STAU! Mittendrin statt nur dabei.

Ay ihr potenziell Urlaubsreisenden,

Das kann ja heiter werden

Das kann ja heiter werden

wenn man auf die 40 zugeht, hat man in seinem Leben vermutlich schon einige Dummheiten gemacht. Viele hat man bereut und daraus gelernt, einige hat man vielleicht noch gar nicht bemerkt und andere macht man immer wieder. So auch diesmal. Schon lange steht eine kleine, fröhliche Urlaubswoche mit dem Audi V8 an, das erklärte Kurztrip-Ziel soll Saint-Tropez an der französischen Mittelmeerküste sein. Meine Reisebegleitung wohnt in Zürich, also muss sie zunächst abgeholt und ins Auto eingeladen werden. Freitagmittag, ich tanke voll und mache mich auf den Weg Richtung Süden. Fehler! Dieser Freitag ist auch der letzte Schultag in Schleswig-Holstein, und wer nicht nach Skandinavien fährt, der macht sich ebenfalls auf den Weg nach Süden.

Das TomTom kriegt sich gar nicht mehr ein.

Na da bin ich ja weit gekommen.

Na da bin ich ja weit gekommen.

Dank TMC-Verkehrsfunkempfänger weiß ich schon auf dem Autobahnzubringer, dass wegen einspuriger Verkehrsführung eine Verzögerung von 30 Minuten zu erwarten ist. Ich habe Kiel noch nicht einmal verlassen! Also wieder rausgefahren und über Land eine Auffahrt später auf die Autobahn. Ha. Ich Fuchs! Vielleicht bin ich doch der bessere Ferienplaner, Lisa (so heißt mein Navi) sei Dank. Auf dem Rücksitz liegt alles Wichtige für unterwegs, die Gitarre, das Stativ für den Fotoapparat und ein aufblasbarer B52-Langstreckenbomber. Neben mir ein paar Cherry-Cokes und die obligatorischen Reisebrötchen. Das Musikprogramm starte ich mit Paolo Nutini im CD-Wechsler und muss dann ziemlich stark bremsen! Stau. In diesem Moment bekommt es auch mein TomTom mit. Auf der Zusammenführung von A215 und A7 gab es einen Unfall, wir stehen auf insgesamt vier Spuren. Kiel liegt sagenhafte 20 Kilometer hinter mir.

Das nimmt gar kein Ende...

Das nimmt gar kein Ende…

I’m not sleeping at night. But I’m going from bar to bar…“ singt Paolo. Würde ich auch gern. Die vier ineinander gekrachten Urlauber sind weit hinter mir. In den Elbtunnel bin ich immerhin mit 30m km/h reingerollt, dafür steht dahinter alles. Ich als Norddeutscher habe Verständnis für die Niederländer und Dänen, die hier zum ersten mal in ihrem Leben Containerschiffe und Ladekräne sehen und das im Schritt-Tempo erleben möchten. „Geänderte Verkehrsführung auf Ihrer Route. Verzögerung durch Stau aktuell… 55 Minuten.“ Lisa macht mich unglücklich. So sind sie, die Frauen. Aber der nächste Stau soll erst in 155 Kilometern kommen.

Einen Hardenberg zur Beruhigung?

Einen Hardenberg zur Beruhigung?

Die spinnen, die Hessen! Man kann das nicht anders sehen. Auch hier hat man sowas wie Sommerferien,und na klar, genau jetzt werden sämtliche Autobahnbrücken saniert, Fahrbahnen neu asphaltiert und alle Geländer neu angemalt. Immer schön mit zwei verengten Fahrbahnen. Lisa kommt nicht mehr hinterher, also mache ich den Ton aus. Das erträgt ja kein Mensch. „Geänderte Verkehrsführung auf… geänderte Verkehrsf… neue Verkehrsführung auf…“ *klick* Baustelle. Stau. Baustelle. Stau. Unfall. Stau. Baustelle. Stau. Ich werd bekloppt.

Haben die alle kein Zuhause?

Haben die alle kein Zuhause?

Ich will ankommen!!! Die Zeit rennt immer weiter, aus den geplanten neun Stunden werden zehn, werden elf. Selbstverständlich brande ich auf dem Kamm der Reisewelle noch ein wenig weiter mit, quetsche mich durch die Kasseler Berge, schleiche stöhnend und schwitzend durch Baden-Württemberg und höre CD um CD. Im Radio bringen sie nur Mist, aber insofern bin ich ganz froh, allein im Auto zu sitzen. Links und rechts neben mir stehen sie schon wieder, die gestressten Familein in ihren Sharans und Galaxys. Auf dem Rücksitz schreiende, gelangweilte Kinder, auf dem Beifahrersitz die nörgelnde Gattin. Ich höre sie durchs offene Fenster bis hier: „Ich hab dir doch gesagt, wir sollten schon nachts losfahren, jetzt stehen wir hier, wenn du doch nur einmal auf mich hören würdest!!!

Stehkragenvoll und dann ab dafür

Stehkragenvoll und dann ab dafür

Letzte Gastankstelle vor der Grenze. Ich bin fast da. Ziemlich müde, um nicht zu sagen Urlaubsreif. Ich donner den LPG-Tank bis zum Stehkragen voll, man munkelt, in der Schweiz seien diese Zapfsäulen eher spärlich gesät. In einer Stunde werde ich wohl eintrudeln und kann endlich ins Bettchen fallen. Morgen wollen wir zu Paul Simon nach Locarno und dann weiter an die Côte d’Azur. Eben bemerke ich, dass mein Klima-Lüfter bei zu kalten Temperaturen zu quietschen beginnt. Das wird sie lieben. Elf Stunden für 1000 Kilometer! Aber hey, ein Durchschnittsverbrauch von 15 Litern LPG, beim Literpreis von 69 Cent ist das die erste entspannte Nachricht heute. Südfrankreich – ich komme!

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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