😉

        El

        • Sandmann sagt:

          Ay El,

          ich persönlich finde es zwar nicht ganz so erstrebenswert, einen absoluten Exoten zu fahren, aber ein gewisser Reiz ist durchaus da. Da ist für mich die Tatsache, ein für seine Zeit absolut innovativer Auto zu bewegen schon interessanter.

          Und was mich gerade schmunzeln ließ, und womit du absolut recht hast: Irgendwie wird man STÄNDIG angesprochen, und alle, aber auch wirklich ALLE erinnern sich mit Wonne an ihren damaligen K70. Es haben ihn doch mehr Leute gefahren, als man meint. Denn nicht nur die Neuwagenkäufer kamen in den Genuss, auch die zweite Generation fuhr ihn dann ja noch auf, bis der Rost ihn killte… Und alle schwärmen sie 😀

          Mein Papa hatte ja einen in kupfermetallic (oder so), und der hatte tatsächlich unseren VW 411 Variant abgelöst. Das muss ein luxuriöser Nach-Vorne-Schritt sondergleichen gewesen sein. Aber er rostete, und meine Mama erinnert sich an Probleme mit den Kühlschläuchen (der Klassiker aus der AMS). Was aber auch am digitalen Gasfuß meines Papas, auch in den Bergen, gelegen haben kann…

          Sandmann

  4. SteffenG sagt:

    Hi Sandmann,

    ich habe sowohl Herrn Marc (fette Pferde) und Dali (komische Uhren) hier hängen. Bin ich so ein Banause? Herr Hundertwasser hat in Darmstadt auch seine Spuren hinterlassen. Hier in Form eines sozialen Wohngebäudes, „Waldspirale“ genannt. Sein Stil ist recht, naja, gewöhnungsbedürftig. Aber ich habe nich so viel mit Kunst, trinke nicht einmal Absinth!
    Aber Autos – da kann ich mit! Ich denke, dass selbst ein so gehasstes Mobil wie der Trabant eine Daseinsberechtigung hat. Es steckt viel Hirnschmalz dahinter ein solches Auto zu entwickeln. Es stammt immerhin aus den 50ern. Die Entwicklung ist auch nie stehen geblieben, man implantierte einen Dieselmotor als Versuchsfahrzeug und verbesserte stetig die Details. Natürlich konnte oder durfte man mit westdeutscher Technik nicht mithalten, aber die Gedanken waren ja bekanntlich frei…
    Ich bin ja Fan von ausgefallenen Fahrzeugen mit ausgefallener Technik. Daher finde ich grundsätzlich erst mal jedes Fahrzeug Interessant. Leider fehlen mir Platz, Zeit und Geld für eine Anständige Sammlung. Ist vielleicht auch ganz gut so….
    Den K70 finde ich trotz des biederen Images durchaus interessant. Die Details und der historische Hintergrund (wie auch schon angesprochen) bilden hier das Gesamtkunstwerk aus Ingenieurleistung und Design.

    Steffen.

    • bronx sagt:

      Hi SteffenG:

      ja, der dreizylinder Diesel im Trabant war ein Versuch. Nur war die Trägerstruktur des vorderen Hilfsrahmens dem Gewicht nicht gewachsen. (nur 8 schrauben am „Geweih“). Viel interessanter war der 603 (1969), der mit seiner Vollheckkarosserie den EA 266 der Wolfsburger vorweg nahm. Auch spätere Stilelemente des „Hängebauchschweins“ (breite C-Säule, Planken an der Unterseite, ähnlich der -sehr viel späteren „Sacco“-bretter) lassen den (damaligen) Entwurf recht modern wirken.

      So verhält es sich mit dem K 70. Gegenüber den damaligen, aktuellen VW-Modellen wirkt er wie vom anderen Stern. Typ drei? Vergiss es, in nichts konnte das Ding mithalten.
      Nordhoff wollte nichts neues, ein ganzer Konzern wäre fast den Bach runter gegangen.
      Erst Rudolf Leiding (der Mann mit dem „eisernen Besen“) erkannte das Potential, welches in der NSU- Entwicklung steckte.

      Die tragik des K 70- er scheiterte am Passat. Obwohl ER das BESSERE Auto war.

      MfG, Bronx

      • Sandmann sagt:

        Ay Bronx,

        der Passat ist ja auch nicht schlecht, aber sehr viel unspektakulärer als der K70. Man hat dem KaSi den Hahn abgedreht, weil seine Ersatzteile eben noch von NSU entwickelt worden sind und nichts aus dem VW Baukasten passte. Das war auf Dauer zu teuer, und der Passat war ja wie du sagst schon da… Schade eigentlich. Kann man ihn denn nicht wieder neu auflegen, den K70? Mit dem DeLorean geht das doch auch 😉

        Sandmann

        • El Gigante sagt:

          Hi Sandmann

          Und? Würdest du so einen Retro-K70 fahren wollen? Es wäre doch allgemein das gleiche Gejammer wie beim New Beetle oder demnächst auch beim New Bulli… alle verehren das (alte) Original und jammern lauthals über den Retro-Look des Neuen… ich glaube nicht, dass ein solches Re-Entry gut wäre.

          Übrigens: ihr erzählt hier immer alle, dass der Passat zeitgleich mit dem K70 „fertig“ war – das stimmt aber nicht! Zur gleichen Zeit gab es nur den wirklich nicht vergleichbaren 411 (mein Papa hatte auch einen). Und bei Audi wurde zeitgleich der Audi 100 gefertigt. Letztendlich ist auch der Passat keine VW-Entwicklung… man hat da einfach nur von der Konzerntochter Audi abgekupfert (ebenso beim Polo, der eigentlich ein Audi 50 war).

          NUR: der K70 hat damals den zukünftigen Weg gezeigt und bereitet… dass seine Teile nicht VW-kompatibel waren, war letztendlich (leider) sein Todesurteil.

          El

          • Sandmann sagt:

            Ay El,

            nein, ich würde ihn nicht fahren wollen und ich könnte ihn vermutlich auch nicht bezahlen. Und wenn ich mal 55.000 Dollar übrig habe kaufe ich mir ohnehin lieber einen neuen DeLorean 🙂

            Ich habe übrigens nie gesagt, dass der K70 und der Passat gleich liefen. Wenn ich recht erinnere, kam der Passat erst 1973 auf den Markt, da war der K70 schon ein alter Hase 😉 Aber das dann nicht mehr leugnebare Vorhandensein des hausinternen Konkurrenzprodukts und die von dir angesprochene inkompatible Teilechublade gaben den Genickschuss. Schade. Aber wir haben ja welche gerettet…

            Auch der Ur-Audi 100 mutet neben dem 411 und dem Käfer wie ein überhebliches Raumschiff an… cooles Auto eigentlich… *zumobileschiel*

            Sandmann

        • bronx sagt:

          Mit dem Retro ist`s so eine Sache. Es ist der, in meinen Augen, vergebliche Versuch, etwas herüber zu retten oder wiederzuerschaffen, was eigendlich vorbei ist.
          Das kann nicht gutgehen. New Beetle und New Mini sind die besten Beispiele dafür. Die werden von Leuten gefahren, die nie etwas mit den Urmodellen zu tun hatten.

          Den einzigen Vorteil in Retrodesign sehe ich darin, das bestimmte Entgleisungen der Formensprache bei modernen Autos wieder ins Lot kommen.

          Auch der New Bulli wird keinen T1, T2 Fan hinterm Ofen vorlocken. Als frisches, eigenständiges Modell jedoch, mit (behutsamen) Zitaten der Vergangenheit, sieht das schon anders aus. Der gefällt mir, hat für mich aber nichts mit einem Bulli zu tun.

          Bronx 😀

          • Sandmann sagt:

            Ay Bronx,

            wie der jüngst von El hier vorgestellte A7? Das ist doch ein gelungener Mix aus alter Grundform und neuem Design… wenn man die Nase mag… und ihn leuchtorange lackiert…

            Ach jeh, wenn ich bedenke wie oft ich mit meinen zarten 40 Lenzen selbst zurück blicke und feststelle, dass die Zeiten einfach mal vorbei sind. *seufz* Sehen wir zu, dass beim Blick nach vorn einfach ein paar coole alte Autos am Wegesrand parken. Ich arbeite daran…

            Sandmann

            • bronx sagt:

              Ich helfe gerne mit: Nenne mir etwas selteneres als meinen Holden Comodore. Meine Omegas sind ja noch nicht so selten (als A), Senatoren (B) noch nicht so richtig selten. Aber sie WERDEN es. weil jeden Tag ein paar von ihnen sterben.
              Dein Granny IST selten, der Kasi sowieso!
              Aber auch die waren mal Teil des Strassenbildes und sind – einfach verschwunden!

              Ob ein Senator mal so cool wird, wie ein /8? Eher nicht. Oder vllt. doch?
              Egal, MIR muß er gefallen.

              Der Holden ist ein dermaßen skurriler Mix aus Omega A ( der Body hoch bis zum Glas) und Senator B (Fenstergrafik- Seite), dazu ein Grillmix zwischen Cadillack und Madzda 929, das du überlegst und denkst, kenn ich aber woher? Die verdutzten Gesichter der Omegafahrer sprechen Bände. 😀
              Und dann der Motor, schwärm..

              In diesem Sinne, ich helf da gerne mit,

              Bronx. 😉

    • Sandmann sagt:

      Ay Steffen,

      du musst keinen Absinth trinken, um irgend etwas mit Kunst zu tun zu haben. Dieses Image ist furchtbar und an der Realität vorbei. Wenn du dir die Seerosen aus dem Garten Giverny von Monet gern über das Sofa hängen willst, ist das okay und du erfreust dich auf deine Weise. Cool ist, diesen Garten zu besuchen und sie selbst zu sehen, mit den eigenen Augen… Wenn du dir Guernica von Picasso ins Arbeitszimmer tapezierst, hat auch das seine Berechtigung (wenn auch nicht *ganz* so eine beruhigende Ausstrahlung). Kunst soll dich inspirieren, sie soll dich erfreuen und sie soll in dir deine ganz eigenen Gedanken auslösen. Dazu ist auch eine einfache weiße Wand in der Lage.
      Also stell dein Licht nicht unter einen Scheffel und mach es so, wie du es magst 😉

      Sandmann
      Erstes Staatsexamen in Kunst für Realschulen

      • SteffenG sagt:

        Hi Jens,

        ich fand es immer bewundernswert, wie Künstler doch meist mit recht wenig auskommen mussten und trotzdem Werke schaffen konnten, die heute unbezahlbar sind.
        Da ist man als monetär sehr abhängiger Mensch doch geneigt sich zu verneigen.
        Für mich ist es oft schwer Kunst zu verstehen, Ausstellungen sind für mich meist ein Graus (im Dresdner Zwinger war ich jedoch schon öfter…). Liegt eventuell daran, dass meine Kunstlehrerin nicht in der Lage war mich für dieses Fach zu begeistern.

        Bronx, mir ging es darum zu zeigen, dass es die Kunst der Ingenieure war trotzdem moderne Fahrzeuge zu entwickeln. Ein guter Freund von mir arbeitete während seines Studiums in Eisenach in der Versuchsabteilung und erlebte dort eine Tesreihe mit einem 3-Zylinder 2-Takt Turbomotor. Auch wenn er den Entwicklern permanent um die Ohren flog, soll er doch ordentlich Kraft gehabt haben.
        Diese Entwicklung fand man ja im gesamten ostdeutschen Automobilbau. Wenn gesagt wurde, dass es nicht gemacht wird, wurde es eben nicht gemacht. Siehe auch die Baade 152 aus Dresden…

        Steffen.

        • bronx sagt:

          Hallo SteffenG,

          genauso hab ich dich auch verstanden. Es ist müßig, zu überlegen was DA hätte bei herauskommen können. Aus und vorbei.
          Mit der Baade 152 genauso, aber guter Vergleich.
          Die Ingenieure, die trotzdem jahrzehntelang gegen diesen Irrsinn antraten, sind die eigentlichen Künstler & Helden.
          Namen wie Rudolf Dietel und Helmut Fleischer fallen mir dazu ein.

          Bronx

          • Sandmann sagt:

            Ay ihr zwei,

            da kann ich aus Mangel an Ostwissen (immerhin war ich als Kind mehrfach „drüben“ und habe noch viele Erinnerungen an die alte DDR) leider nicht mitreden. Was haben die beiden denn gebaut…?

            Aber zur Kunst… damals war es auch wesentlich preiswerter, ein Dasein zu führen. Wenn ich mir heute die ganz normalen Lebenshaltungskosten angucke, frage ich mich, wie manche Menschen überhaupt klar kommen können…? Es ist ein blanker Wahnsinn, wie teuer das Leben ist. Das GRUNDleben. Ich rede hier nicht von Luxusartikeln, die kein Mensch zum glücklich sein benötigt…

            Ich muss mich noch weiter entschleunigen.

            Sandmann

            • bronx sagt:

              Die genannten Herren waren Ende der 50er, während der gesammten 60er und noch anfang der 70er mit Entwürfen in sachen Karosserie-design absolut auf Augenhöhe mit der „westlichen“ Welt.
              Guter Geschmack und Innovationsgeist sind ja (zum Glück) keine Frage des Systems.
              Dietel z.B. entwickelte 1973 einen Entwurf, der die Grundform des Twingo vorweg nahm. Entwurf und Twingo wichen in allen Maßen weniger als EINE Handbreit von einander ab.

              Die Baade war ein nach dem Konstrukteur Brunolf Baade benanntes 4-strahliges Verkehrsflugzeug. Seinerzeit mit der erste Zivile Flieger mit einem Jet-Antrieb.
              Teilweise wurden zu Erprobungszwecken russische Tumanski-Triebwerke verbaut (mit Nachbrenner!!)
              Auf „Befehl von Oben“ wurde das Ding eingestampft. Die Russen duldeten (noch) keinen deutschen Hersteller von zivielen Jets.

              Bronx.

              • Sandmann sagt:

                Ay Bronx,

                danke für dieses kleine Streiflicht durch die Ingenieurs- und Designgeschichte… Gibt es heute eigentlich noch Menschen, die man als genial bezeichnen kann? Irgendwie fehlen mir die Superhelden…

                Sandmann 🙁

                • bronx sagt:

                  Sandmann,

                  die gibt es. Die Entwickler des Tecdrah sind so ein Fall. Travec- Automobile Gmbh verkörpern eine sehr gute Idee, nämlich die, zurück zu den Wurzeln. Als „Landwirt“ spricht mich natürlich ein Fahrzeug „ohne Gedöhns“ anders an, als einen Städter. Verzeih mir den Ausdruck.

                  Bronx

  5. Sandmann sagt:

    Ay Bronx,

    ich mach mal ne neue Ebene auf, sonst haben wir gleich ein Platzproblem…
    Travec? Ich muss mal wieder google anwerfen, glaube ich. Und keine Panik, du kannst mich gern als „Städter“ bezeichnen, im Vergleich zu einem Landwirt bin ich das wohl auch. Allerdings ist Kiel eine recht kleine Stadt, und ich lebe in einem ganz alten Häuschen am Rand, gucke auf die Felder und den Wald und liebe diesen Ausblick 🙂

    So oder so sind wir uns bei Fahrzeugen ohne Gedöns sehr einig. Ich freu mich auf die Fotos, mach dir keinen Stress, mach so wie es passt!

    Sandmann, der gerade dem Stau entkam…

  6. bronx sagt:

    Hallo Sandmann,

    danke für deine Geduld. Ich muß mir meinen Großen echt mal greifen, sonst komme ich einfach nicht an die Bilder.
    In der Woche hängt er in der Uni und am WE ist er bei seiner „Schnecke“. Also wirklich, diese Jugend heutzutage… 😀

    Zum Travec, schau Dir die Kiste ruhig mal an. Mich erinnert er entfernt an einen „G“.
    Der absolute Knaller jedoch ist die Karosserie aus Recycling-Material. Warum hat das noch keiner gebracht?
    Ich finde einen Trend gegen das „schneller, dicker, schicker“ durchaus angemessen und mehr als überfällig.

    Bei uns im Haushalt läuft ja noch der Rapid. Das ist auch so ein Fall, den kannst Du ein halbes Jahr in die Ecke stellen, dann wedelst Du mit dem Schlüssel und das Ding läuft.
    Es gibt kaum ein Fahrzeug, was praktischer ist, dank Leiterklappe und Flügeltüren bekommt man fast ALLES hinein. Ein Satz Winterräder bei Praktiker, voila: 24,99€, das Stück. Da macht selbst solche Anschaffung keine Kopfschmerzen. Ansonsten gilt, einfach fahren.
    Ach ja, verbrauch etwas über 5 Liter bei Kurzstrecke. Wohin ist eigentlich das Gehirnschmalz der Konstrukteure / Motorenentwicklung in den letzten 20 Jahren geflossen?

    Bronx, der gleich zur HU fährt.

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