Faszinierende Erlkönigbilder!

Zu schnell für die Kamera

Zu schnell für die Kamera

Der Sommer zeigt sich nach Wochen des Regens von seiner schönsten Seite und alle Tester sind im Urlaub. Nur einem kleinen erfahrenen Team wird Einlass gewährt, in die heiligen Teststrecken weit außerhalb der Zivilisation: dem Sauerland. In einem unwegsamen Tal dürfen wir nach diversen Sicherheitskontrollen zwei neue Prototypen für den Stadtverkehr fahren. Fotos? Versucht man zu verhindern. Aber wir wären ja nichtdie Profis, die wir sind, würden uns nicht dennoch exklusive Schnappschüsse gelingen! Fort Fun Motodrom Beverly Hills.

Wer fährt noch so spät zwischen Tannen und Rindern? Es ist der Sandmann mit seinen Kindern. Knurrende Verbrennungsmotoren hauchen ihre noch unkatalysierten Abgase in die heile Welt der Beverly Hills Teststrecke. Die beiden erfahrenen Piloten Tochter Klein und Tochter Groß entscheiden sich gezielt für zwei der zahlreichen Varianten des neuen Prototyps im Retro-Look. Ganz nach Frauenart natürlich primär nach der Farbe, aber auch das Finish der Heckflossen wird wohl mit in die Entscheidungsfindung reingespielt haben. Ich darf immerhin dabei sein. Welche Freude!

Umringt von dickwanstigen, oberlippenbebarteten Eingeborenen an der Seite von rotgesichtigen Muttertieren, die ihre Brut tollpatschig mit Eis, Pommes und Döner vollstopfen, werden die Testfahrzeuge bestiegen. Erster Eindruck: kein gutes Raumgefühl. Die Sitze sind straff und lassen sich nicht verstellen. Testerin Tochter Klein rückt mir stark auf die Pelle, umgreift aber mit entschlossenem Blick das kleine sportliche Lenkrad und wartet auf ein Zeichen. Im Heck brabbelt ein sparsamer Viertakter seine persönliche Ballade von der Klimakatastrophe. Leichte Vibrationen in der Kunststoffhaut des gelben Prototyps „Corvette“ lassen vermuten, dass die Ingenieure hier schnell für die Präsentation etwas zusammen geschustert haben, das vielleicht noch nicht ganz ausgereift ist.

Rasante Kurvenlage

Rasante Kurvenlage

Die Strecke ist freigegeben! Tochter Klein tritt das schwergängige Gaspedal beherzt durch, und der gedrosselte Heckmotor erwacht zu rauhem Leben. Stufenlos dreht das neuartige Getriebe bis auf eine Geschwindigkeit von sagenhaften 15 km/h hoch und trägt uns durch die erste Kurve. Die Straßenlage ist straff und wie auf einer Schiene geführt. Die Lenkung gibt sich direkt und schnörkellos, Tochter Klein bemängelt schon in der zweiten Kurve die fehlende Servounterstützung und beißt konzentriert emsig kurbelnd auf ihrer Zunge herum. Windgeräusche lassen sich nicht vernehmen, die Rundumsicht ist großartig und die sonore Geräuschentwicklung im Freien gibt sich vergleichbar mit der samstäglichen Grünschnittprozedur Ihres Nachbarn, während Sie gerade grillen wollen.

Immer auf der Überholspur

Immer auf der Überholspur

Mit ähnlichen Eindrücken folgt uns Tochter Groß im roten Prototyp „Eldorado„. Sie mag es, wenn man die Motorhaube sehen kann. Hinter der berühmten Brücke über den Ententeich bemängelt sie fehlenden Durchzug des Motors bei Steigungen und das schlecht einzuschätzende selbstbremsende Gas-weg-Getriebe. Außerdem wird die spätere Großserie über Schminkspiegel und Windschutzscheiben verfügen, die in dieser frühen Variante aus Gewichtsgründen weggelassen wurden. Die Wartungskosten der Autos schätzen Experten als minimal ein, der Abrieb der 6-Zoll-Breitreifen auf polierten Tiefbettfelgen gestaltet sich wegen der gedrosselten Höchstgeschwindigkeit überschaubar. Über den Benzinverbrauch pro Stunde wird Sie ebenfalls jeder versierte Kleingärtner aufklären können. Leichte Rempler verzeihen die massiven, auf Federn gelagerten Stoßstangen schadlos mit einem satten Seufzer. Französisch einparken wird hier zur Gewohnheit.

Am Ende des Tages

Am Ende des Tages

Als die Sonne über dem Fort Fun Motodrom sinkt, verarbeiten wir unsere Eindrücke. Hier ist ein interessantes Stadtauto geschaffen worden, mutig im Design und mit einer Augenhöhe knapp über dem Kantstein nebst guter Rundumsicht zum rechts abbiegen hervorragend geeignet. Der Innenraum ist nicht für längere Fahrten ausgelegt, auch das mitzuführende Gepäck sollte sich in Grenzen halten. Nun, das ist ja beim Smart nicht anders, aber bei diesen Autos hier können Sie sicher sein, dass niemand seinen Wertstoff-Sack reinkippt. Leicht irritiert klettern Tochter Groß, Tochter Klein und ich in unseren Audi V8. Ich überlege, wegen der Weitläufigkeit auf dem Rücksitz eine Gegensprechanlage nach vorn zu installieren. Mit dem vielfachen Verbrauch der Testwagen rollen wir heim und sind geschlossen der Meinung, hier ein wahres Novum getestet zu haben. Verbesserungswürdig, aber auf dem richtigen Weg!

Adios, Sauerland, bis zum nächsten Event. Haben eigentlich die ganzen Holländer kein Zuhause?

Sandmann

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Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

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