Realismus – eine Kunst

Nun steigen Sie doch bitte ein.

Männer haben Träume. Frauen vermutlich auch. Ich werde Frauen in diesem Leben aber nicht mehr verstehen. Deshalb: Männer. Und wenn Männer sich ihre Träume verwirklichen, machen sie das gern mal verblendet von einer schöngeredeten Vision. Das herbstbunte Bild eines idealen Alltags, und eh man sich versieht steht der Hof voller Autos. 😀 Ich bin in diesem Jahr 50 geworden, und meine rosa Brille ist leicht zerkratzt. Deshalb erkläre ich euch jetzt mal anhand dreier Kunstrichtungen, warum ich einen meiner Träume wieder begraben habe. Ich habe zwei Anläufe gemacht, eine S-Klasse der Baureihe 126 im Alltag zu fahren. Nun sind beide Geschichte.

Eine Chronologie des Kommens und Gehens.

Farben und Formen, es hätte klappen können.

Impressionismus

Ihr erinnert euch an den wunderschönen 300 SE, außen weiß, innen schlumpfblau velouriert. Er begleitete mich durch den Lockdown des verlorenen Jahres 2020 und trat dann seine Reise nach Berlin an, weil die nötigen Blecharbeiten meine verfügbare Zeit überschritten. Ich gab damals ein sehr besonderes Auto für kleines Geld weg. Unerwartet zog Helmut bei mir ein und paradiesvogelte zwar nicht so bunt und gut ausgestattet daher, war dafür im Blech aber wesentlich gesünder. Ich wollte das Thema Mercedes-Benz W 126 noch nicht zu den Akten legen und hatte außerdem den Keller voller Ersatzteile. Helmut bekam neue Reifen, eine neue Zündanlage, neue Hubwinkel für das Schiebedach und eine neue Wasserpumpe nebst Kühler. Alle anderen nötigen Teile warteten auf ihren Einbau.

Alleinherrscher

An dem erhabenen Patriarch ist eigentlich gar nicht so viel zu machen. Die vorderen Bremsstützen. Okay das ist ne ziemliche Bastelei für Kunstschweißer. Ein paar Bleche im Kofferraum und vorn im Wasserkasten, da regnet’s rein. Aber sonst – nur mechanisches Basteln. Mein idealisiertes Bild von einem Leben in Kiel (wo ich ja gar nicht jeden Tag bin) ließ mich immer wieder singend an Helmut schrauben. Mir meinen Traum der dicken alten S-Klasse erfüllen. Und die Schweißarbeiten wollte ich an einen Kumpel, der mir noch einen Gefallen schuldet, abtreten.

Ach Träume. Ich habe so viele. Der Winter kam und ging und das abgedeckte Auto wanzte noch immer auf meiner Rampe rum. Der Taunus setzte ebenfalls langsam Moos an. Also mal ernsthaft Bilanz gezogen jetzt. Zwei kleine Kinder in Kita und Grundschule, zwei große Kinder in Ausbildung und Studium, zwei Wohnsitze in Hamburg und Kiel und umtriebiger, freiberuflicher Journalismus. Da kann ich doch locker nebenbei die S-Klasse auf die Straße bringen, den Taunus wieder fit machen und womöglich den Granada im Keller bald wiedererwecken, oder?
MUUUHAHAHAHA 🙁 Nein.

Immerhin Kleinigkeiten

Expressionismus

Hier eine Aufarbeitung des Zebranoholzes. Da eine neue Dichtung an der Frontscheibe, dort eine neue Gummitülle um die Motorantenne. Um nicht unter Zeitdruck zu geraten parkte ich den Citroën XM Pallas vor der Tür. Als reine Fahrmaschine. Der fuhr sich aber so gut, dass ich die Notwendigkeit des Weiterbastelns profanen Gelüsten wie abendlichem Grillen oder der lange vernachlässigten Pflege alter Freundschaften hintenanstellte. Gut, eigentlich. Helmut stand sich derweil die neuen Reifen in den Bauch. Das im Kern gesunde Dickschiff schlich sich nicht so tief in mein Herz, dass ich alles stehen und liegen ließ um es zu Wasser zu lassen.

Liebe kann reifen. Muss sie aber nicht. Der XM gefiel mir jeden Tag ein bisschen mehr in seiner kommoden, unperfekten Extravaganz. Der Taunus rostete vor sich hin und fragte mich, ob ich nicht langsam mal die Schweißarbeiten, die Kopfdichtungen und die Hinterachse angehen wolle. Kann ich meinen Taunus anlügen? Nein. Also setzte ich mich zu den beiden auf den erneut herbstlichen Hof und ging in mich. Mein Alltag lässt keine zwei automobilen Baustellen parallel zu. Eine ja, zwei nicht. Diese Erkenntnis ist traurig. Aber sie zu ignorieren wäre wie nicht zur Krebsvorsorge zu gehen, weil man Angst vor der Diagnose hat. Oder wie nicht in den Briefkasten zu gucken, weil man Angst vor Rechnungen hat.

Dann soll das wohl so sein

Denn der Krebs ist da oder nicht, egal ob man zur Vorsorge geht oder nicht. Und mit den Rechnungen ist das ganz genau so. Metaphorisch auf meine vorhandene Zeit (oder auch die Lust, Dinge zu erledigen) umgelegt sind meine Augen plötzlich offen. Im trockenen Laub vor mir steht eine Amsel und deutet auf ein Pappschild, was in den Stacheln eines kleinen Igels neben ihr steckt. Auf dem Schild steht: Du hast keine Zeit für den Mercedes, wenn du den Taunus behalten willst! Ah. Hat das der kleine Igel geschrieben? Oder die Amsel? Kann ich mich wirklich vor meine Garage stellen und schreien: „Tag, du Sack, hab gefälligst 28 Stunden!“? Könnte ich.

Realismus

Jetzt darf ich nicht mehr so lange grübeln. Diese hellen Momente sind selten im Leben eines Mannes. Igel ab ins Laub, Amsel ab ins Vogelhäuschen. Verschwindet. Teppich wieder in den Daimler rein, Sitze auch. Beim Zusammenbau des Wasserkastens vor der Windschutzscheibe bricht der linke Haubenscharnier. Helmut wehrt sich. Egal, ich mache weiter. Und ich sichte endlich mal mein dunkel und trocken verpacktes und vergessenes Ersatzteillager im Keller.

1968, Flohmarkt bei der NASA

Sesam öffne dich! Eine kleine Originalteile-Schatzkammer für Freunde der Sindelfinger Oberklasse. Bauteile aus allen Ecken dieses Kraftwagens, grob überschlagen dürften die zusammen einen unteren vierstelligen Betrag bei ebay einbringen. Ein neuer Haubenscharnier ist auch dabei, yeah. Ich fotografiere alles, packe den Fundus wieder zusammen und stapel Kiste um Kiste in den Kofferraum und auf den Rücksitz von Helmut. Immer wieder zögere ich. Ist das jetzt wirklich eine gute Idee? So einen guten, fast fertigen 126er mit allen diesen Teilen für so wenig Geld bekomme ich vermutlich in diesem Leben nicht mehr. Noch kann ich zurück…

Randvoll. Nun kommet zuhauf.

Die Amsel sitzt auf einem Ast und guckt mich böse an. Okay, ist ja gut! Diese Auto-Ersatzteil Kombination allerdings bei mobile oder autoscout24 anzubieten wäre eine Aufgabe für Therapeuten, die ein Soziogramm über psychopathische Realitätsverdränger mit Handy anfertigen wollen. So ein dickes Fell habe ich nicht und werfe den Wagen mit dem kompletten Teilelager in zwei Facebook-Gruppen auf den Markt. Spannend.

  • Schick mal Bilder der ist so gut wie gekauft (-> nie wieder was gehört)
  • Kannst du den mit TÜV machen dann nehme ich ihn (ja, genau)
  • Viel zu billig!! (kauft ihn aber nicht)
  • Du musst 500€ runtergehen denn ich müsste den von München aus holen (na und?)
  • Ich nehme die Teile ohne das Auto (nein)
  • Ich nehme das Auto ohne die Teile (mal sehen)
  • So ein geiler Wagen! Kann nicht, hab nicht genug Geld (schade)

Wie schon zu Zeiten des 300SE bezeichnet mich das halbfinnische Fräulein Altona inzwischen als Sandmann Im- und Export und reagiert zunehmend genervt auf den Satz: „Da ist ein neuer Kaufinteressent“. Und plötzlich meldet sich Maik noch einmal. Maik, der nicht genug Geld beisammen hatte (der letzte Punkt der Liste oben).

Und wieder verlässt ein Auto diese Einfahrt.

Maik fragt, ob in dem Teilefundus auch ein ABS Sensor wäre, den suche ein Bekannter von ihm. Ja, schreibe ich, da sind sogar gleich vier Stück mit Kabeln und Halterungen dabei. Später bereue ich diese Ansage, als ich sehe, für welche Summen die bei eBay gehandelt werden. Mist 😀 Das allerdings scheint das Zünglein an der Waage zu sein. Maik kalkuliert die Kosten für einen Transporter, ich komme ihm ein bisschen im Preis entgegen und lege noch ein originales, funktionierendes Becker Radio dazu – und Helmut hat einen neuen Besitzer. Als der eine Woche später mit seinem Vater und dem Transporter nach Kiel kommt regnet es klassisch wie aus Eimern. Igel und Amsel sitzen misstrauisch auf der Terrasse.

Ein schiefes Lächeln, aber noch viel Kraft.

Ich zeige Maik jede einzelne Stelle, an der er was machen sollte. In dieser Preisklasse muss nichts geschönt werden, und ich bin ein großer Freund von Ehrlichkeit. Wir checken die guten Wagenheberaufnahmen, die rostigen Bleche im Kofferraum, die Bremsstützen und den (irgendwo) durchgerosteten Wasserkasten. Er muss die neuen Hubwinkel von einem Fachmann einstellen lassen, die verkanten beim Öffnen. Helmut springt tadellos an (der Sprit im halbvollen Tank ist über 10 Jahre alt) und grummelt mit einem zur Hälfte abgebauten (aber fast neuen) Auspuff vor sich hin. Fräulein Jetronic arbeitet tadellos. Wir sichten alle Ersatzteile, die abnehmbare Anhängerkupplung  und die Papiere. Viel Historie gibt es nicht vom rauchsilbernen Gleiter mit Buchhalterausstattung. Und dann geht’s ab auf den Transporter.

Drauf ist er. Und groß ist er.

Kennt ihr das auch, wenn ihr euch ein altes Auto angeschaut und gekauft habt – und dann irgendwie die Anspannung da ist? Weil noch ziemlich viel zu tun ist und der Kahn einfach nicht perfekt da steht? Maik guckt ähnlich schief wie der Benz mit seinem kaputten Haubenscharnier. Er hat ein gutes Geschäft gemacht, ich glaube er ahnt das auch, aber trotzdem ist da noch viel Arbeit. Deshalb steht der Wagen jetzt auf seinem Transporter und nicht auf meiner Auffahrrampe. Maik hat Freunde, die des Schraubens und Schweißens mächtig sind. Das wird schon. Vielleicht ist er auch nur etwas nervös, weil der Transporter unter den 1.6 Tonnen Leergewicht ganz schön in die Knie geht 😉

Tschüss Helmut

Epilog

Brumm. Fachgerecht verzurrt rollt wieder ein Auto die gepflasterte Straße runter. Maik hat versprochen, Helmut die Liebe zukommen zu lassen, die er verdient. Und im nächsten Frühling besuchen mich die beiden mich mal auf eigener Achse. Der Abschluss dieses Kapitels hinterlässt bei mir eine Leere im Herzen. Zwei schöne alte S-Klassen waren da und sind wieder weg. Irgendwie fühlt sich das ein bisschen nach Scheitern an. Ich muss mir eingestehen, nicht alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen hatte. Andererseits ist da auch eine Leere auf dem Hof und Platz im Kopf und im Keller. Platz für den Taunus und die vielen Dinge in meinem Leben, die nicht direkt was mit Autos zu tun haben. Also schimpft nicht mit mir. Das tun schon das halbfinnische Fräulein, die Amsel und der Igel. Und einige von euch haben es ja sowieso geahnt.

Vielleicht versteht ihr das aber auch. Einen Traum loslassen kann auch befreiend sein. Es geht immer weiter!

Sandmann

Tagged , , , , , , , , , , , , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Über Sandmann

Die Zeit ist zu knapp für langweilige Autos, Abende vor dem Fernseher oder schlechten Wein. Ich pendel zwischen Liebe, Leben und Autos und komme nicht zur Ruhe. Aber ich arbeite daran.

31 Antworten zu Realismus – eine Kunst

  1. Martin sagt:

    Ist es wirklich ein Scheitern, wenn man merkt, dass andere Dinge wichtiger sind?

    • Sandmann sagt:

      Ay Martin,
      nein, natürlich nicht. Aber es fühlt sich ein bisschen so an.
      Ich könnte auch gut damit leben, wenn es in diesem Fall ein Scheitern WÄRE, denn es geht ja am Ende nur darum, dass ich mir was mit einem Auto vorgenommen habe und am Ende zugeben musste, dass ich es mindestens zeitlich nicht schaffe.
      Ich hätte gern einen Alltag, der mir Zeit für viele viele Autobasteleien lässt. Aber allein mein Leben zwischen Hamburg und Kiel (schrauben geht nur in Kiel) begrenzt diesen Wunsch dramatisch. Ach manno.
      Aber vielleicht ist die Erkenntnis wertvoll, dass Menschen um mich rum, große wie kleine, mehr Zeit brauchen als alte Autos. Das peilt ja auf dieser Welt auch nicht jeder, und dann sieht scheitern gleich ganz anders aus…
      Sandmann

      • Martin sagt:

        Ay Sandmann,
        im Grunde habe ich das gleiche Problem. Du pendelst im Norden wegen der Familie, ich muss einmal quer durch die Republik. Da bleiben schnell mal ein paar Dinge auf der Strecke. Aber solange das materielle sind, ist das nicht so schlimm…

        Ach ja: der XM ist irgendwie toll. Freue mich immer, wenn ich einen sehe…

        MfG Martin

        • Sandmann sagt:

          Der XM ist ja schon mein dritter „Versuch“.
          Der erste war 2006 und quasi neu, aus verstorbener erster Hand. Der zweite war eine runtergerittene, aber entsprechend preiswerte voll ausgestattete Überraschungsbox 😀 und Nummer drei ist technisch so gut drauf dass er sich bei aller Extravaganz zu einem wirklich zuverlässigen Alltagsauto mausert 🙂 Wer hätte das gedacht?
          Ich mag diese kantige Form und seine vielen knotigen Details. Wenn du irgendwo einen Knopf drückst passiert ganz woanders was. Er hat eine zweite Heckscheibe und Staufächer an überraschenden Stellen. Und dieses Hoch- und Runtergefahre an der Ampel, wenn die Hydraulik sich heimlich nachregelt… 😀 Das ist einfach toll. Da ist Leben in der Bude.
          Wir werden lesen.
          Viele Grüße
          Sandmann

      • Anonymous sagt:

        Hey Jensi. Wohnst du wieder in Kiel? Schöne Grüße dein Alter Studienfreund Benjamin.

      • Ben sagt:

        Hey Jensi. Wohnst du wieder in Kiel? Schöne Grüße dein Alter Studienfreund Benjamin.

        • Sandmann sagt:

          Ben!!! 🙂
          So trifft man sich wieder. Wieso wieder in Kiel? Ich habe Kiel seit dem Studium nicht verlassen, ich pendel nur ab und an beruflich und familiär nach Hamburg.
          Wo steckst du? Melde dich mal. Telefonnummer ist immer noch die gleiche.
          Sandmann (in diesem Fall: Jensi)

  2. Andreas sagt:

    So geht es mir morgen auch
    Ein Mensch macht da weiter wo mein Rücken nicht mehr fähig zu ist

    Ein Auge tränt… Das andere freut sich das die Belastung weg ist

    Mit der Gewissheit das die Katze (xj40) in gute Hände kommt ist es doch versöhnlich

    • Sandmann sagt:

      Ay Andreas,
      ooooooha einen XJ40 wegzugeben stelle ich mir auch schmerzlich vor. Hattest du denn eine persönliche Bindung zu dem Auto?
      Na klar ist auch eine Belastung weg. Man gibt ja eher selten ein altes Auto ab, weil man noch ganz doll dran hängt. Meistens drückt die Kohle und man braucht das Geld, oder die Zeit reicht einfach nicht und der Realismus kommt irgendwann – quasi zugunsten des Autos.
      Helmut hätte wohl keinen besseren neuen Besitzer finden können als den Maik. Er ist jung, er hat Bock drauf, sein Vater hatte auch mal einen und er kennt Leute, die ihm helfen. Ich glaube fest daran, dass er mich im Frühling damit mal besuchen kommt 😉

      Und jetzt stürze ich mich auf einen XM Teileträger und lagere Teile für die nächsten 5 Jahre ein. Dann kommt über den Winter der Taunus und wird geschweißt, mit neuen Schaft- und Kopfdichtungen versehen und neue Radlager auf die Hinterachse gedengelt. Dann ist der auch wieder fit.
      Und im Frühling…. dann der T3 🙂 Aber das ist eine andere Geschichte. Immer eins zum Schrauben. Aber immer nur eins. Schön der Reihe nach!
      Sandmann

  3. Tobbe sagt:

    Lag an der Farbe.
    Da kommt keine Motivation.

    Liebe ist sofort da oder kommt nie.

    • Sandmann sagt:

      Ay Tobbe,
      neeeee die Farbe mag ich ganz gern. Rauchsilber plus Buchhalterausstattung finde ich nicht uncool, beides steht diesem wie ich finde zeitlich schönen Auto.
      Das mit der Liebe ist da schon was anderes. Ich hatte nie schlaflose Nächte wegen dieses Modells. Ich hatte einfach Bock drauf. Der Zustand des ersten war dann eher ernüchternd (wobei die Farbkombination super war) und dann kam der Lockdown und dann erst Helmut… Das Rad meines Lebens hatte sich weiter gedreht, und wenn ich mich zwischen dem Taunus und dem Mercedes entscheiden müsste würde ich klar den Taunus nehmen. Und beide schaffe ich einfach nicht. Also worauf noch lange warten – am Ende ist es nur ein Auto. Wäre ich verliebt gewesen, hätte ich irrationaler reagiert. Aber so freue ich mich dass er endlich wieder auf die Straße kommt. Nur eben nicht durch mich 🙂
      Sandmann

  4. Martin sagt:

    Ach menno, könnte man fast meinen.
    Es scheint, als ob einerseits das Herz brutal herausgerissen wird, aber andererseits scheint auf den Platz, an dem Helmut stand, nun wieder die Sonne und gibt den Blick frei auf Mister T, der nun wieder im Fokus stehen kann.

    Ich kenne es auch, zu viele Baustellen zu haben und finde, Du hast eine mutige Entscheidung getroffen.

    Es kommt schon noch ein Stern zu Dir. Warte einfach nicht darauf….

    • Sandmann sagt:

      Ay Martin,
      schön formuliert. Der Platz ist aktuell sehr wohltuend 🙂 Obwohl ich den Platz im Keller mit XM Teilen füllen werde, denn der soll erstmal bleiben. Und ich habe da einen Schlachter aufgetan, von dem ich alles restlos abbauen und einlagern werde. Ich mag mein Baguette…
      Diesen Winter steht der Taunus im Fokus. Das ist meine große Liebe. Und wird es auch bleiben. Ich werde nicht behaupten, dass ich den mit ins Grab nehmen werde, aber ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass ich den nochmal hergebe. Ich habe zu viele schöne Momente in und mit diesem Wagen erlebt. Deshalb hänge ich auch am XM 🙂 Emotionen und Geschichten.

      Mal sehen ob ich nochmal einen klassischen Stern habe. Ich hatte ja schon einen W 124, und als Familienkombi nach dem W 210 macht sich der W 212 grad ganz gut. Der W 126 ist ein supertolles Auto, aber ich lag seinetwegen noch nie wach. Vielleicht wird es ja doch noch ein Ur-Modell vom 911, sowas um 1971 rum? In schlechtem Zustand aber technisch gesund. Wenn die nicht immer noch 30.000€ aufwärts kosten würden 😀
      Einfach immer weitermachen!
      Sandmann

      • Martin sagt:

        Jaja….. 🤣🤣🤣🤣

        Ich hab die Ohren auf, um Deinen Traum zu finden……
        Hast ja schon gesehen…..

        Nichts ist so beständig wie die Änderung.
        Unter diesem Motto hab ich eine schöne, spannende Phase meines Lebens gelebt.

        Somit: bleib Du, hab Träume, leb sie…….

        Aloha

        • Sandmann sagt:

          Ay Martin,
          Änderung ist meistens gut und wichtig. Je älter ich werde, desto öfter wünsche ich mir allerdings auch ein wenig Beständigkeit und Ruhe. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Rest der Welt langsam völlig freidreht.
          Ja du hast Augen und Ohren offen, das habe ich schon bemerkt 🙂 Leider ist dieser 911 Wunsch nur sowas wie eine fixe Idee, und mit meinem Budget sowieso nicht zu realisieren. Ich muss wohl, wenn dieser Wunsch bleibt, irgendwann mal einen kleinen Kredit aufnehmen und dann doch 40K für eine rostige Ratte mit Resttüv ausgeben. Man lebt nur einmal…
          Sandmann

          • Msrtin sagt:

            Jo Sandmann,
            ich backe auch meine Träume. Sie sind kleiner, aber dennoch real und wichtig.
            Ich hab eine Monkey, die bald hoffentlich wieder fährt und das auch legal darf.
            Dagegen stehen große Träume, die entweder nicht finanzierbar sind oder eine (oder sieben) Nummer(n) zu groß. Ein Defender…… *sabber*

            Ich habe heute, nach einigen Jahren, mit einem Klassenkameraden gesprochen. Er hatte einen Traum und die Möglichkeit. Jetzt hat er eine Belladonna stehen und rollert durchs wilde Eppendorf…..

            So muß es laufen.

            Halte Dein Baguette, mach (endlich) den Taunus fertig. Tu es. Für Dich.
            Fräulein Altona, sie sei gegrüßt, wird bestimmt ihre Freude haben, wenn ihr gemeinsam in den Harz fährt.

            • Sandmann sagt:

              Ay Martin,
              die „Größe“ der Träume sagt nichts über die Wichtigkeit oder das Gewicht deiner Träume aus. Ein Traum kann auch ein Spielzeugauto aus der Kindheit sein. Oder eine Monkey (was für geile Dinger) oder ein Auto oder drei oder was GANZ anderes. Motorräder, Häuser, Boote. Fahrräder, Mofas. Schön ist, wenn man den einen oder anderen Traum realisieren kann und wenn man ein paar Träume eben auch NICHT realisieren kann. Denn Träume halten uns am Leben. Wenn du so viel Geld hast, dass du dir alles auf dieser Welt kaufen kannst hast du keine Träume mehr. Ich glaube dann können nur noch harte Drogen kommen, weil das Leben sinnlos scheint.

              Das Baguette wird (Stand heute) erhalten, ich lagere mir demnächst einen Haufen Teile ein. Und der Taunus geht zum Örg, der ihn schweißen wird. Dann der Rest, den gebe ich so schnell nicht mehr her 🙂 Aber diese beiden Autos sind „meine“ Autos. Das Fräulein Altona mag die beiden, aber sie fährt nicht damit. Selbst schon gar nicht, aber auch nicht mit. Der S 212 ist quasi „ihrer“, unser Familienkombi. Wenn man was gemeinsames macht, ist es immer der. Allein schon, weil er das sicherste Auto in der Familie ist und die Kinder hinten gut sitzen (und die Klimaanlage funktioniert…). Ford und Citroen sind meine Spielzeuge. Und das ist auch gut so 😀
              Sandmann

  5. Andreas Wehke sagt:

    Das mit der Unfähigkeit zum Loslassen kenne ich auch. Nachdem ich zehn Jahre sehr aktiv in der VW Käfer-Scene unterwegs war, kam eine Scheidung und eine neue Familie, da hatte der gelebte Traum keinen Platz mehr, zumal durch die Scheidung das eine oder andere finanzielle Loch zu stopfen war. Nach dem Verkauf und dem begleichen der kleineren Kredite war aber eine kleine Summe über, die dann überstürzt in ein neues Projekt investiert wurde, also mehr in eine Ruine, die ich mir trotz besserem Wissen so richtig schön geredet habe, so nach dem Motto “ Man kann alles lernen, auch schweißen „.
    Soweit, so schlecht, was ich nicht bedacht habe, war die Zeit, die man haben muss, um so ein Projekt zügig durchzuziehen. Jetzt dümpelt das Ding schon zehn Jahre bei mir rum, in Teilen und ist schon dreimal umgezogen. Ich konnte schon neue Schweller einschweißen, Teile sortieren und mir Gedanken machen, wie den der spätere Zustand des KFZ aussehen soll, ach ja, die ATS Classic Felgen wurden schon neu besohlt, aber für eine Dekade ein etwas mageres Ergebnis.
    Mir widerstrebt es auch, alte Kontakte zu reanimieren, ich habe fünfzehn Jahre keine Kontakte gepflegt, das hätte für mich einen merkwürdigen Beigeschmack. Ich denke auch regelmäßig über den Verkauf in Teilen nach, hadere dann aber auch im gleichen Moment mit dem Gedanken, weil, es soll ja um die Erfüllung eines Traumes gehen. In vier Jahren werde ich sechzig, das wäre ja nochmal ein Ansporn, schaun wir mal.

    • Sandmann sagt:

      Ay Andreas,
      ich kann jedes einzelne Wort nachempfinden.
      Aber ich kann dich beruhigen und ermuntern. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da macht es einfach keinen Sinn mehr, alles zu verkaufen. Weil es schon so lange bei dir lagert. Und es frisst ja kein Brot.
      Ich habe mein Granada Coupé seit 1995 immer irgendwo rumstehen gehabt und seit vier Jahren bei mir zu Hause in der Garage. Ich habe es in diesen vier Jahren nicht einmal geschafft, die Kerzen rauszudrehen und die Zylinder zu ölen damit die klebenden Kolben wieder frei gehen. Aber er ist hier bei mir. Und er motiviert mich jeden Tag, weiterzumachen. Ich habe Leute kennen gelernt, die mir helfen würden. Auf die käme ich dann auch zurück, alleine schafft man sowas nicht. Meine Misanthropie hält eh schon zu lange an, ich grabe immer mehr alte Freunde aus (nicht um mit ihnen zu schrauben sondern weil es meine Freunde sind) und bin begeistert, wie sehr die alle noch DA sind. Das fühlt sich gut an.
      Setz dich einfach nicht unter Druck. Weggeben kannst du den immer noch. Vielleicht ist der richtige Zeitpunkt bald gekommen und du hast Spaß dran!
      Sandmann

  6. Bernd Schwuchow sagt:

    Ja, so ist das im Leben,
    man muß sich permanent entscheiden . Und das ist doch gut so. Zumindest besser als nach dem Motto: Sind Sie Entscheidungsfreudig? “ Ähm, wenn Sie mich so fragen 🤔…….“
    So hast Du Platz für Neues, bist frei für neue Entscheidungen und fühlst dich sicher etwas befreit.
    Du kannst für neue Backseat Sessions üben und dich endlich um deinen Taunus kümmern damit der den nächsten Winter übersteht.

    • Sandmann sagt:

      Ay Bernd, alter Taunusschwärmer,
      vielleicht ist es tatsächlich gut so, dass in meinem Leben nicht jeder Tag murmeltiermäßig gleich abläuft und ich heute schon sagen kann, was ich in drei Jahren machen werde. Das wollte ich nie, da hatte ich immer regelrecht Angst vor.
      Es tut sehr gut, gerade den echt vollgemüllten Keller zu ordnen und vieles wiederzufinden. Und dann bei ebay rauszukloppen 😀 Ich hab hier so viel Autokram angesammelt, den ich nicht (mehr) brauche! Ja, das befreit. Und fokussiert mich auf meinen Taunus (big Love) und was noch an anderen Projekten kommen wird. Der XM läuft und läuft und läuft. Da schockiert ein kaputter Fensterheber, eine fehlende Anhängerkupplung oder ein manchmal rumspackender CD-Wechsler im Kofferraum doch nun echt nicht 😀
      Wir lesen uns. Immer wieder.
      Sandmann

  7. Fetti sagt:

    told you.. na ja, vielleicht lernst du’s mit 60 ☺ Aber besser nicht, ich les ja gern deine Autogeschichten.

    Grüße, Fetti

    • Sandmann sagt:

      Ay Fetti,
      yes you told me. Es gab eine Handvoll Leser, die mehr oder weniger direkt orakelt hatten, dass ich die S-Klasse ja sowieso nicht fertig mache und halbfertig wieder verkaufe. Nun – ich habe sie vierfünftel fertig wieder verkauft und vieles gelernt über klassische Mercedes-Benz Originalteile. Dass man für sie viel Geld bezahlt zum Beispiel 😉

      Love, love will tear us apart again.

      Es wird mal wieder Zeit für emotionale Selfies mit Auto am Meer oder herbstlich-bunte Kindheitserinnerungen. Oder Backseat Sessions. Mal sehen auf welchem Rücksitz diesmal 🙂
      Sandmann

  8. pico24 sagt:

    Aiaiaia das klingt nach einer schwierigen Entscheidung. Aber das Beste ist, dass du es nun hinter dir hast. Und es war sicher das Richtige.
    Bin nur ein bisschen traurig, hatte mich schon auf „Alltags“geschichten mit W126 von dir gefreut..
    Grüßee

    • Sandmann sagt:

      Ay pico24,
      so wahnsinnig schwer war die Entscheidung nicht. Zumal ich rein finanziell nichts draufgezahlt habe. Das Schöne ist ja, dass ich so langsam wieder einen automobilen Alltag leben kann. Ich habe nur noch den Taunus und den XM (den Granada zähle ich zum Inventar) und kann euch mal wieder was von „unterwegs“ erzählen, ohne denken zu müssen, dass ich ja noch den Mercedes fertig machen muss 😉 Das macht jetzt der Maik. Und er wird es gut machen.
      Ich habe auch ein Lebenszeichen von „meinem“ Scorpio bekommen, auch den gibt es noch. In Berlin. Ja ja.

      Eine große „Nummer“ habe ich ab dem Frühling noch vor. Projekt T3 Campingbus. Ich werde berichten 🙂 Jetzt kommt erstmal in chronologischer Reihenfolge: TÜV Passat 35i von Schwiegervadder, schlachten eines eigentlich noch recht guten Citroen XM Turbo CT wegen eines stattlichen Teilevorrats, TÜV mein XM, schweißen und fertigstellen vom Taunus, TÜV Taunus… und dann ist Frühling und wir sehen weiter.
      Sandmann

  9. StefanSK sagt:

    Sehr schön geschrieben … auch wenn ich selbst eher den XM abgegeben hätte.
    Mein 126 steht jedenfalls nicht zur Disposition, eher der 107, der im Sommer ungeplant zugelaufen ist und jetzt eine Kur bekommt …
    Danke für den Text.

    • Sandmann sagt:

      Ay Stefan,
      nun – der 126er und der XM spielen in verschiedenen Ligen. Es war in dem Fall keine Frage von Zuneigung, sondern von Zeitaufwand. Der XM läuft und ist sehr speziell. Der 126er braucht viel Liebe (und Zeit, die ich momentan nicht habe) und ist danach vielleicht noch nicht mal speziell 🙂
      Ich glaube ich bin auch grundsätzlich nicht der Typ für aus dem Vollen gefräste sindelfinger Oberklasse. Ich bin mehr so der Bezwinger der französischen Zicken 😀
      Aber erzähl von deinem 107… auch so ein Traumwagen den ich immer wieder vor mir herschiebe…
      Sandmann

  10. Michael1973 sagt:

    Moin Sandmann,
    ich habs mir wegen der recht überschaubaren Fortschritte auch schon gedacht – schade drum, aber auch nachvollziehbar.
    Ciao Helmut 🙁
    Aber da du es schon angesprochen hast, ab nem gewissen Alter Autos anzuhäufen, die „irgendwann“ in der Zukunft aufgebaut werden sollen, ist mehr als ein Indikator für Realitätsverweigerung und/oder Messitum!
    Persönlich steht bei mir die Frage im Raum, ob ich meinen Alt-Polo nicht besser loslassen sollte … der ist quasi mein „Granni“.
    Der steht unzerlegt (wichtig!) seit nun 17 jahren in seiner eigenen Garage und wartet und wartet.
    Aber mittlerweile wären Zeit und Möglichkeit zum Neuaufbau auch keine Perspektive, da ich wegen meines Handicaps keine Autos ohne Servo mehr fahren kann/sollte 🙁
    Wegen der „Jahresringe“ um die Körpermitte kneift der auch bei geschlossener Tür …
    Verkaufe ich den, wird der zu 99% wegen seines GK-Motors geschlachtet, H-Kennzeichen wäre aufgrund damaliger, umfangreicher Tuningmaßnahmen und Umgestaltung des Innennraums zum Hifi-Mobils auch nicht drinn 🙁
    Wie irrational Auto-Liebe doch sein kann!
    17 Jahre Garagenmiete!
    Aber kaum setze ich mich ins Auto (verdammt tief! ), grinse ich wegen der noch verbauten Reste der Anlage wie ein Doofer, und witziger Weise riecht der noch immer so wie früher 😉
    Vielleicht hilft ja ne Therapie?
    Oder es kommt ganz doof – wie auch schon wie bei soooo vielen Anderen, kaum ist der eine Traum begraben, muss was Anderes her … ein Teufelskreis 😀

    Grüße mit gemischten Gefühlen
    Michael

    • Sandmann sagt:

      Ay Michael,
      oha oha… Aber bei meinem Granada im Keller stellt sich mir nicht die Frage, OB ich den fertig mache oder gar abgebe. Das wäre nach all der Zeit Quatsch, und das würde ich definitiv!! bereuen! Da frage ich mich nur, WANN das mal losgeht. Aber ich bin durch das Abstoßen einer Baustelle ja schon wieder ein wenig näher am Ziel. Und ich habe da jemanden kennen gelernt, der einen Plan hat. Ich werde berichten.

      Mit deinem Polo kann ich gar keine guten Tipps geben. Wenn er unzerlegt ist und du ihn schon so lange hast würde ich ihn behalten. Ist es denn AUSGESCHLOSSEN dass du dich mal ransetzt und loslegst? Denn wenn nicht – dann warte ab. Aber wenn doch – dann loslassen. Die ewige Leiche im Keller schließt ja neue Träume nicht kategorisch aus. Und wer weiß, eines Tages ist die Zeit vielleicht reif 🙂 Nur Mut.
      Sandmann

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Ein bisschen Mathematik: *